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Montag, 4. April 2011

Wem trauen? Was ist wahr?

Als ich mit Studenten das Thema der Zuverlässigkeit von Information aufgegriffen habe, waren sie, nach einer Zeit der Ratlosigkeit, kaum weitegekommen als daß es am besten wäre, sich selbst ein Bild zu machen. Daß es am besten wäre, möglichst selbst zu sehen, was passiere. Daß es deshalb am besten wäre, vor Ort jemanden zu haben, dem man vertraue.

Damit waren wir rascher als gedacht beim Thema der Vertrauensmänner gelandet. Und damit bei denselben Strukturen, die wir im Grunde haben.

Es liegt nicht an der Bilderfülle. Bilder und "Daten" können wir von jedem Punkt der Erde in unendlicher Menge produzieren und haben.

Aber Daten und bloße Information geben eben noch lange kein Wissen, und damit auch keine Bewertung, kein Urteil. Auch für die Konflikte im arabischen Raum gilt das, ja es gilt wie noch nie, dieser Eindruck entsteht: Es gibt Unmengen an Bildern und Dokumenten. Aber noch nie war die Kluft zwischen Information und "Wissen" so groß. Niemand hierzulande scheint zu wissen, worum es in all diesen Konflikten überhaupt geht.

Also scheint es auch bei Information um ganz anderes zu gehen, spielen Medien und Technologien eine weit geringere Rolle, als aktuelle Technikverliebtheit und -leidenschaft vorgaukeln möchte. Das Medium selbst ersetzt nicht Wissen. Es geht um nie unaktuell gewordene, aber immer seltenere andere Eigenschaften.

Die Fähigkeit, Information zu einem Ganzen zu ordnen. Die Fähigkeit, den Platz der Dinge zu wissen. Die Fähigkeit, Bildern und Daten ihren Platz zu geben. Welt wieder zu Erkenntnis umzuschweißen. Gerade in einer Zeit, wo wir sogar von Filmen und Daten über die Welt regelrecht überschwemmt werden. Ausdruck der Hilflosigkeit, des immer panischeren Herumruderns trotz hektischer Schwimmbewegungen Ertrinkender, die mit schreckensweiten Augen feststellen: es genügen nicht "richtige" Schwimmbewegungen! Es genügt nicht, noch mehr Daten zu generieren, aufzulesen! Aber, sagt der Instinkt, da, da muß es doch irgendwo liegen? In den Daten, da muß es doch liegen?

Es braucht aber etwas anderes. Wahrheit ist eine Frage des Ordnungsvermögens. Wahrheit ist nicht einmal eine Frage des "selbst", nicht einmal eine des "deutens" an sich.

Es braucht die Personen: die Deuter, die Offenbarer, die Künstler, die Priester, die Propheten.

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