In keinem Evangelium sehe ich die Anti-Heidnische Essenz dermaßen deutlich herausgearbeitet wie im Johannes-Evangelium. An der konkreten Aufarbeitung des Verhältnisses des Christen zum Judentum, die so aktuell ist, daß ich manchmal perplex bin, weil es von der Allgemeinheit bzw. der geistigen Öffebtlichkeit kaum gesehen zu sein scheint, zeigt sich exemplarisch auch das Verhältnis des Christen zum Heidentum. Insbesonders arbeitet Johannes die notwendige Abgrenzung zum Eckstein des Heidentums heraus, und das ist das Faktum der leiblichen, der körperlichen Abstammung und Vererbung, in seiem Verhältnis zur Geist-Seelischen Verfatheit des Menshen als anthropologischer Tatsache.
Auf die Jesus Christus durch die ganze Art und Weise seiner Lehre, seiner Inkarnation, seines Lebens auf Erden, durch die Art "wie die Erlösung geschehen ist" und wie sie zu sehen ist, die einzig gangbare, vor allem aber perfekt passende Anwort gibt. Das hat der Apostel Johannes zu einem der Zentren seines Evangeliums gemacht, und dann in Paulus nochwesentliche Ergänzungen gefunden. Beide sind ja des Griechischen kundig gewesen, und beiden ist das griechische Bildungsgut (über den Hellenismus, der seit Alexander dem Großen über diesen riesigen geographischen Raum des von Alexander aufgebauten Weltreiches, vom Indus über den Kaukasus, Kleinasien, Arabien bis nach Ägypten erstreckt hat) bestens vertraut. Ein Raum, dem der Makedonier in erstaunlich kurzer Zeit eine Struktur einziehen konnte, die ein Jahrtausend und mehr deutlich prägend gewirkt haben. Auch im geistigen Geschehen und dem Bildungsgut so vieler Millionen Menschen.
Und genau das, diese ganz elementaren Bausteine der innere Grammatik so vieler Zeiten und Menschen und Stämme, Völker und Familien verweist auch auf den wichtigsten geistigen Strang, enthählt des Pudels Kern. Der nicht nur so ein Reich legitimieren (oder de-legitimieren) kann, son dern auch die ganz individuellen Persönlichkeitskriterien vor Augen stellt. Die in der Selbsttranszendierung ja die Selbstüberschreitung auf einen Ort hin bedeuten. Und darin hat nicht nur Alexander die Basis eines NICHT-Heidentums selbst für Heiden erkennbar oder eher sogar: Damit zugängig gemacht, sondern auch den natürlichen Boden gewissermaßen beigestellt, auf den das Christentum so perfekt paßt. Das sich in Christus als Gnade über die Natur senkt. Johannes hat dies intellektuell durchschaut und durchgearbeitet.
Wodurch, und wie? Durch sein Darlegen, daß die Zugehörigkeit des Menschen (also die Zugehörigkeit zu einem Ort, als identitätsbestimmenden Faktor, und damit als Basis des Daseins in der Welt für JEDEN Menschen in der obgenannten anthrpologischen Verfaßtheit, als Person mit einer Geist-Seele, also einer vom Geist her durchwirkten anima vitalis und sensualis) nicht wie überall und weithin und vor allem: Wie auch von den Juden damals geglaubt, auf der LEIBLICHEN Abstammung BERUHT, und durch diese ein für allemal FESTGELEGT wäre.
Das ist nicht nur nicht der Fall - die Sohnschaft des Menschen, mit dem Pendant des Vaterschaftlichen (das sich elementar anders als das Mutterschaftliche verhält, weil die Rolle von Vater und Mutter in der Menschwerdung des Einzelnen nicht nur nicht gleich, sondern sogar völlig anders und hierarchisch-ontologisch bestimmt ist) -
Überall dort, wo diese Patri-Zentralität in der Identität ihre wahrhaftige Rolle spielt, hat sich damit auch die Loslösung vom Heidentum und die Disponierung zum Christen (auf die dann die Taufe wie Deckel auf Topf antwortet) abspielen können. Während sie jede aufrecht gebliebene Verschmelzung mit dem natal-mütterlichen als der Hemmschuh zu jeder Persönlichkeitsentwicklung schlechthin auswirkt.
Damit liegt auch auf der Hand, daß sich die Idee der Abstammung und der Zugehörigkeit, also das für das reale Leben so bedeutende Problem der Identität des Menschen, in diese zwei Wege unterteilt, die nicht gleichwertig sind, sondern grundlegende Entscheidungen über das Heil und Glück des Menschen bedeuten.
Das ist einmal der Matriarchale Strang. Er wird auf das Moment der leiblichen Abstammung ausgerichtet sein. Während der Patriarchale Strang (der die Persönlichkeit in jenem Sinn entwickelt, auf der das Abendland wesentlich aufgebaut ist, denn nur so kann sich eine wahrhafte Individualität entwickeln und verstehen lassen) diesem unverienbar entgegensteht, und eine Identitätsbildung auf der Grundlage der Selbsttranszendierung, die ein Überschreiten des Leiblichen hin auf die geistige Grundlage des Einzelnen bedeutet.
Und sagt, daß Identität in der Hingabe ENTSTEHT, von dort ihre Inhalte bezieht, wo sie auf das Wort, den Namen, das Zustimmen und eid-hafte Binden AN einen geistigen Formgeber trifft, und sich dem anschließt. Von diesem Zeitpunkt an wird auch die zukünftige Prägung, also die Entwicklung, als Dynamik auf ein geistiges Ziel hin in Gang gesetzt, und sich als Kraft im In-der-Welt-sein entfalten.
Dieser jener, der somit das jeder Leiblichkeit gar nicht entsagen KÖNNENDE, also tatsächlich unfreie und in Unfreiheit (als Moment des Geistes) bewahrende Heidentum überwunden hat, definiert somit die Form aus der geistigen, ideellen Grammatik des Daches, unter dem er steht. Er defniert sich nicht VON UNTEN HER durch den Staub, aus dem der Mensch materialiter aufgebaut ist, sondern VON OBEN HER durch den Namen, die Gerufenheit, das geistige Band des Eides (und jedes Wort ist im letzten ja ein Eid) un der geistigen Zugehörigkeit.
Frau, sieh da dein Sohn. Sohn, sieh da deine Mutter.
In einem seiner allerletzten Akte, ehe er dann am Kreuze stirbt, gründet Jesus eine neue Familie. In der niemand vom anderen in einem leiblichen Abstammungsverhältnis steht, sieht man von der leiblichen Verwandtschaft aller Menschen zueinander ab, in Adam und Eva.*
Die deshalb ihre Entsprechung im Väterlichen hat, weil das Verhältnis des Menschen zum Vater, das laut Jesu Aussagen selbst doch das Um und Auf des Christentums ist: Das SOHN-Sein ist es, auf das es ankommt, in diesem liegt das Heil, sowohl in seiner individuellen Geschichte als auch in der geistigen Wirklichkeit gerade NICHT auf der leiblichen Verschmolzenheit, sondern im Gegenteil, dem Erheben AUS DIESER AMORPHEN ALLGEMEINMASSE bedeutet.
Ganz anders, als heute gemeiniglich geglaubt wird (und hier im Westen UND im Osten, im Norden UND im Süden) ist die leibliche Abstammung per Augenlidschlag zu lösen. Mehr Bindung im Wirklichen hat sie nicht! Ihre Auswirkungen in Neigungen, gewissen Stärken oder Schwächen oder "Talenten" (als eigenschaftliche Arten, sich in der Welt am Ort, an dem man qua Geburt als Namens- und Orts- und Identitätszuweisung steht, zu realisieren) sind lediglich fördernde oder hindernde Tatsachen, die aber verglichen mit allen möglichen weiteren Einflüssen keinen besonderen Rang haben. Nicht die Mutterschaft definiert die Sohnschaft! Und der Mensch ist sogar dazu aufgerufen, sich von der Mutter zu lösen, und den (geistigen) Namen zu ergreifen und dessen Anforderungen zu erfüllen.
Morgen Teil 2) Als erhellte sich in immer neuen Kaskaden die Lebensführung der Gegenwart, begreift man: Der Menschen Bindung ist kein Moment der leiblichen Abstammung
*Ich möchte es hier nicht zu serh verkomplizieren, und lasse diesen Umstand vorerst einmal ohne Kommentar. Außer dem, daß sich geistiges und leibliches Abstammen natürlich als das je gleiche Element auf nur je anderer Stufe gegenüberstehen. Kurz: Gerade in diesen anthropologichen Fragen hat die Erbsünde kräftig in die Suppe der Begriffsküche gespuckt.
Erstellung 29. April 2022 - Ein Beitrag zur