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Dienstag, 21. Mai 2019

Vom Balzverhalten der Korkenzieher (1)

Es ist hier liebevoll persifliert und regt zum Schmunzeln an: Das Balzverhalten der Korkenzieher wollen wir aber dazu benützen, um zu illustrieren, was damit gemeint ist, wenn wir sagen, daß die Dinge sich immer in Ritualen begegnen. Diese sind symbolische Repräsentanzen der Natur, die der Begegnung innewohnt. In ihr ist alles enthalten, was dieses Zueinander per naturam kennzeichnet. Somit drückt sich im Ritual auch der Respekt vor der Eigenart des anderen aus. Nur so können die Dinge sein, und das sind sie letztlich immer nonverbal, gestalthaft. Nur so können sie kommunizieren, anhand eines gemeinsam erreichbaren Endzustands.





Natürlich wird es anhand von Lebewesen deutlicher, denn nur Lebewesen können kommunizieren. Und zeigt sich - allen bekannt - am Balzverhalten unter Tieren am deutlichsten. Das auf Nutzen reduzieren zu wollen, ist schlichtweg lächerlich, und die Evolutionsdeppen brechen sich auch alle Zähne im Versuch, Rituale mit Zwecken zu unterlegen. Die aber die eigentlichen Vorgänge überhaupt nicht begreifbar machen. Die Nutzlosigkeit des Symbolischen (und der Schönheit generell) ist für Staubgehirne auch die am unmöglichsten zu knackende Nuß.

Noch etwas wird aber darin deutlich: Das Ritual wahrt nicht einfach den Respekt, es wahrt im Respekt das Geheimnis des Innersten des Gegenübers. Dieses bleibt unberührt. Denn alles was ist, geht zwar von einem innersten Innen aus, einem geistigen Punkt der Idee, doch ist alles Gestalthafte Resultat einer Begegnung des Äußeren. Dort ist der Punkt der Selbstwerdung als der Weltwerdung sogar, und er ist das Weben eines Kostüms, in dem die Beziehungsfiguren der Ideen zur Weltgestalt und -geschichte werden. 

Insofern kann man davon sprechen, daß das Wesen der Dinge in jenem Begegnungsort enthalten ist, auf den hin sich die Dinge in ihrer noch unentwickelten Richtung transzendieren, dessen Anforderungen sie erfüllen sozusagen (der damit kulturell, also im Außen verankert und induziert ist und als Außen herantritt). Diese Anforderungen enthält der Ritus, der damit anweist, auffordert, und dem der je andere beitreten muß, damit die Kommunikation (also damit das Gemeinsam-Werden in einer Aufgabe, die beide prägt, je nach Eigenpotenz) gelingt. Nur in diesem Hinein-Werden an die Anforderungen, die der Ort stellt, wird alles Lebendige zur Gestalt, und damit zur Welt.* 

Geben beide zu diesem durch den Ritus angebotenen Gemeinsamen ihre Zustimmung, schaffen sie tatsächlich ein Drittes. Das somit sein Dasein einem Ritus, einem Symbolischen, einem Geisthaften damit verdankt. Von dorther ist das Verlangen nach Legitimität erst so richtig zu verstehen, das jeden Menschen prägt. 


 Morgen Teil 2)



*Das kann man bis in scheinbar Profanstes hinein verfolgen - man nehme nur den Verkauf, diese völlig falsch eingeschätzte Tätigkeit. Es ist dasselbe Geschehen. Profan wird es nur dann (und dann auch die Integrität der Teilhabenden verletzend), wenn es als reiner Nutzenabgleich in den Dreck gezogen wird. Wird Verkauf als Ritual verstanden, wird es zu einem der schönsten Handlungsmomente, die uns in unserem täglichen Lebensvollzug zur Verfügung stehen! Von dieser Warte aus muß man deshalb auch den Konsumismus, den Kaufrausch etc. ganz anders betrachten. Beide werden geboren aus der Sehnsucht nach etwas, das einerseits andere brutal ausnützen, das andererseits mangels Ritualen (also Banalisierung) keine Sprache mehr findet und deshalb letztlich unerfülltes Verlangen nach Schönheit und der Befriedigung des Kommunikativen (das auf anderer Stufe dem Orgasmus als Kategorie zuzuordnen ist) zurückläßt.




*080319*