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Samstag, 26. November 2016

Im Dunklen ist gut munkeln

Am 28. September kam es in einem ganzen australischen Bundesstaat zu jenem "Fall Schwarz", vor dem australische Experten lange schon gewarnt hatten. Denn Stromproduktion und Markt hatten sich immer weiter auseinanderbewegt. Auf Teufel komm raus hatte Südaustralien seine Politik der "sauberen Energie" durchgezogen.

Mehr als vier Stunden lang saßen nun im September 1,5 Mio Australier im Dunklen, gab es keinen Strom für Krankenhäuser, Kommunikationsmittel oder Kühlschränke. Vorhersagbar war es gewesen, weil die Regierung des Bundesstaates immer schärfere Maßnahmen durchgezogen hatte, um Kohle- und Gaskraftwerke abzuschalten und auf Windräder und Solaranlagen zu setzen. Die auch kräftig zunahmen. Es ist eingetreten, was vorhersehbar war.

Was die Regierung den Bürgern freilich verschwiegen hatte war, daß damit nicht nur die Kosten für den Strom sprunghaft anstiegen - was nicht zu verschweigen war: die Preise für die Verbraucher schnellten in die Höhe -, sondern daß die Schwäche des immer fragileren Netzes nur durch immer mehr "heimliche" (Not-)Stromzukäufe aus anderen Bundesstaaten auszugleichen war. Aus Netzen, in denen noch Kohle- und Gaskraftwerke für die nötige Spannungskontinuität sorgten. (Dieselbe Weise übrigens, wie etwa auch das "Vorzeigeland" Kalifornien seine "Poltik der sauberen Energie" durchsetzt - durch massive Zukäufe "schmutzigen Stroms" aus den Nachbarländern, die das eigene Stromnetz stabil halten müssen.) 

Von 2015 auf 2016, nach dem letzten entscheidenden Schritt zur "Dekarbonisierung" durch per Gesetz verordnete Schließung von Kohlekraftwerken, waren Importe wie Interventionen in  bereits sprunghaft angestiegen. Nun war es zu viel. Innerhalb von sechs Sekunden brach an sechs Stellen die Zulieferung durch Windräder um insgesamt 315 MW zusammen. Das Netz kollabierte. Deswegen, das ergab eine Untersuchung, und nicht wegen durch aufgekommenen Starkwind zusammengebrochene Strommasten, wie die Regierung erst erzählt hatte. Es brauchte natürlich die Inbetriebnahme eines Gaskraftwerkes, um die Stromversorgung wieder aufzubauen.

Es ist schon ein Kreuz mit diesem Strom

Elektrizität hat die unangenehme Eigenschaft, daß ihre Herstellung mit dem Verbrauch 1:1 zusammenstimmen muß. Was hier in ein Stromkabel reingeht, muß dort quasi im selben Moment auch wieder raus. Und das zu einem bestimmten Spannungsniveau. Stromnetze (und die darauf abgestimmten elektrisch betriebenen Geräte) vertragen nur sehr geringe Schwankungen. Kommt es zu Über- oder Unterversorung, fällt also ein Teil aus oder liefert er zu viel, schaltet das Netz automatisch ab, um Schäden zu vermeiden. Erst in diesem Teil, und in einer Kettenreaktion bald alles, was dran hängt, wenn nicht händisch interveniert wird. Denn weiter eingespeister Strom sucht Wege, und so kommt es rasch zu Überlastungen einzelner Verbindungsstellen ("Interkonnektoren"). Sie müssen abgeschaltet, die Stromzufuhr gekappt werden, was zu einer Kettenreaktion führen kann. Wie in Australien passiert.

Was ebenfalls keiner sagt ist, daß so ein Netz nur mit stabilen Kraftwerken - also Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerken - wieder aufgerichtet werden kann. Denn sie müssen einen stabilen Frequenz-Takt vorgeben, in den dann allfällige volatile Stromproduzenten wie ein drehendes Windrad allmählich wieder einfallen weil "eingetaktet", abgestimmt werden können. Denn keineswegs kann man einfach sein Windradel aufstellen, ein Kabel an den Hochspannungsmasten anhängen, und Strom liefern. Vielmehr müssen die Frequenzphasen (gewiß laienhaft ausgedrückt, aber so ungefähr hat es der VdZ verstanden) einheitlich sein. Also braucht es einen Taktgeber, und der muß stark genug sein, um die Grundfrequenz für so ein Netz vorgeben zu können. Erst im Kleineren, dann immer mehr erweitert. Das erfordert ein starkes, stabiles, gleichlaufendes Kraftwerk, in das alle anderen einfallen. So wird ein großes, überregionales Stromnetz, das einmal kollabiert ist, wieder aufgerichtet. Schritt für Schritt.

Dem VdZ hat es einmal jemand erklärt, so falsch dürfte die Nacherzählung des Verstandenen hier nicht liegen, und auf jeden Fall richtig ist: Nur aus volatilen Erzeugerquellen läßt sich ein Stromnetz überhaupt nicht aufbauen. Es braucht immer diesen starken, stabilen Grundstrom, den Quellen wie Windräder oder Solarpaneele für ein größeres Netz nicht liefern können. Etwas das niemand dazusagt, wenn von Energiewende die Rede ist. Dafür wird viel von "Speichertechnik" gefaselt, von der selbst hartgesottenste Vertreter der "Erneuerbaren" zugeben, daß es noch Jahrzehnte dauern wird, wenn überhaupt, bis sinnvolle und leistbare Speicherkapazitäten aufgebaut werden können. Denn man hält die Batterietechnik für weitgehend ausgereizt, und eine Alternative ist nicht in Sicht. Derzeit braucht es eine Halle so groß wie ein Fußballfeld, um ein mittleres Krankenhaus wenigstens einige Stunden mit sündteurem Strom zu versorgen, wenn sonst keiner zufließt.

Das alles ist bei uns nicht anders als in Australien, das aber wenigstens den Vorteil hat, daß es weit mehr Sonnenscheinsicherheit für Solaranlagen hat. Waren im deutschen Stromnetz, das als das versorgungssicherste Europas galt, vor zehn Jahren pro Jahr kaum ein Dutzend Eingriffe ins Netz nötig, um die Spannung aufrecht- und konstant zu halten, sind mittlerweile alle paar Minuten (im Vorjahr schon fast 2.000, Tendenz weiter stark steigend) manuelle Eingriffe nötig, um die Katastrophe Netzzusammenbruch zu verhindern. Ohne französischen Atomstrom, ohne Zukäufe "schmutzigen Stroms" oder Speicherstroms aus den Nachbarländern (darunter Österreich, wo deutsche Energiekonzerne sogar schon ein in der Alpenrepublik bereits eingemottetes Ölkraftwerk zur Reserve "anmieteten") wäre das deutsche Stromnetz schon jetzt nicht mehr aufrechtzuhalten. 

Für das "moralische Zuckerroserl Energiewende" 

So hat Deutschland mit einem einzigen Federstrich seine Stromautharkie aufgegeben und sich abhängig gemacht. Und so nebenbei die Stromwirtschaft zentralisiert, denn ohne Planwirtschaft ist nicht einmal im Traum an so ein Stromnetz zu denken. Die sich auf Europa (und das wird nicht reichen) ausdehnen muß, denn auch das ist eine der Grundbedingungen solcher Energieträume. Was nichts anderes heißt als dieses Europa "in die Pflicht" zu nehmen. Wer Deutschland nicht mitversorgt, handelt ja dann aggressiv. Oder, um es in heutiger Politiksprache zu formulieren: Der ist gegen die Idee eines einigen Europa. Was nichts anderes heißt als: trägt die Folgen für die Alleingänge Deutschlands. Das sich selbst zu überfordern offenbar schon zum Programm gemacht hat. Samt der Notwendigkeit, diese Überforderung regelmäßig an Europa weitergeben zu müssen. Was Berlin natürlich mit dem Scheckheft der Steuerzahler auszugleichen verspricht, denn nichts anderes ist etwa die deutsche Solidarhaftung im ESM. Und darum schweigen die übrigen Länder. Noch.

Deutschland zwingt dem Rest Europas also nicht nur seine Zuwanderungspolitik auf, sondern auch seine Energiepolitik. Mit welcher es schon seit Jahren die Energiemärkte in allen angrenzenden Ländern aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Holland mußte fast alle Gaskraftwerke schließen, weil sie unter den staatlich geschaffenen künstlichen Bedingungen in Deutschland unrentabel geworden waren, und auch die Schweiz hat größte Probleme mit unrentabel gewordener Speicherkraft. 

Das sieht in Österreich zwar nicht viel anders aus. Das bisher geschwiegen hatte. Aber nur, weil man mit dem Speicherstrom (aus alten, abgeschriebenen Kraftwerken) kräftig an der Schwäche des deutschen Stromnetzes verdient hat und meinte, damit ziemlich schlau zu sein und die Strompreise in Österreich noch so halbwegs unten zu halten. Mit deutschem Geld, wie so oft übrigens. Denn man kaufte billig an der Leipziger Börse Überschußstrom aus Wind- und Solarkraft zu Mittag ein, oder erhielt für dessen Abnahme (weil ihn niemand brauchte) sogar bares Geld, pumpte damit aber die Speicher voll, um sie am Abend gegen teures Geld wieder abzulassen. Was den Münchnern paßte, weil sich damit die Bürger weiterhin ihr Wiesenbier kühlen konnten ohne daß es auffiel. Das österreichische Stromnetz wird dafür mit Atomstrom aus der Tschechei stabilisiert. 

Man läßt sich fürs Schweigen bezahlen

Ob das mit dem Alpenstrom so bleibt ist allerdings zweifelhaft. Denn Bayern hat bereits offiziell interveniert, daß das so nicht weitergehe, Österreich sich nicht auf Kosten der Nachbarn seinen Bauch vollschlagen könne. Und wenn man in österreichischen (fast ausnahmslos staatsfinanzierten) Medien nichts mehr davon hört und die Regierung schweigt, kann man davon ausgehen, daß der worst case passiert. Denn über Nachteile spricht man in Österreich nicht. Bestenfalls gezwungenermaßen, weil ein Desaster nicht mehr abzuwenden und noch weniger zu verbergen ist. Ansonsten werden sie wie so vieles andere weiterhin stillschweigend in den Budgetmoloch eingemantscht, bei dem sich sowieso keiner auskennt und bei dem nur eines sicher ist: Daß er jedes Jahr aufs Neue "Unvorhergesehenes" aufweist, das leider ein höheres Defizit unvermeidbar macht, wobei sich aber in drei Jahren garantiert alles zum Guten wendet. Letzteres wird freilich dann überall kolportiert.

Was heißen wird, daß Österreich wahrscheinlich jetzt schon freiwillig-gezwungen mehr für die Füllung seiner Gebirgsspeicher bezahlt, und ihn billiger zurückliefert, wenn er eben gebraucht wird. Bleibt ja gewissermaßen in der Familie. Zumal sich die bayrischen Brüder ja noch etwas leichter tun als der Rest Teutoniens. Noch ist Bayerns Netzverbindung mit dem windflatterigen Norden schwach, noch kann es stärker auf traditioneller betriebene Eigenversorgung setzen. Die Solarpaneele hat man ohnehin bereits zu Schneidbrettern für die Brotzeit umgerüstet, denn Strom haben sie eh kaum produziert, und bezahlt wird er trotzdem. Konnte ja keiner wissen, daß es so wenig Sonenschein in Bärlauchshausen an der Lech gibt.





*041016*