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Sonntag, 13. November 2016

Vom Entschluß zum Totalitarismus (4)

Teil 4) Zu weiteren Aussagekreisen ausufernde Anmerkungen




*Die versuchte Gegenwehr insbesonders in Deutschland durch eine "Rechte" ist aussichtslos. Denn sie kann fast nur auf einen ideologisierten Begriff "Deutschland" zurückgreifen, der ín seinen Voraussetzungen bereits enthält, daß Organizität ausgeschlossen ist bzw. greift darauf zurück. Dieser Begriff ist aber haltlos. Es gäbe nur ein Zurückgreifen auf regionale "Völker", aus denen "Deutschland" in Wahrheit besteht und woran der bereits entleerte Begriff "Föderalismus" nur noch schwach erinnert. Eine "deutche Identität" aber als menschlich eigentlich tragende, lebensreale Ganzheit existiert nicht konkret, ist ein undingliches Abstraktum, das dem einer "USA" sogar in seiner Genese auffallend ähnelt.

²Es gehört zum Wesen der katholischen Religion, den Ort, an den der Mensch hingestellt ist, als jenen Knotenpunkt seiner Lebensaufgaben zu begreifen, der ihm (als logos, auf den er sich in der Transzendenz auszuspannen hat) auch der einzige Weg zum Heil ist. Damit ist der Katholizismus politisch jene Kraft, die regionale Identität, Verwurzeltheit sogar fordert und als unerläßlich ansieht. Er lehnt das Konzept eines "abstrakten Weltmenschen" vollständig ab. So wurde er überall und zu allen Zeiten zum Hauptfeind des Zentralismus, so oft ihm auch die Politik zu instrumentalisieren und zur Ideologie umbauen wollte. Nur in diesem Sinn kann man deshalb selbst bei der "Bewegung des 20. Juli (1944)" von einem "Heiligen Deutschland" sprechen, was abzulehnen wäre, wäre damit ein bloßes Ideologem gemeint. Die Ideologen jener Zeit haben deshalb sehr genau gewußt, daß ihr Hauptfeind das "preußische Junkertum" ist, weil in seinem Restanklang an feudale Struktur eine Verwurzeltheit fortbestand, die gegen Ideologisierung und Totalitarismus immun war. 

Wie man überhaupt sagen kann, ja sagen muß, daß unter dem Vorwand von "Identitätsbewahrung", die sich als "Kampf gegen die Islamisierung" anbiedern möchte, in Wirklichkeit ein Kampf gegen die Religionen überhaupt stattfindet, der kaum noch jemandem als DAS eigentliche Element auffällt. Der "Kampf gegen den Islam" ist in Wahrheit ein Schleier, der "gut konnotiert" verhindern soll, daß in seinem Schlepptau ein Kampf gegen Religion (und vor allem den Katholizismus) stattfindet. 

Die Ablehnung des Islam muß eine politische, staatliche und generell kirchlich-hierarchische Agenda sein! Sie ist vom Einzelnen nicht zu leisten, ja darf in gewisser Weise vom Einzelnen gar nicht als zu leisten versucht werden, denn DORT erst verstößt es rasch gegen die christliche Nächstenliebe, weil es fast generell die Verantwortungskreise des Einzelnen übersteigt. Und DIE NÄCHSTENLIEBE ist es (mit der Liebe zu Gott), auf der die Kultur des Abendlandes aufgebaut ist. Das Problem "Islam" als vom Einzelnen zu lösen darzustellen ist hier ein ganz perfider Trick der Politik, mit der sie Verantwortungslosigkeit vertuschen möchte, und dort Ausdruck der Hilflosigkeit angesichts politischen Versagens. 

So aber wird im pauschalisierten und ideologisierten "antiislamischen Affekt" (der, wie gesagt, prinzipiell berechtigt ist - aber als politisch zu lösendes Kulturproblem) eine Ablehnung von Dingen eingeschleust, die unsere eigene Kultur eigentlich ja kaputtmachen. Werden unhaltbare Dinge - Sexualisierung des Lebens, Zerstörung der Geschlechterpolarität und der familiären Ordnungsstrukturen, Depotenzierung des Mannes, Vaterlandsliebe, oder natürlich (!) der speziell in der Türkei sehr richtige und an sich notwendige Anti-Establishment- und Anti-Moderne-Affekt, Demokratievergötzung, etc. etc. - plöltzlich sogar verteidigt, als wären sie tatsäclich europäisch-christliche Werte. 

Und auch hier macht die Kirche den immer gleichen katastrophalen Fehler, indem sie sich politisch exponiert und mit dem Establishment identifiziert. Dabei aber wie in den USA die eigene Verdrängung betreibt. Wer gegen das Establishment ist ist mittlerweile fast immer auch schon gegen die Kirchel, und das sogar zurecht - daran kann man es beobachten.

**Es betrifft das gesamte Establishment als gewissermaßen das öffentliche Leben bestimmten Gesellschaftsschichte, weil deren Existenz direkt von der politischen Ideologie abhängt. Der Totalitarismus kann sich also auf eine relativ breite gesellschaftliche Menschenschichte stützen, der das "Volk", das nicht nur alles nährt, sondern auch alles auszutragen hat, gegenübersteht. Ein Establishment, das sich noch dazu auf die europäische Zentralmacht, die ihre wahre totalitäre Gestalt ohne Zweifel erst zeigen wird - daß es so ist, ist von der Politik schon aus Mechanismen wie der Schuldenpolitik unumkehrbar weil unumkehrbar GEMACHT -, berufen kann.

***Noch scheut man vor offenen Bekenntnissen zurück, wobei - man formuliert sie nur ein wenig anders. Und wagt nicht so offensiv wie China vorzugehen, das erst jüngst feststellte, daß jedes Hindernis - und das ist vor allem die Religoin, der Katholizismus - auszuräumen, daß es „notwendig“ sei, daß die Religionen „ihre Lehren mit der chinesischen Kultur vermischen, den chinesischen Gesetzen gehorchen und sich ganz der Reform Chinas und der sozialistischen Modernisierung verschreiben, um zur Verwirklichung des chinesischen Traumes beizutragen“. Wen kümmert es aber. Denn dieser Traum unterscheidet sich vom Traum des Establishments Europas nur durch die Verwendung anderer Schriftzeichen und mehr Freiheit der Lüge. Und wenn China mit den Zähnen knirscht, weil sich die eigentliche katholische Kirche nicht in die "Nationalkatholische Kirche" eingliedern will, dann ist Europa da schon weiter. 

Hier ist die Kirche bereits Teil des Regimes, vom Staat wohlversorgt, kuschelweich und demonstrativ fähig, sich der neuen Zeit und der Politik anzupassen - wer will sich denn streiten, wenn es so friedlich auch geht? Warum also, scheint man im Vatikan des Franziskeischen Neudeliriums zu denken, soll das für China nicht auch möglich sein? Wegen einiger konservativ-engstirniger Fanatiker? Wäre das nicht ein schönes, wäre das nichit ein hoffnungsschwangeres Bild, wenn der Papst am Platz des Himmlischen Friedens ein Rockkonzert gäbe, nach dessen Ende er vor der Volkskammer spricht, zu der er mit einem Cinquecento anreist, der in Huan-Tschao von fleißigen Chinesenhänden in Extraschichten produziert wurde, und den chinesischen Kampf gegen die Armut lobt, im Anschluß ein Dokument kameratauglich unterschreibt, in dem alles für ausgeräumt erklärt wird worüber man seit Mao blutig kämpfte, mit der sanften Mahnung - in jovial-humorigem Gestus, der in ein besorgt ernstes Gesicht übergeht - daß freilich noch der Klimawandel und die Mülltrennung von Peking ein wenig mehr beachtet werden müßten, um schließlich am Flugfeld zum Abschied herzlich die chinesische Prominenz umarmt und bei der Presekonferenz in der Boeing nach Rom weise raunt: "Wer bin ich, daß ich urteile?" 

****Die kleinste politische Einheit, die aber bereits entscheidend ist, die auch die kleinste Ebene ist, auf der Demokratie funktioniert und von der sich dann alle übersteigenden Ebenen ableiten müssen, ist DAS DORF. AUCH HEUTE! In der Stadt - das Viertel, das "Grätzel" (Wien). NUR dort und nur von dort aus kann Demokratie aufsteigen, und nur bis zu einer gewissen Umfassungs- und Universalisierungsgröße. Das findet sich in der katholischen Sozhiallehre wieder, die ganz klar vom "Subsidiaritätsprinzip" (was sich im Föderalismus wiederfindet) ausgeht. Im Dorf gibt es auch keine Parteien, die haben dort nichts zu suchen. Es gibt nur Personen und persönliche Parteiung, was jede Entscheidung völlig anders unterlegt und ideologische Spaltungen (Spaltungen sind das Wesen von Ideologien, die immer Simplifizierungen sind, NICHT aber im "Einfachen", wie im Sinne des Dorfes) gar nicht erst aufkommen läßt.

*****Das ist das eigentliche Problem Deutschlands, das nur funktioniert, weil die Regional-Identitäten (als die eigentlichen, einzig möglichen natürlichen Identitäten) fast vollständig unterdrückt werden.





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