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Freitag, 4. November 2016

Die kleine Freiheit ist entscheidend

Denn die Entwicklung in Europa, schriebt Tocqueville, wird sich so abspielen, daß die zunehmende Gleichheit der Bürger in einer Demokratie bewirkt, daß die Zentralgewalt sich bis in kleinste persönliche Details erstreckt und jede nur denkbare Freiheit an sich zieht. Als die schlimmste demkbare Variante sieht er dabei, daß sich die Demokratie in eine Richtung entwickelt, in der sich ihre natürliche Tendenz zur Zentralisierung (die aus der Gleichheit stammt) und Despotie entweder auf einen Mann zuschneidet, oder gar auf eine neutrale, nicht durch persönliche Verantwortung erfüllte Körperschaft. 

Damit wären die Voraussetzungen zur höchsten Form der Entwürdigung der Menschen gegeben, denn angsichts der überwältigenden Macht, die der Staat besitzt, werden die meisten Bürger dazu tendieren, sich entweder überhaupt in seine Dienste zu stellen, als Beamte, oder von der Hoffnung leben, eines Tages in diese Dienste treten zu können, und sich entsprechend verhalten. Das ganze Leben wird sich auf die Zentralmacht ausrichten.

"Ich sehe wohl, daß man [auf die Weise einer Volksvertretung] die Teilnahme des Einzelnen an den bedeutendsten Geschäften sichert. In den unbedeutenden und den besonderen aber wird sie dadurch ebenso ausgeschaltet. Man vergißt, daß es gerade vor allem gefährlich ist, die Menschen im kleinen zu versklaven. Ich für mein Teil würde sogar dazu neigen, die Freiheit in den großen Dingen für weniger notwendig zu halten als in den kleineren - wenn ich es für möglich hielte, daß man überhaupt der einen sicher sein kann, ohne die andere zu besitzen."

Denn gerade die ständige Gängelung in den alltäglichsten Dingen und Verrichtungen bewirkt, daß sich die Bürger an den Verzicht auf Freiheit gewöhnen. Das zerstört den Verstand, und entkräftet die Seele. Damit werden die Bürger von der Zentralgewalt abhängig gemacht. Ihre Freiheitsfähigkeit versiegt, kommt nicht zur Haltung. Sie verlieren die Fähigkeit selbständig zu denken, zu fühlen, zu handeln, und sinken so auf ein untermenschliches Niveau.

Während der nur in großen Dingen - also hin und wieder - wirkende Gehorsamdruck allfällige Unfreiheit und Knechtschaft sogar bewußter macht, sich meist auch auf weniger Menschen beschränkt, nicht alle berührt.


Das führt in den Staaten zu einer ganz seltsamen Situation. Gerade die kleinen Dinge, zu denen der normale Menschenverstand ausreichen sollte, werden jene Dinge, die vom Staat geregelt werden, weil die Meinung vorherrscht, der Bürger wäre dazu nicht in der Lage. Geht es um Dinge, die die Zukunft des ganzen Staates ausmachen, übertragen die staatlichen Institutionen den Bürgern ungeheure Entscheidungsrechte, die in der Eigenart der Wahlvorgänge überhaupt zu einem Zufallsspiel werden. 

So stellen sie den Bürger einmal über alle Könige, um ihn bei nächster Gelegenheit unter das Menschsein zu drücken.

Freiheit wird dann nur noch auf die seltenen Tage des Wählens der Regierungen beschränkt. Wie aber sollen Menschen, die durch Gängelung bis in kleinste Lebensvorgänge hinein den Gebrauch der Selbstregierung völlig verlernt haben, ausgerechnet nun jene wählen, die sie im Staat beherrschen? Wie soll aus einem Volk von Knechten denn überhaupt eine tatkräftige, verantwortliche, sittliche hochstehende, weise Regierung hervorgehen?

Damit haben wir eine Verfaßtheit der Staaten, die an der Spitze republikanisch, aber in allen anderen Teilen "ultramonarchistisch" ist.  Das ist die denkbar kurzlebigste Konstruktion, denn hier kumlieren die Fehler der Regierung und die Torheiten der Regierten.

So ein Volk wird seiner Repräsentanten wie seiner selbst müde, und nun entweder freiheitliche Institutionen schaffen (die es vom Staat wieder unabhängiger machen sollen), oder sich einem einzigen Herren zu Füßen werfen, der vor allem eines und um jeden Preis sichern soll: Die Sicherheit und den Wohlstand.

Anmerkung: Oder ... beides kombinieren, indem vom Staat Freiheit in Bereichen gewährt oder gar gefordert wird, wo es gar nichts zu wählen gäbe (wie bei Gendering/LBGT, überhaupt so viele die Identität berührenden Fragen, auch in der sogenannten Pädagogik). Die damit die Bürger überhaupt aus dem Spiel nehmen, weil die sich nur noch mit ihrm engsten Ich beschäftigen, das zu einem Selbst zu konstutuieren sie weder Norm noch Halt mehr vorfinden. Und die ihre Bürger vor unlösbare Aufgaben stellen (Zuwanderung), die alle ihre Kräfte erfordern. Die ihre Bürger mti Ängsten konfrontieren, die niemand auch nur annähernd überschauen kann, weil sie überhaupt fingierte Scheinprobleme sind (Klimakatastrophe). 

 Denn diese Systematik fällt seit langem auf: Die Regierungen schaffen jene Probleme, die zu lösen sie dann vorgeben, weil niemand sie lösen kann, weil niemand versteht - weil sie Produkte der Phantasie sind, aber alle bis in jede Reserve hinein durch Staatsmacht verordnet betreffen "müssen". In solche Verwirrung versetzt, können die Regierungen mit einem Staatsvolk (in großen, wirklich Zukunft entscheidenden Dingen) überhaupt alles machen (Schuldenmechanismen, TTIP/CETA als Flucht nach vorne, als Flucht in einen noch größeren Nebel, noch größere Zusammenhänge und Faktorenkomplexe mit Zwangswirkungen, weil die Alternative - realistische Konsolidierung, schöpferische Gestaltung - eine andere Politik und andere Regierungen verlangte).





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