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Mittwoch, 22. Mai 2019

Vom Balzverhalten der Korkenzieher (2)

Teil 2)




Vieles, was uns nur als ideologische Auseinandersetzung erscheint, ist damit in Wahrheit ein (klar, oft genug ersatzweises, rationalisiertes) Streben nach einem gebärenden Ritus.** Denn was dem Leben fehlt, bemerkt man am fehlenden Ritus.

Noch etwas wird bei Tieren deutlich, es gilt auf andere Weise nicht weniger für den Menschen. Denn es ist immer dieselbe Archetypik, aber in je anderer Ebene, beim Menschen eben - im Geist, denn das Wesen der Seele, also der Form, zeigt sich immer in ihrem höchsten Punkt. Das Männliche hat etwas "Penetrierendes", hat etwas "gewalthaftes", das sich der mater/Materie/Mutter bemächtigt.

Welt wird also nur durch einen Akt der Gewalt. Diese ist jener Punkt, an dem das Männliche sich ins Unbekannte, ins Transzendente selbst hinein verliert weil hineinstirbt. Während das Weibliche scheu ist, von Natur aus, und flieht, somit genommen werden muß. Sein Sterben ist das Hinnehmen der beide überstülpenden, aus dem beantworteten Verlangen der Form heraus überlagernden (und damit zu "eins" machend: Mensch als Mann UND Frau) Form (=Ehe), welche nun die zu diesem Schritt zustimmende Frau überwältigt, und darin zu sich selbst und ihrer höchsten Möglichkeit bringt, der Lebensweitergabe, als das Schöpferische der beide überstülpenden Form.*** In deren Rahmen aber der eine (der Mann) überwältigt, der andere (die Frau) überwältigt wird, denn nur so ist diese Form (=Ehe) real und damit für beide aus sich heraus wirksam.

Es ist die Zustimmung zur Herrschaft des Mannes über sie, der sie zu diesem Moment bringt, und wo sie sich dem Unbekannten des Transzendenten (in dem die Wirklichkeit der Ehe "wartet", ja aus dem heraus diese lockt) ausliefert.³ Nur im Selbsttranszendieren aber wird alles zu sich selbst - empfangend, nicht selbst gebend. Das gilt wiederum für beide Geschlechter.****

Aber damit wird auch klar, daß es völlig gleichgültig ist, ob wir unser Leben als Gartenschlauchträger, Funzelbrenner, Schnapsproduzent, Ministerialrat oder König verbringen. Nämlich in dem Sinn, als all das nur Kostüme für ein und dasselbe sind, das einzig jedem Menschen aufgetragen ist! Das Geforderte ist bei allen Ständen und Berufen etc. etc. gleich. Noch etwas wird damit klar: Daß es ein lächerlicher, aber folgenschwerer Irrtum ist zu meinen (wie es heute geschieht, ja darauf baut unser gesamtes Bildungssystem auf), die Identität von "Fähigkeiten" abhängig zu machen, die angeblich zum Vorschein kommen. Es geht gar nicht darum, denn die Fähigkeiten (die man damit meint) werden nur im Rahmen von Identitäten (Orten) und damit in Riten und Tabus sichtbar, also zur Welt, und erst dort erlangen sie ihren Wert, also Anerkennung.*****

Ein "Gegenmittel", ein konstruktives Gegenmittel kann nur so aussehen, behutsam wieder Riten und Tabus zu etablieren. Die natürlich nicht einfach Kopien von Vergangenem sein können. Wenn sie auch manche oder viele dieser früheren Ritus-Elemente enthalten werden. Weil sie auf die Natur als Grundlage von Wesen Bezug nehmen, und die ist nicht schlicht a-historisch, abstrakt. Nur im Ritus werden wir wieder eine "bessere (=dem Schöpferischen förderlichere) Welt" für uns und unsere Nachfahren schaffen können. Nur so werden aus den Schutthaufen, die wir heute alle sind, und die alles ist, was wir lustigerweise noch Kultur nennen, wieder Gestalten aufstehen können. Dann werden wir auch das Müllproblem gelöst haben.





Morgen Teil 3) Die exkursartigen Anmerkungen




*080319*