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Donnerstag, 16. Mai 2019

Irgendwie irgendwann irgendwer irgendwas

Ein ganz ausgezeichneter Artikel aus der Feder des evangelischen Pfarrers Achijah Zorn fand sich unlängst auf Tichys Einblick. Unter dem Titel "Massenbegeisterung als Konstante" geht Zorn auf den Umstand ein, daß das, was sich in der "Energiewende" abspielt, in einer Reihe mit ähnlichen Massenphänomenen zeigt. Die in den 1950er Jahren begann, als man die Lösung aller Energieprobleme in der Kernkraft sah und alle das glaubten. Nur hat niemand daran gedacht, daß man hier eine Toilette montierte (O-Ton), aber keinen Anschluß ans Kanalnetz hatte. Niemand wußte, was mit den genutzten Atombrennstäben zu machen sein würde. Und alle waren sicher, daß da irgendwann irgendjemandem schon irgendetwas einfallen würde. Leider war das bis heute nicht der Fall. Man hatte gewettet - und die Wette ist nicht aufgegangen. 

Aber dann kam ohnehin die Ölkrise. Kein Öl, man stelle sich vor! Die Massen waren elektrisiert. Wir müssen Energie sparen, überall! Die Motoren müssen umgebaut, die Autos leichter werden. Eine ganze Industrie begann, sich auf die neue Bedrohungslage einzurichten, mit Milliardensubventionen, denn es ging ja um unsere Zukunft. Wer nicht mitmachte mußte mehr Steuern zahlen. Noch dazu zu einem Zeitpunkt, wo die Wissenschaft sicher war, daß wir auf eine neue Eiszeit zusteuern. Würden wir alle erfrieren? Bis sich herausstellte, daß das alles so wohl nicht ganz stimmen könnte. Es gab nach wie vor Öl, und mehr als genug. Langsam ebbte die Hysterie wieder ab. Da kam schon die nächste Welle - das Waldsterben. Schon liefen die Rechner heiß, mit welchen Maßnahmen und Milliarden die Wälder gerettet werden müßten, sonst ginge gar nix. 

Die ganze Industrie mußte sich umstellen. Jedes Auto wurde mit Filtern bestückt (die neue Emissionen ausstießen, die bis heute noch niemand untersucht hat, ob die nicht bedenklicher wären als die alten, groben Rußpartikel), für andere die Steuern erhöht. Bis jemand draufkam, daß da gar nix war, mit den Wäldern. Das waren ganz normale biologische Prozesse, die zyklisch immer aufgetreten waren, die nur zum ersten Mal für sich und isoliert betrachtet wurden, weil man sie erstmals genauer beobachtete. Also ebbte auch hier das Interesse bald ab. 

Und schon kam die nächste Bedrohung, die nächste Massenbegeisterung: Das Ozonloch war zu schließen! Schon war der Schuldige ertappt, schon waren die Milliardenschweren Maßnahmen beschlossen, das FCKW mußte weg! Wieder wurde ein ganzer Industriezweig mit Milliardensubventionen umgebaut, wieder trugen die Leute brav ihre Gelder auf den Markt, um die Welt zu retten. Wer nicht mitmachte mußte Steuern zahlen, bis er schwarz wurde. Bis sich herausstellte, daß das mit FCKW nix zu tun hatte, das war ein ganz normaler Prozeß, der nur zum ersten mal genauer beobachtet wurde, der zyklisch ganz regelmäßig auftritt.

Solche Abläufe häuften sich im Laufe der Zeit. Die ein Merkmal haben: Die Bevölkerungsmassen sind begeistert, unterstützen alles mit ihrer Stimme, kritisieren höchstens mal am Biertisch (oder in den Internetforen), aber der Zug fährt, und niemand weiß, wo er hinfahren und ob er ankommen wird. Und wer nicht mitmacht, wird zur Kassa gebeten.

In der "Energiewende" multiplizieren sich die unbekannten Faktoren. Niemand weiß, wie das jemals funktionieren soll. Schon deshalb, weil niemand weiß, was man damit lösen will. "CO2-Ausstieg." "Klimarettung". Geht es noch schwammiger, noch nebulöser, noch ehrgeiziger? Wie wär's mit "Rettet die Regenwälder auf dem Mars"? Das ist wenigstens konkreter.

Aber alle sind dafür. Und alle wollen "erneuerbare Energien", wer wäre da nicht fürs Schlaraffenland: Täglich am Morgen müssen wir nur darauf warten, daß die Sonne kommt, und sofort wird abgeerntet, wo niemand zu säen brauchte. Und wenn der Wind kommt - noch besser.

Aber es gibt keine Scheuen. Es gibt nicht einmal die Leitungen, keine Speicher, keine Grundtaktgeber, keine Lösung für den Überschußstrom. Nur vage, verschwommene Träume bei allem, das dafür nötig wäre, wenn so eine Energieversorgung überhaupt jemals funktionieren kann, und zwar nur rein theoretisch und nach Märchenmelodie. Vorsorglich baut man mit viel viel Geld halt überall schon mal Smart-Zähler ein, denn den Verbrauch muß man dann ja auch steuern, und setzt auf internationale Netze, um das Problem wenigstens weiter zu schieben. Irgendwie wird es sich in der Masse vielleicht lösen?  Und baut alle Antriebe, die bis drei nicht auf den Bäumen sind, auf Elektromotoren um. Denn irgendwann wird ja der Strom dafür da sein. Irgendwie. Irgendwo.

Und weil bald so viel investiert worden sein wird, wird man wieder und wieder neue Einfälle haben, wie man das, was nie funktionieren konnte, doch noch irgendwie nutzt, und sei es noch so ineffizient (denn nichts ist teurer, wie jeder Bastler weiß, als eine Maschine zu reparieren, die an sich nicht funktionieren konnte.) Batteriekästen in jeden Haushalt, natürlich subventioniert. Sündteure Autos als fahrende Batterie, die bei Bedarf nur stehen muß, natürlich subventioniert. Versorgungsnetze? Irgendwann irgendwo. Wo man alleine die Rohstoffe für die Batterien hernehmen soll? Na irgendwie wird das schon gehen. Und einstweilen dämmen wir auch noch die Häuser, bis es kracht, natürlich subventioniert. Warum? Na - deshalb. Wie es mit Kosten-Nutzen-Verhältnissen aussieht? Na - irgendwie. Was mit den Bergen an Styropor, denn die Häuser stehen ja nicht ewig? Na - irgendwas. Was mit den substantiellen Bauschäden, die man hier produziert? Na - wir schaffen auch das.

Obwohl niemand weiß - "noch", und das ist das generelle Zauberwort - wie das alles jemals in Bereiche kommen soll, die erstens überhaupt eine Stromversorgung sichern, und zweitens das auch noch zu leistbaren Preisen können soll. Und mittlerweile gibt es sogar schon eine Reihe von Rückmeldungen die zeigen, wie schwach, wie fragil, wie anfällig, wie unsicher solch eine Energieernte ist, die nach derzeitigem Stand niemals alleine laufen kann, sondern ein ständig bereites Auffangnetz braucht. Und obwohl niemand für das sich abzeichnende Desaster Lösungen hat, wird dennoch locker ein Energieproduzent um den anderen abgeschaltet. Erst die Kernkraft, jetzt die Kohlekraft. Irgendwas wird schon kommen. Ist ja noch Zeit bis dorthin.

Das ist wie im Casino. Alle setzen auf die 37, und hoffen, daß sie auch bald kommt. Man weiß nicht einmal, ob die überhaupt am Rad vorkommt, das der Croupier dreht. Man weiß nicht einmal, ob die überhaupt in dem Spiel vorkommt. Aber man erhöht Stunde um Stunden den Einsatz, und der Glaube an die 37 wird zum Gesetz. Alle haben das zu glauben, ganz fest, und sich sicher zu sein, daß das eines Tages so sein wird: Die 37 wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 : 37 kommen, das ist wissenschaftlich errechnet. Und nachdem bisher ständig 0 bis 36 kam, ist mit mathematischer Gewißheit bald die 37 dran.

Hunderte Milliarden werden aber mit enormer Begeisterung auf ein schwammiges Traumbild gesetzt, in dem alle möglichen Versionen kursieren, die vorgaukeln, was man mit dem Supergewinn anstellen wird. Ganze Infrastrukturen werden mit gigantischen staatlichen Subventionen auf die Wiese gestellt, die alle einen Rattenschwanz an Problemen nach sich ziehen, die sämtlich ungelöst sind, aber niemand will genau hinschauen. Kostet ja nix! Nicht einmal das Problem, das man damit angeblich lösen sollte, ist klar definiert. Klimawandel - wie? Was? Wohin? Welche Folgen? Reine Spekulation. Reine Wette. 

Wenn es letztendlich etwas kosten wird, wer das alles einmal bezahlen soll, ist nebensächlich. Es muß einfach so sein, weil es so sein muß. Immerhin trägt Deutschland weltweit zwei Prozent zur CO2-Wolke bei. Ob das CO2 überhaupt die Ursache für eine (nicht einmal sichere) Temperaturerhöhung (wo?) ist, ist nebensächlich. Irgendwann wird das schon irgendwie bewiesen sein. Und dann sind auch die 0,0009 Grad Abkühlung, die ein kohlenstoffbefreites Deutschland zum Zwei-Grad-Ziel der Welt beiträgt, von Bedeutung. Wovon die Menschen dann leben sollen? Irgendwie wird sich auch das irgendwann lösen.

Machen wir in der Zwischenzeit einfach mehr Schulden. Wir müssen nur durchhalten. Eines Tages ist es soweit, dann kommt eine Lösung und alles löst sich in Wohlgefallen auf. Was? Na - irgendwas. Wann? Na - irgendwann. Wie? Na - irgendwie. Und diese irgendwie irgendwann irgendwo irgendwer sind schon so zahlreich, daß man meint mit ihrer Liste gar nicht fertig zu werden, wir haben an diesem Ort ja auch nur eine Auswahl getroffen.

Was passiert, wenn aber diese zahllosen Wunderlösungen, die gebraucht würden (und die sich, so nebenbei, schon zu gewaltigen Bergen kumuliert haben), nicht gefunden werden? Wenn dem Staat das Geld ausgeht, wenn die Menschen die ständig zunehmende Belastung durch eine ständig weiter steigende Wettsumme nicht mehr tragen können und wollen? Keine Ahnung, bei niemandem. Aber immerhin segnen das alles die Kirchen ab, wird also schon was dran sein. Der Weg zu neuen Klima-10-Geboten ist ja, wie man allen Ernstes hört, nicht mehr weit. Dann wird der Schwachsinn wenigstens für alle verbindlich, und niemandem fällt mehr nichts auf. Wem's nicht paßt, der soll auswandern.

Eines dürfen wir bei alledem wissen: Es wird eine nächste Massenbegeisterung geben, mit nächsten schwarzen Löchern drin, man muß sie nur rechtzeitig in die Arena treiben. Vielleicht könnte man aber in der Zwischenzeit die 37 irgendwie auf das Rad des Croupiers basteln und die Regeln ändern? Oder noch besser: Wir malen alle Zahlenfelder auf 37 um?





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