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Freitag, 3. Mai 2019

Schießt sie tot!

Meinetwegen, mit der Erhöhung der Bestände des Kaiseradlers im Pannonischen Raum in 2018 auf fast 600 gezählten Exemplaren kann der VdZ leben. Hasen und Ratten und Mäuse gibt es auch in unseren Wäldern und Feldern und Wiesen noch genug. Denn große, vitale Tiere und Lebewesen greift so ein Viech nicht an. Außer dieser wie alle Wild- und Raubtiere Aasfresser findet kein Aas, weil der Lebensraum zu eng, die Wälder und Wiesen und Felder zu gut gehegt wurden, sodaß nix mehr herumliegt. Dann müssen sie auch lebendige, gesunde Tiere angreifen, oder (wie der VdZ jüngst einmal hörte) einer alten Frau den Pekinesen von der Auszieh-Langleine pflücken (woraufhin die Frau angeblich einen Herzinfarkt erlitt, aber im letzten Moment von einem aufmerksamen Jäger gerettet wurde, weshalb ja die Geschichte sogar zeitungsbekannt wurde.)

Obwohl der VdZ auch bitter lachen muß: Die höchste Bestandsdichte haben die größten Raubvögel bei uns (neben den dreizehn Brutpaaren von Gänsegeiern in den Tauern), die Kaiseradler, angeblich im Nordburgenland. Sie wissen, werter Leser, dem Land der Windräder an jedem Hauseck, und der Stromspargel in der beginnenden Puszta (die so flach ist, daß sie eh niemand von den Touristen sieht, die man ohnehin lieber mit süffigem Veltliner abfüllt.) Da wird die einzelne Telephonnummer, die eingerichtet wurde, um allfällig gefundene Adlerleichen zu melden, nicht lange ausreichen.

Mit dem einen oder anderen Bären kann er gerade noch leben, obwohl er schon sagen muß, daß er seinerzeit, als man ganz stolz, weil ach so naturverbunden drei Bären in den Ötschergräben aussetzte, ihm nicht mehr ganz wohl war, wie zuvor mit seinen Kindern einfach so in diese herrliche Landschaft loszuziehen und mitten im Gebirgswald zu campieren. (Keine Angst, Gerüchte über Aludosen oder Packungsreste von Fertigmenüs hat er nie, wie von bösartigen Gutmenschen behauptet, ins Lagerfeuer geschmissen, um das er dann mit seinen Kindern saß, damit sie ihr CO2 in die geplagte Natur absondern könnten, Gott hab sie selig, und auch nicht wie weitergehend behauptet immer schön in den Wildbach daneben entsorgt, denn dort bleiben sie ja viele Jahrhunderte frisch, sofern sie nicht ein Naturschützer bei der nächsten Frühjahrs-Naturreinigungs-Sammelaktion samt Myriaden von Mikroorganismen, die sich darin eingenistet haben, herausfischt, sondern bis zum Ende der Wanderung in seinem Ränzchen verwahrt und sie dann in Mariazell in den Papierkorb am Bahnsteig ordnungsgemäß versenkt.)

Sogar mit ein paar Luchsen kann er leben, die es zuweilen gibt, auch wenn hier die Sache schon heikler zu werden beginnt. Denn auch die finden kaum Nahrung, weshalb sie sich gerne mal an Kulturvieh vergreifen, wie die Bären. Die Jäger haben einfach ihr Handwerk zu gut gelernt, in den letzten Jahrhunderten. Der VdZ saß erst vor einem Jahr mit einem solchen am Tisch bei der Kur in Ischl, und der war alles andere als ein Fanatiker, der war ein wahrer Liebhaber der Natur. Und erzählte wieder und wieder, daß nicht die Jäger viel schießen wollten, sondern die Bauern. Denn die zahlen die Zeche der romantischen Naturherumtuerei der Städter, die aber auch die Gesetze machen.

Nur mit einem kann der VdZ nicht leben: Nun wird vermeldet, daß es in Wien bereits eine erste Wolfssichtung gab. Die Viecher werden nämlich in unseren Ländern nach und nach wieder heimisch. Und also werden auch die Sichtungen in menschlichen Siedlungen immer häufiger. Noch oft alleine, immer häufiger aber auch schon in Rudeln, durchstreifen sie bereits ganz Nord- und Mitteldeutschland, und längst auch Österreich. Aber hier finden sie wirklich keine Nahrung mehr. Oder sollen ihnen die Jäger, sagen wir ab Oktober einen schriftlichen Vorschlag unterbreiten, welche Rehe weil krank oder kretiniert als wölfisch-übergeben gelten, sodaß die Jäger sie nicht totschießen, sondern Meister Isegrim überlassen, der sie dann auch verläßlich erlegt?

Wölfe sind nicht das, was eine Kulturlandschaft (außerhalb von Zoos oder Tiergärten) verträgt. Denn was sollen sie da finden? Kranke Karibus aus dem Tiergarten Linz im 13. Bezirk? Hasen oder Rehe, die ihnen viel zu schnell und wendig sind?

Oder werden sie sich nicht doch eher mit naturverliebten oder herzkranken Schwammerlsuchern im Wienerwald begnügen, bescheiden (und faul) wie sie sind? 

Denn sie (die angeblich letztlich vom Fuchs abstammen, damit stammen auch unsere Hunde von diesem ab) verlieren relativ rasch die Scheu vor dem Menschen. Das ist auch aus den alten Erzählungen bekannt, als die Erfahrung mit Wölfen noch Allgemeinbesitz war (und nicht von Fernsehsendungen kam, wo gehirnentwöhnte Naturfilmer irgendeinen ideologisierten Öko-Schwachsinn herunterbeten).

Und ab da werden sie gefährlich, und zwar wirklich gefährlich. Deshalb stimmen auch die "Tips" von "Naturexperten" meist nicht. Die da erzählen: Ja, aber die sind doch nicht gefährlich, sondern nur scheu! Wenn man sie nicht in die Enge treibt, weichen sie dem Menschen immer aus. Ja, am Anfang. Aber nicht immer, sondern mit der Zeit und der Erfahrung immer weniger, das ist den Großeltern noch bekannt gewesen. Sie werden ganz rasch immer weniger furchtsam, weil sie keiner mehr mit dem Stock bedroht, seine Heugabel schwingt oder eine Dachbodenfund-Handgranate aus dem Krieg nach ihnen wirft. Und einen Taschenfeitel wie früher jeder einen hatte, haben sie auch immer weniger bei sich.

Sie werden Berichten aus Deutschland nach schon innerhalb von nur drei, vier Jahren richtig "zutraulich". Aber die scheinbare Harmlosigkeit, die sie dadurch bekommen, täuscht. Wölfe werden nicht "lieb", sondern sie werden frecher, und sehr schnell schlauer. Das Attribut der Schläue und Verschlagenheit hat ihnen der Volksmund weltweit (sic!) doch nicht umsonst zuerkannt. Kaum hebt einer der Zweibeiner, dem sie begegnen, an und sagt in milder Stimme "Moi, schau, der iss ja gar net bös, wos die do erzähln ...!" schlagen sie zu. Und wenn dann noch mehr kommen, sie also die Rudeltaktik anwenden können, dann Gnade Gott jedem, der ihnen begegnet, wenn sie gerade vier Tage nix in den Magen bekommen haben.

Denn kaum etwas ist für diese im Grund feigen Tiere leichter zu erjagen als ein seniler Naturliebhaber samt seinem berotkäppchenten Töchterlein, das naturlieb versonnen gerade noch als letzte Worte herausbringt "Moi, bist du aber lieb, schau Papa, der laßt sich sogar streicheln ..." Die Antwort des Papas ist nicht übertragen. Das Wort ist ihm angeblich auf den Lippen erstorben, während er das Handy suchte um die Polizei anzurufen. Das da gelautet haben sollte: "Jaja, die Natur ist gut, man muß sie nur lassen, die spüren, daß man ihnen nix Böses will ..."

Oh herrlicher Schwachsinn, du unvernünftige "Natur-"Anbeterei. Wo es große weite menschenleere Tundren oder Birkenwälder gibt, meinetwegen, da kann es auch Wölfe geben. Dort rennen auch noch ein paar fußmarode Hirsche herum, die zu stellen und zu verschlingen einen Sinn hat. Aber in einer Kulturlandschaft, voller Menschen, haben solche Tiere nichts verloren. 

Also, werte Jäger, schießt sie mit Euren Zeiss-Jena-3000-ultimo-Zielfernrohr-Laserstrahl-gelenkten, handgravierten Steyr-Mannlinger-Flinten tot, wo ihr sie seht. Den Segen des VdZ habt ihr. Und pfeift auf die vielen Verblödeten und Wirrköpfe. Oder wollen wir allen Ernstes warten, bis das erste Kind (und Fälle von Angriffen auf Menschen gab es bereits, nicht zufällig steigt diese Zahl von Jahr zu Jahr, die Tiere verlieren eben die Scheu) gefressen ist.

Das Auftreten der Wölfe mitten in unseren Kulturlandschaften ist demnach kein Zeichen für Naturliebe oder Schöpfungsnähe. Es ist ein Menetekel für Kulturverdunstung, und die Natur ist per se Kulturbezogenheit, also auf den Menschen ausgerichtet. Liebgeschmust wird Verwahrlosung - und das ist der Verzicht auf Kultur - nur von jenen, die von eben jener Kultur schamlos profitieren, die sie selbst nicht mehr kennen. Weil sie selbst Wölfe sind? Wohl ja. Denn nur darum wollen sie Wölfe bei uns. Die dann stellvertretend tun, was sie selbst derzeit (noch) nicht so ganz offen wagen.






*110219*