Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 1. November 2016

Vom Bessersein der Mütter

In einem unlängst öffentlich abgelaufenen Wortgefecht kam es zu folgenden Aussagen: Erst hatte Frauke Petry (AfD) der Kanzlerin Angela Merkel vorgeworfen, daß diese keine Kinder (Petry aber vier) geboren habe, weshalb ihr Blick nicht jene Weite habe wie der von Müttern. Dem entgegnete Daniela Wakonigg vom Humanistischen Pressedienst (was immer das ist), daß es keinesfalls so sei, daß Mütter "besser Menschen" seien. Wozwischen Mathias Heitmann in Achste des Guten zu vermitteln versucht (auf welchen Seiten man es mit Begriffen leider recht oft nicht so genau nimmt, dabei läge die Lösung für viele Fragen schon alleine darin). In dem er bestätigt, daß Mütter keine besseren Menschen seien, aber immerhin träfe das auch auf Nicht-Mütter nicht zu. Das ist aber nicht nur ein unbeholfener Eiertanz, sondern es ist ... falsch. Zumindest prinzipiell.

Denn das Gute hat mit dem Grad der Vervollkommnung zu tun. Was immer man als "gut" bezeichnet, ist es, weil es seine Arteigenschaft sehr weitgehend darstellt. Das trifft für Wein nicht weniger zu wie für Frauen, und generell für den Menschen.

Mensch ist der Mensch aber in der Ergänzung von Mann und Frau. So ist er das Ebenbild Gottes. Das heißt, daß seine Gutheit mit der Ehe beginnt, und sich dort im Vater- und Muttersein definitiv erfüllt. Selbst, wenn jemand auf die Ehe in der Form des Zusammenspiels und der erfüllten Sexualität von Mann und Frau verzichtet, tut er dies unter bewußter Inkaufnahme eines Mangels, um diesen Mangel in einer höheren Vater- oder Mutterschaft auf geistiger Ebene zu einer höheren Gutheit zu heben. Für jene, die unfreiwillig nicht heiraten und Kinder haben, wird es immer aber zu einer schweren Aufgabe, in einem zeitlebens als Mangel erlebten Zustand, den der Betroffene hoffentlich lernt, zu sublimieren, oft genug sogar nur als Sühne aufzunehmen - aufgrund fehlender Gutheit also. 

Zuvor, ja immer dort, wo eine Vollkommenheit besteht (und das tut sie bei allen Menschen, denn jeder ist mangelhaft), bezieht sich das Attribut Gutheit auf die Würde. Das heißt: Auf das, was er sein könnte (weil an seinem Daseinsort angelegt), was zugleich heißt: was er sein sollte, was er also nach Magabe seines Ortes anstreben muß, um gut zu sein, soweit es ihm möglich ist. Und dieser Ort ist für jeden zuallererst das unvollendete Menschsein als Mann oder als Frau, das erst über Ehe und Kinder als Voraussetzung für Gutheit in Aufgabe erfüllt wird. Und dort erst erfüllt sich auch seine Vernünftigkeit, die nicht neutral gesehen werden kann, sondern mit dieser Konkretheit untrennbar verbunden ist.

Lange Rede - kurzer Sinn: Sehr wohl also kann oder muß man sogar den Menschen, der verheiratet ist und Kinder hat, als "besseren" Menschen ansehen. Denn erst er hat (prinzipiell) jene Startbasis, aus der heraus er auch seine Aufgaben gut, das heißt in allen Beziehungen (die immer Beziehungen "als" sind) erfüllen kann.

Das ist keine Haarspalterei der Lustigkeiten, sondern hat mit der dringenden Aufgabe zu tun, das Muttersein als eigentliches Frausein in seiner Idealität zu schützen und auf jenes Podest zu stellen, auf das es gehört. Denn erst die (auf der Ehe basierende) Mutter ist die Frau selbst. Und hier ist es sogar unabhängig davon, ob die Ehepartner getrennt leben oder in Gemeinsamkeit, denn das Band ist unauflöslich und wirkt real wie in Gutheit als anthropologisch eingeprägtes Merkmal, auch wenn beide nicht täglich an einem Tisch sitzen. Denn diese Gutheit des Menschen steht noch vor allem Nutzen. Es ist also auch nicht zulässig, irgendwelcher demographischen Überlegungen wegen diese Tatsache hervorzuheben. Es geht vielmehr grundsätzlich ums Menschsein.*

In dieser Hinsicht ist es sehr wohl relevant, ob eine Frau Mutter ist oder nicht. In dieser Hinsicht kann man sehr wohl von einem Mangel bei Angela Merkel sprechen, der sich auch ganz real in ihrer Amtsführung beobachten läßt, wenn man es zu sehen vermag. Gerade im aktuellen Debattensturm um die Zuwanderung zeigt sich bei ihr ein Fehlen mütterlicher Liebe, die nämlich auf Grenzen und Konturen (weil Liebe immer auf ein Wesen abzielt, sonst ist sie gar nicht) aufbaut und nur "in sich" grenzenlos sein kann, nicht in Hinsicht auf ein aufgelöstes Liebesgut. Damit ist Merkels "christliche Nächstenliebe", die sie in dieser Frage behauptet, mehr als fragwürdig - sie ist unglaubwürdig und bleibt kalter und willkürlicher Moralismus, der seinen eigentlichen Bezugspunkt durch Überzogen- weil Grenzenlosigkeit zu kompensieren versucht. Das ist sogar wörtlich zu verstehen. Merkel fehlt sehr deutlich die mütterliche Bezogenheit (weil wohl aus fehlender mütterlicher Erfahrung) auf jenes Volk, dem vorzustehen sie zur Aufgabe (Ort) hätte.

Denn anders als der Rationalismus meint, ist Aufgabenerfüllung kein technisch-physikalisch neutraler Ablauf, der vom Ausführenden selbst zu trennen wäre, sondern unterliegt dem Kairos. So, wie die Qualität der Sicht auf Dinge eine Frage der Qualität des Sehenden ist. Wo sich aber Menschsein nicht gerundet hat, ist diese Sicht nicht universal, sondern immer vom Mangel und damit von der Selektion durch Interessen bestimmt, nicht von der Selbsttranszendierung. Denn Mangel "hält zurück". Jede Tat ist aber immer eine Beziehungstat, die sich aus dem Ort ergibt, den man betreten hat oder an dem man steht weil gestellt ist, und deshalb immer eine Tat "als" jemand. Und in dieser Hinsicht hat also Frauke Petry recht, und man müßte sie in diesem Punkt um der Mütter wegen unterstützen. Aber mehr noch müßte man Petry zugeben: Denn der Mangel der Angela Merkel ist nicht einfach nur, daß sie keine Mutter ist, sondern daß sie diesen Mangel an Ganzheit nicht zu erkennen scheint, also getrieben bleibt, und deshalb nicht nur an eine Physik der Welt, sonden auch an eine Physik der Gutheit über den rationalistischen Moralismus glaubt. Und in Berlin wie ein Experimentator agiert, der hinter den Fensterscheiben eines Physiklabors steht und die Reaktionen der von ihm provozierten Wirkungen beobachtet.




*Die Frau der höchsten Gutheit, der vollkommene Mensch, ist eben deshalb die (verehelichte) Gottesmutter Maria - Mutter als Frau! Und das Ideal jeder Ordensschwester ist gleichermaßen und unverändert ihr Leben als "Braut Christi" zu leben, und (auf höherer Ebene) Mutter für viele Menschen zu sein. Analog zum Vatersein des Priesters, wenn auch in anderer Stellung und damit Aufgabenart.




*200916*