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Donnerstag, 2. Mai 2019

Familienpolitik oder Familienzerstörungspolitik? (1)

Es ist bedauerlich und zum Schämen, aber im Wettlauf um die Krone der Verdummung zwischen Katholiken und dem Rest der Bevölkerung tun die Katholiken immer wieder alles, um erster zu werden. Einerseits, weil sie ausgehungert danach sind, endlich wieder zu anerkannten Mitgliedern der Gesellschaft zu werden, und anderseits, weil sie vergessen, daß sie genau dieselben Verwirrungsspielchen hinter sich haben wie alle übrigen Mitmenschen. Aber es genügen "Trigger", es genügen auch bei Katholiken schlichte Schlagworte, Etiketten, und schon bricht ein Jubelsturm (oder ein Entrüstungsgewitter) los. Und eines der Etiketten, auf die sie besonders gerne reagieren, ist, wenn ein Politiker "Familienförderung" in den Mund nimmt. Was die politische Maßnahme, die damit verbunden ist, wirklich bewirkt, interessiert schon niemanden mehr. 

Wobei ein weiteres völliges Unverständnis zu beobachten ist, in dem die Katholiken etwa die Linken sogar noch übertreffen: Das ist der Wahn zu meinen, Politik (und speziell Familienpolitik) hätte zu allererst oder gar ausschließlich mit Geld und Geldzuwendungen zu tun. 

So war es jüngst zu beobachten, als Viktor Orban für Ungarn ein schweres "Familienförderungspaket" ankündigte. Künftig werden Familien mit hohen Kreditsummen bedacht, die ein Haus oder ein größeres Auto kaufen wollen, und künftig erhalten Frauen für ungarische Verhältnisse gewaltige Kredite zugesprochen, die mit der Anzahl der Kinder immer weniger bis schließlich gar nicht mehr zurückgezahlt werden sollen. 

Schauen wir einmal über den Gartenzaun von Zeit und Raum. Zu den ersten Maßnahmen, die Anfang der 1970er Jahre die SPÖ-Regierung Kreisky durchführte, war die "Familienförderung". Die Kinderbeihilfe wurde kräftig angehoben. Brautleute erhielten eine Hochzeitsprämie, die gut die Hälfte eines durchschnittlichen Monatsgehalts ausmachte. Länder vergaben Hausbaukredite fast zum Nulltarif, später wurde dies in manchen Bundesländern so weit ausgedehnt, daß bei vorzeitiger Rückzahlung große Schuldbeträge erlassen wurden. Kinder wurden mit einer Geburtenprämie "begrüßt", ebenfalls in der Höhe eines doppelten monatlichen Arbeiterlohnes. Von der Aussetzung der Strafe für Abtreibung (was deren Freigabe gleichkam) wollen wir hier gar nicht reden, auch wenn es dazugehört. Nicht unerwähnt bleiben soll dabei, daß die Sozialeinrichtungen generell in diesem Land so gut ausgebaut wurden, daß finanzielle Not als Rechtfertigung für eine Abtreibung anzuführen einfach eine Lüge ist. (Die einzigen übrigens, die systematisch aus dem Sozialnetz fallen, sind ... Väter.)

Was ist in Österreich ab Anfang der 1970er Jahre passiert? Stiegen die Geburten? Stiegen die Hochzeiten? NEIN. ZUM GEGENTEIL. Die Geburtenrate sank und sank, die durchschnittliche Kinderzahl pro Familie sank und sank. Heute liegen wir bei 1,4 Kindern pro Frau, und das wohl nur, weil von den heute 8,9 Millionen Einwohnern 1,2 Millionen ausländische Staatsbürger, ein Viertel zwar formell Österreicher, aber ausländischer Geburt sind. Von denen manche ohnehin eine etwas üppigere Auffassung von Kinderkriegen und Geburtenrate haben. Die Zahl der Eheschließungen sank und sank. Heute werden in Österreich nicht einmal mehr die Hälfte der noch dazu auf die Hälfte im Vergleich zu 1970 gefallene Geburtenanzahl illegitim geboren, das heißt: nicht in eine ehelich begründete Familie geboren. 

Komisch, nicht wahr? Dabei wurden Ehen und Familien und Kinder mit Geld und sozialen Wohltaten überschüttet! Dabei wurden Schulen und Kindergärten und Universitäten und Infrastruktur gebaut und erweitert, sodaß zum Beispiel die Zahl der Kinder in Volksschulklassen von fast 40 (wie es der VdZ noch erlebt hatte) auf nahezu die Hälfte gesenkt werden konnte, während die Zahl der Lehrer und Pädagogen in die Höhe schnalzte. Im weltweiten Vergleich wird heute in die Ausbildung und Betreuung der Kinder so viel Geld investiert, daß manche von "extrem ineffizientem System" sprechen.

Alles würde also für eine kräftige Erhöhung der Kinderzahl sprechen. Alles für Eheschließungen. Alles, was man eben mit dem Gott Geld=Politik machen kann wurde gemacht. Und trotzdem passiert es nicht! Die Zahl der Geburten bleibt derzeit auf niedrigem Niveau gerade mal so stabil, aus demographischen Gründen wird sie aber absehbar in sehr baldiger Zeit noch einmal sprunghaft fallen.

Mit diesen Erfahrungen steht Österreich im Europavergleich keineswegs alleine da. Im Gegenteil, überall werden dieselben Erfahrungen gemacht. Geld macht keine Kinder. Nirgendwo. Nur in den ganz wenigen Ländern, die noch eine höhere Geburtenrate haben (dem VdZ fällt jetzt gar keines ein, aber es soll irgendwo im Osten eines geben ... nicht übrigens Ungarn!) koinzidieren finanzielle Unterstützungen für Familien mit höheren Kinderzahlen, aber nicht initial! Sondern begleitend.

So muß man wohl auch Polen betrachten, wo im Jahre 2015 ein Familienunterstützungsprogramm eingeführt wurde, und es ob zufällig oder unterstützend-ursächlich tatsächlich zu einer Vermehrung der Geburten (angeblich um 9 Prozent) kam. Wohlgemerkt: Ausgehend vom niedrigsten Niveau in Europa, in einem in rasantem Tempo verwestlichten, ja einem direkt anti-östlichen Land, sodaß das eigentlich widersprüchliche Zahlen sind. Man müßte also diese offiziellen Zahlen (und politischen Maßnahmen) genauer ansehen, der VdZ ist da sehr skeptisch. Außerdem sind in den letzten Jahren auch zwei Millionen (armer Niedriglohn-)Ukrainer in Polen eingewandert, wer weiß, daß das statistisch für eine Rolle spielt. Aber gut, lassen wir das mal stehen.

Denn wir bleiben bei der Behauptung, weil unsere Sozialsysteme bemerken, daß die hohen direkten Zuwendungen für Kinder und Frauen (jetzt kommt das böse Wort erstmals vor, auf das manches noch später zulaufen wird) keinerlei Auswirkungen auf die Ehe- und Geburtenfreudigkeit der "indigenen Bevölkerung" haben, sondern Personen (und religiösen wie sozialen Schichten) zufließen, die OHNEHIN viele Kinder in die Welt gesetzt, und deren Ehen OHNEHIN (durch soziale Wertegefüge) stabil, vor allem aber obligatorisch für Kinderzeugungen sind. Wir müssen die Fälle nicht bemühen, die ein kurzes Zeitfenster lang medial öffentlich wurden, und absurde Summen kolportierten, die manche Personenkreise lukrieren, die sogar ein Arbeitseinkommen unnötig machen.

Es gibt solche Schichten auch ... in Ungarn. Damit sind nicht die 65.000 Migranten gemeint (darunter rund 20.000 "gekaufte" Aufenthalte, etwas, das mittlerweile wieder gestoppt wurde), die Ungarn seit 2015 allen Beteuerungen von Orban zum Trotz "aufgenommen" hat (sodaß der einzige Unterschied zur übrigen EU darin besteht, daß der ungarische Ministerpräsident verbal so tut, als gäbe es in Ungarn KEINE Immigration.)

Gemeint sind vielmehr die Roma und Sinti. Zigeuner (und in Ungarn verwendet man weiterhin bedenkenlos diesen Sammelbegriff, denn es gibt ja eine Menge weiterer Stämme als Roma und Sinti) sind die einzige Bevölkerungsgruppe (man schätzt sie auf 500.000), die (gebietsweise verschieden) eine deutlich höhere Geburtenrate zeigen als der Durchschnitt Ungarns aufweist. Über die sozialen Probleme und Spannungen wollen wir hier gar nicht weiter reden, die sich damit verbinden, außer daß wir erwähnen möchten, daß sie ähnlicher Art sind wie sie in Westeuropa mit kulturfremden Migranten auftreten.


Morgen Teil 2) Null Nutzen, aber viel Schaden