Aber geil ist es.
Kam in den Wochenendverkehr - Revolution in Libyen |
Aber es schien nur um sie zu gehen. Und alle bewunderten diese Abenteurerin, na so eine auch. Ist doch gefährlich! Na sicher. Hatte Sie Angst? Na und ob! Zwanzig Minuten lang! Nein?! Doch. Die haben gezielt auf uns geschossen. Zweieinhalb Stunden lagen wir in Deckung.
Dann sind sie wieder heimgeflogen. Um direkt den Millionen Zusehern zu berichten. So ist es, wenn man ein Abenteuer erlebt. Wow. Sie erinnerte frappierend an jene amerikanische Journalistin, die in ihrem flotten T-Shirt und Photoapparat erleben wollte, wie es ist, so mitten unter 1 Million Männern am Tahrir-Platz, und die dann geschätzte zwanzig mal Opfer "sexueller Tätlichkeit", mit Müh und Not von einigen beherzten Frauen und Männern aus dieser blind aggressiven Meute gerettet wurde. Verdammt, das ist ja ernst!? Das ist ja echt?! Und ganz anders als "Schindler's Liste" - von Spielberg?! Wo sind die Geigen, wo das Fagott, beim dramatischen Höhepunkt? Wir sind doch die Guten! Ihr seid doch die Guten, wir helfen doch zu Euch?! Aber da ist echter Haß, und der ist noch dazu blind, wie immer. Nicht Spielberg-Juchee-Umarmungsschmus.
Kein Wort fiel jedoch über das Eigentliche, so es denn ein Eigentliches dort überhaupt gibt, denn das weiß nach wie vor niemand: Über die "Volkserhebung", über die Revolution, über den Kampf um Freiheit, von Libyen, worum es geht, wie es steht. Von alledem, von dem der europäische Superintellektuelle mit Postgraduate-Überqualifizierung dahertwittert und facebookt und zeitungspostet, immer parat mit Tips, vom Sozialstaatssessel aus, mit flinkem Daumen via iPod und iPad und Nokia 3007deLuxe direkt in die Venen der Revolution gespeist, heissa, Fränkie, schon gelesen? Sie rücken jetzt auf ElArishama vor! Mizzi, druck das bitte alles aus, zum Einrahmen, ist ja echt ein Hammer, das alles.
Eine Revolution, von deren Notwendigkeit alle außer die Einheimischen zu wissen schienen - denn es mangelt den Rebellen in Libyen vor allem an einem: an Leuten, die mittun ... Egal. Korrupt sind sie ja eh alle, diese Regierungen. CC an Fränkie nicht vergessen!
Und nachdem die bewährte US-Methode, ein Land in die Steinzeit zu bomben, um sich dann elegant zurückzuziehen, und den angerichteten Salat den Europäern zu überlassen, ohne auch nur den Funken von Ahnung oder Konzept zu haben - außer s. o. Spielberg-Werte und in dem Fall Harvard-Graduates - keiner also weiß, was dort los ist, und wohin es gehen soll, in der Zukunft, nachdem also auch pausenloser Raketen- und Bombenhagel nicht reicht, sind alle ratlos. Was spielt sich dort denn nun wirklich ab? Das fängt ja schon an wie in Jugoslawien!? Wie in Vietnam? Wie in Afghanistan? Wie im Irak?! Schnell ein paar Bomben, ein paar Tote, und dann: nichts wie weg!
Und Europa hat den Ball in der Hand - und ist ratlos. Soll es eine Revolution in Libyen "machen"? Noch vor wenigen Wochen wußten wir gar nicht, daß es dort eine Diktatur gab, war Gadhafi ein Freund?! Ja, kein Busenfreund, gewiß, außer für manche, aber an sich ... Wenn wir das gewußt hätten.
Was sagt denn das Reisebüro: müssen wir nun den Dharfour-Treck absagen, oder nicht, solche Lappen, könnten sich auch mehr um einen kümmern, ich mein: man muß so einen Urlaub doch lange genug vorplanen, ich riskier doch nicht meinen Job?
Wer ist dieses Wochenende dran? Syrien? Na denn los: Handyakkus aufgeladen, und ab geht's. Public-Viewing am Nestroyplatz. Aufstand im Libanon oder Jordanien, egal, jedenfalls live.2 (Punkt 2) - Direktbeteiligung möglich.
***