Warum der allererste Schritt meist bereits unüberwindbare Hürde ist - Wenn wir uns nun den eigentlichen Lehren des Hl. Johannes vom Kreuz zuwenden, so steht an deren Kopf un Anfang als das Tor selbst die Einwilligung in die ontologische Disposition des Menschen. Das heißt um die Frage, was ist der Mensch überhaupt, was selbstverstndlich die Aussage enthalten muß: Was ist er vor Gott. Und hier sind seine Schriften, wiewohl fünfhundert Jahre alt, wie frischeste Fruchtcreme, die für den heutigen Morgen geschrieben ist.
Direkt wird die Art angegriffen und zurückgewiesen, wie der Mensch des Jahres 2022 sich sieht, und wie es insbersonders den Jungen seit Generationen zu deren Verderben (1) eingetrichtert worden ist. Die dazu (so müßte man es korrekter sagen) verführt wurde, indem ihr als Band des Wegs zum Glück (wir haben vor ein paar Tagen aus einer anderen Richtung kommend darüber geschrieben) das eigene Wohlbefinden ans Herz gebunden, eigentlichmüßte man sagen: auf den Rücken, als tonnenschwere Last, geschnallt wurde.
Denn kaum etwas ist schwerer als Hindernis zu Erkenntnis und Gottesnähe zu überwinden als die Gewohnheit, die zur Haltung wurde, in allen Fragen des In-der-Welt-Seins das eigene Gefühlsleben in den blick zus chieben, und nicht den Blick aus sich hinaus, auf eine Sache hin, und dieser angeschnallt (um bei der Terminologie zu bleiben) zu werfen.
Und in dieser Sache gibt es nur eine Antwort: Daß jeder, wirklich jeder ANDERE Weg als diese Selbstüberwindung des eigenen Fühlens, als die Treue zum Gehorsam dem Gesetze gegenüber, das aus dem notwendigen Hingeben an den Ort, den man mit einer Sache (als den zweiten teil des Ortes, der, wie hier oft schon vorgestellt, wie eine gemeinsame Plattform des Ich mit einem Du, also als Beziehungsknoten zu sehen ist) teilt.
Selbsthingabe, Sterben (von welchem der Heilige seinen Beinamen erhalten hatte, "vom Kreuz") und sogar die Liebe zum Kreuz, die dann erwächst, die aber ebenso ein Geschenk ist wie jene Weisheit, die diesem Weg seine vollste Zustimmung schenken anrät. Weil DORT ein Glück ist, gegen das jedes ird'sche Glück wie ein schales, seichtes und handtellergroßes Schälchen gegenüber einem unendlichen Meere wirken läßt.
Diese Weisheit (diese Sophia, wie sie im Osten häufiger genannt und offensichtlicher geschätzt wird, so sehr sogar in ihrem Eigenwesen, daß man fast von einer "vierten göttlichen Person" sprechen könnte - fast!) ist aber nicht vom Menschen selbst zu erreichen. Jede menschliche Weisheit ist zur Erlangung der Erkenntnis Gottes vollkommen ungeeignet, weil sie in Wahrheit unwissend sind. Vor Gott, schreibt Johannes, ist die irdische Weisheit reinste Torheit. Er sieht sie nicht, er bemerkt sie nicht, ja sie ist ihm widerlich.
Alle Herrschaft und Freiheit der Welt, schreibt Juan, ist gemessen an der Freiheit und Herrschaft des (Heiligen) Geistes (sogar) tiefste Knechtschaft und Einschränkung und Gefangenschaft. Die Seele, die sich an das Geschöpfliche hängt, vor Gott allenfalls nichts, ja weniger als nichts, weil (...) die Liebe dem Gegenstand der Liebe ähnlich und gleich macht, ja sogar noch ihn unter sich erniedrigt. Darum kann sich eine solche Seele auf keinen Fall mit dem unendlichen Sein Gottes vereinigen. Denn da Nichtsein und das Sein schließen einander aus. Wo immer ber der Mensch sich an eine irdische Schönheit hängt, nimmt er an deren Häßlichkeit teil. Denn angesichts der unendlichen Güte und Schönheit Gottes, ist alle irdische Schönheit Häßlichkeit. Nichts Häßliches aber kann auch nur in die Nähe Gottes. Der Mensch braucht also einen Mittler.
Die Unwissenheit, die alle irdische Klugheit und alles irdische Wissen vor Gott sind, weiß ja gar nicht, was Göttliche Weisheit ist. Wer dies glaubt, ist im eigentlichen Sinn schon ein Tor, ein Narr.
Nur die Seele ist deshalb bereit für Gott, die jeder irdischen Weisheit entsagt. Das Kleine, das Törichte ist es, das Gott liebt und will, die "Kinder". Wer immer Ehrgeiz hat, etwas zu gelten, etwas zu bedeuten, wer immer nach Ämtern und Würden strebt, wer immer nach der Zügellosigkeit der irdischen Gelüste strebt, um etwas in dieser Welt (und also in deren Augen) zu sein, hat sich bereits vom Himmel ausgeschlossen.
Man ähnelt sich dem an, das man liebt. Wer die bloße Welt liebt, bleibt deshalb von der Ecclesia des Schönen und Vollkommenen ausgeschlossen.
So ist es zu verstehen, wenn es da heißt: Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt. Deshalb kann die heute so allgemein gewordene Sicht der Welt und der Dinge niemals zu Gott führen, ja sie ist Gott entgegengesetzt und seine offene Ablehnung. Nicht in der "Innensicht" liegt der Weg, sondern in der freien Wahl der Knechtschaft, des mägdlichen Dienstes, des kindlichen Angewiesenseins. Denn verglichen mit dem Ewigen Glück, ist alles irdische Erfülltsein, alle swas irdische Dinge an Wohlsein und Wonne ("frui") vermitteln kann, nur Qual und Pein.
Der Mensch nimmt über die Sinne an dem teil, was er aufnimmt. Ein Vorgang, der dem des Verdauens zutiefst ähnelt, nur auf einer anderen Ebene liegt, und sich so beschreiben ließe, Franz vo Baader schreibt darüber sehr schön: Die Welt ist ein einziges, eine Einheit, weil und insoweit sie einander zur Speise dient. Essen aber bedeutet, daß ich die Kraft des Aufgenommenen von seinem materiellen Träger (Verdauungsprozeß!) löse, und so an der jedem Dinge einwohnenden höheren Gestalt und Wirklichkeit teilhabe, diese quasi "in mich aufnehme" weil in das Eigensein integriere. Haftet der Mensch also an einem Irdischen, dann wird er auch innerhalb des irdischen Wirklichseins bleiben.
Um aber an einem Höheren teilzuihaben, muß ich mich auch der Höheren Ingegrationsiinstrumente bedienen, und die sind in diesem Fall die Gnaden Gottes. Er ist es, der uns somit an seiner Weisheit und Güte teilhaben läßt, nicht wir, die wir so tun wollen, als könnten wir es uns "nehmen". Diese Offenheit ins Unendliche also ist die Bedingung, und dazu braucht es die Unbedingtheit in der Welt, also das Loslassen - das Sterben.
Weil aus sich also der Mensch sich nicht ins Göttliche herben kann, braucht er ienen Mittler, der beide Welten in sich vereint - und im letzten somit ganz Mensch und ganz Gott ist. (Jesus Christus) Und es braucht dann als geistigen Akt den Akt der Identifikation mit diesem Mittler, mit dieser Person. Somit ist aber dann über sie ("in ihrem Namen") die Teilhabe des Menschen an der Göttlichen Sphäre und damit am Göttlichen Leben einer unendlichen Glückseligkeit und Freude möglich.
Der Weg zu Gott ist deshalb in drei Teilen zu sehen, die alle miteinander zusammenhängen.
Die Reinigung, die Vereinigung, die Erleuchtung.
Morgen Fortsetzung von Teil 6a) Reinigung. Der Grund, warum es die allermeisten nicht einmal schaffen, anzufangen. Sodaß ihr gesamtes weiteres "spirituelles Leben" zu einem unausgesetzten Maneuvre der Täuschung wird.
Erstellung 20. April 2022 - Ein Beitrag zur