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Montag, 20. Mai 2019

Gottes eigenes Volk (8)

 8. und letzter Teil) Von wem stammt Jesus ab? - 
Und: Einige Nachträge



Jetzt so zu tun, wie Roy H. Schoeman in "Das Heil kommt von den Juden", als würde über die "Blutsverwandtschaft" zur Gottesmutter Maria und ihrem Sohn Jesus, wahrer Mensch (also einem Volk zugehörig!) und wahrer Gott (also ein Volk schaffend! das Volk geht mit ihm, nicht er mit dem Volk!), das alte Privileg der "Juden" bewahrt, ja in nichts geschmälert wäre, sie müßten nur Jesus als Messias anerkennen, ansonsten aber Juden bleiben, ist schlicht falsch. Ja, man muß es sogar als Versuch deuten, das Christentum zu kapern, und in der Heilsökonomie zu einer jüdischen Angelegenheit zu machen, bei der die katholische Kirche froh sein kann, als Parallelkirche auch ein wenig mitnaschen zu können.

Auch die Verheißung Gottes (wie in 2. Samuel, 7-14), daß sich die Herrschaft des "Hauses David" auf ewig erstrecken werde, bezieht sich dezidiert auf die geistige Vaterschaft Gottes selbst. ER ist es, der den Thron aufrichtet, von Geschlecht zu Geschlecht. ER ist das Haus, von dem die Rede ist, und es geht mit ihm, ER sucht seinen irdischen Träger. Es geht nicht mit qua irdischer Zeugung über eine irdische "Blutslinie" (männlich oder weiblich), was auch den Stammbaum Jesu Christi (s. Matth. 1) nicht verstehbar machte. Für den gleichfalls Josef nur in diesem geistigen Sinn "Vater" gewesen sein kann, in ihm wäre also jede irdische Blutslinie sowieso unterbrochen. (Eben nicht - sie wird zu ihrer Vollgestalt erfüllt, der geistigen Vaterschaft.)

Was interessant ist, weil es Auskunft über dieses sehr irdische Verständnis von "Vaterschaft" bei den  Juden gibt, die Christus als Abtrünnige bezeichnet hat (siehe unter anderem das Johannes-Evangelium mit zahlreichen Stellen dazu): Die talmudischen Juden unterstellen der Gottesmutter Maria, in einem "Seitensprung" Jesus empfangen zu haben (während die Kaballa sinngemäß meint, daß der Rabbi Jesus ein mächtiges Wirkwort "gestohlen" und seinen messianischen Anspruch darauf gegründet habe), denn damit ist diese Blutslinie tatsächlich unterbrochen, unterfüttert also auch die Ablehnung von Jesus als göttlichen, inkarnierten Erlöser als dem Judentum immanent, als dessen Merkmal.* Wenn man vom "Volk der Juden" sprechen kann (zum Unterschied von den Bewohnern Israels), dann muß man also nach deren Vätern, nach deren geistigem Sammelpunkt suchen. Und das sind die Rabbiner, das ist der Talmud.**

Die einen Gründungsmythos pflegen, der sich im Zionismus seinen markantesten Ausdruck sucht, in der Haltung des tikun olam (Heilung der Welt) ihre Aufgabe, und in einer auffälligen Betonung der einstigen Berufung zum Volk Gottes ihre Legitimation sieht, weil der Wille Gottes auch heute noch mit ihnen geht - obwohl sie es im tiefsten Inneren besser wissen. Was sich auf fatale Weise mit historisch-politischen Agenden (der Gründung und dem Bestand des Staates Israel) vermischt, weil nun diese rechtfertigen soll.

Aber die Herrschaft Gottes, als solches Königtum, als solche Vorsehung Gottes in Jesus Christus über dem Volk Gottes hat sich anders verwirklicht. Sie hat sich aus der Geschichte mit EINEM Volk zur Geschichte mit der gesamten Menschheit durch Tod, Auferstehung und Himmelfahrt vollendet - in der Kirche, der Gemeinschaft der Getauften, die sich potentiell auf die gesamte Menschheit erstreckt, gerufen zum EINEN Volk Gottes. Als Ganzes eines mystischen Körpers, die die Getauften in Christus, dem Haupt, sind, nicht als Summe von Teilen.


Nachtrag: Wie der VdZ hörte, wird das Buch von katholischen (sich als "der Tradition verbunden" bezeichnenden) Priestern als im Sinne des traditionellen Katholischen empfohlen. Das ist empörend. Entweder haben diese Priester das Buch gar nicht gelesen, oder sie haben durch die über 300 Seiten keine Essenz herausgefunden (was freilich noch verständlich wäre, denn dazu brauchte man schon eine geraume Zeit) und sie an ein paar Sätzen festgemacht (für die gilt, daß immer mit Teilwahrheiten am besten gelogen werden kann), oder sie haben Mängel und Vernunftprobleme anderer Art, über die hier zu spekulieren sich der VdZ aber verkneift. Denn allzu oft meinen "der Tradition verbundene" Kleriker, sie könnten vieles ignorieren, weil sie sowieso im Besitz der Wahrheit seien. Während ihnen die Seelen der Menschen in Wahrheit recht gleichgültig sind.

Nachtrag II: Noch ein Wort zu Edith Stein, die Schoeman ebenfalls für seine Aussagen mißbraucht. Ja, die katholische Nonne und Philosophin, wenn nicht Mystikerin, von deren Schriften der VdZ einige kennt und schätzt, kam ins Konzentrationslager, weil sie von einer jüdischen Familie abstammte. Dem Blute nach. Aber sie nahm ihren nahenden Tod als Sühne für die Sünden der Juden, nicht für sie als "Volk Gottes" also, sondern weil sie diesen Status verweigert haben. Genau diese doppelte Unschuld, die Stein somit an der Judenverfolgung hatte, war die Folge der Sinnlosigkeit, die sie für die Bekehrung der Juden aufopferte. Aber ganz sicher nicht kann man sagen, daß sie eine "Märtyrerin des Judentums" gewesen ist, worauf Schoemans Buch hinausläuft.


*Wie hier schon vordem gezeigt, ist das Verständnis eines göttlichen Erlösers bei diesen Juden des "Judentums" damals wie heute ausschließlich "irdisch" verstanden. Ein Erlöser wird nach wie vor als jemand erwartet - wie damals! - der als konkreter, mächtiger König konkrete Ordnung auf der Welt schafft, und sei es durch Krieg. Jesus selbst hat dem widersprochen: Mein Königreich ist nicht VON dieser Welt. (Wohl aber IN dieser Welt.) In dieser Verhaftetheit ans Irdische gründet sogar die Gesetzesverkralltheit des Judentums, die Ineinssetzung von Gesetzeserfüllung und Heilstat. Aber dem Christen ist in Jesus alles durch diesen getan, ist sein Handeln nur in geistiger Hinsicht entscheidend, ist das Wesen der Sünde primär ein Verstoß gegen die (im Geist Gottes geschriebene) Ordnung des Seins, wie es sich im Heiligen Geist erschließt (der uns "alles" sagt, also mehr, als Jesus wörtlich sagte, erweiternd, niemals im Widerspruch.) 

Zwar ist das irdische Tun damit keineswegs bedeutungslos, aber nur der Träger des heilswirksamen Tuns bzw. des Geistigen ist, also in gewisser Hinsicht "relativ", nicht absolut, außer - im Sakrament, das (in geistiger Dimension, die als Väterliches Wort - forma - das Irdische durchformt) bewirkt, was es bezeichnet. Alles andere wäre Götzendienst, Idolatrie.

**Erneut sei auf den Film "A Serious Man" der Gebrüder Coen hingewiesen. Diese Filmemacher, vor deren Scharfsicht der VdZ größten Respekt hat, haben darin die schärfste Kritik am Judentum formuliert, die denkbar ist. Wohl nur weil sie selbst Juden sind, werden sie nicht als "Antisemiten" beschimpft, wie es sonst jedem passiert, der das Judentum oder Israels Politik kritisiert. Denn sie zeigen perfekt, wie sich diese Anti-Logos-Haltung ganz konkret im Lebensalltag auswirkt: Sie macht völlig orientierungslos. Die Juden, also die Mitglieder der jüdischen Gemeinde, werden zwar überschüttet mit Sophistereien und Worten und vermeintlich "alten, heiligen Gebräuchen", aber alles ist in sich völlig irr und inkonsistent.

Mehr noch: Genau in dieser jüdischen Eigenart, die sich speziell nach der Tempelzerstörung 70 n. Chr. entwickelt hat, alles in sinnlose Kapriolen zu zerreden, zeigt sich die Tragödie der Loslösung vom logos. In der das Sprechen absurd entwertet, ja Instrument der Lüge wird. Unfaßbar, dabei umso beklemmender, weil so realistisch, wie im Film der Proponent die absurden Wohlwollensschwüre und -gesten des Liebhabers seiner Frau über sich ergehen läßt, während ihm dieser nicht nur die Frau, sondern auch das Haus und den gesamten Besitz abnimmt. Und der Mann ist nicht einmal in der Lage, sich zu wehren! Und die Rabbiner raten ihm dazu, nachzugeben, ja feiern dann sogar noch eine "Scheidungszeremonie", die den Gehörnten völlig über den Tisch zieht und wehrlos macht ... Alles läuft gegen jede Vernunft! (Übrigens: Dieser Film ist auch die beste Entlarvung des Wahnwitzes, der manche katholischen Kreise befallen hat, die genau solche Zeremonien für ontologisch verkehrte Situationen fordern. In "A Serious Man" sieht man, was sich dabei wirklich abspielt.)


Damit definiert sich dieses (heutige) Judentum als bloße Religion sich geheimnisvoll-mystisch gebender Arkana-Priester (Rabbiner), in deren geheiligten Händen und hermetischen (also gut geheim gehaltenen, weil sowieso niemandem verständlichen) Worten Wohl und Wehe aller liegt. Denn der einfache Gläubige ist nicht in der Lage, eine Aussage über Sinn und Ordnung der Welt zu treffen, die Religion gibt ihm das nicht. Also braucht er die Rabbiner, die ihm dann allen möglichen, ja den absurdesten Unsinn erzählen können und dabei im Maß der Unverständlichkeit so tun und wirken, als würden sie gerade das fünfte Evangelium offenbaren.