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Freitag, 18. November 2016

Prüfstein der Humanwissenschaften (1)

Ein gut lesbarer Artikel auf quilette.com befaßt sich mit dem Umstand, daß die Sozialwissenschaften nicht in der Lage waren, den Stimmungswechsel in den USA zu sehen. Weil diese Wissenschaft aber heute von so großem Einfluß ist, hat sie maßgeblich beigetragen, daß sich so viele im Wahlausgang geirrt haben.

Wenn aber auch die Kritik selbst berechtigt ist, so ist die Argumentation problematisch, udn wir werden hier noch herausarbeiten, warum das so ist. Denn dieser Fehler ist häufig, und gerade bei Kritik. Und er ist schwerwiegend.

Warum kann das aber überhaupt sein? Warum versagt ausgerechnet jene Wissenschaft immer häufiger, die sich doch eigentlich mit den Menschen zu befassen vorgibt, sie aber offensichtlich nicht kennt und deshalb beurteilen kann? Hat sich der Mensch so verändert, sodaß er jetzt den Kriteriennetzen der Wissenschaft durch die Maschen schlüpft? Die Sozialwissenschaften behaupten das übrigens sogar.

Uri Harris schreibt dazu freilich, daß diese Wissenschaften vorwiegend links geprägt sind. Dies hat den Effekt, daß sie ihre Kriterien nicht nach der Realität einrichtet, sondern nach von ihr als gewollt oder gesollt eingestuften Maßstäben. Das hat dazu geführt, daß die Sozialwissenschaften gar nicht bemerkt haben, daß sich in den letzten fünfzig Jahren immer mehr eine Kluft zwischen den gesollten Werten und den tatsächlich von den Menschen geschätzten aufgetan hat. Sie richten sich nach Werten, die von den Sozialwissenschaften als illegitim und unmoralisch schlicht ignoriert wurden.

Sie haben selbst an die Mechanik des social engineering geglaubt, sagt dabei der VdZ. Sie haben geglaubt, daß sich Wertelandschaften tatsächlich so aufbauen, wie sie es lehren. Sie haben vor allem den Sinn von Wissenschaft verfehlt, die nicht moralische Urteile zu erbringen hat, um ein Instrument der Menschensteuerung zu sein, sondern Wirklichkeit beschreiben soll. Das heißt, daß die Anthropologie, auf der sie aufbauen, einfach falsch ist. Aber anstatt nun zu lernen, anstatt sich zu hinterfragen, nach welcher Anthropologie sie sich denn nun zu richten hätten, zerbrechen sie sich nach wie vor den Kopf, wie man die Menschen gemäß den gesollten Werten ausrichten könnte. 

Die vor allem eines nicht tun: Sie wollen sich nicht mehr nach der political correctness ausrichten. Diese greift als Mittel der sozialen Kontrolle vieler durch wenige "auserwählte Gute" immer weniger, ja versagt zusehends. Die Menschen riskieren damit sogar, als "böse" zu gelten. Denn sie wollen nach den Werten leben und urteilen, und sie wagen allmählich wieder, sie zu wollen. Werte, die sie wirklich als solche zu sehen und vertreten, auch wenn sie dafür in Mißkredit gebracht werden. Das ist der vielleicht entscheidende Umschlag, der sich derzeit weltweit beobachten läßt. 

Vor dem sich eine Gruppe aber fürchtet: Die des Establishments, die diese Werte zum herrschenden Moralmaßstab institutionalisierte, um alles politische und öffentliche Handeln mit Alleingeltungsanspruch zu bestimmen. Der größte Irrtum dabei aber war, daß sie auch die Wissenschaft zu bestimmen forderten, die nur noch zum Bestätigungsliefranten instrumentalisiert und damit degradiert wurde. Im selben Maß wurde sie damit aber irrelevant, und zwar umso mehr, je besser sie ob ihrer Forschungsobjekte zu instrumentalisieren schien. Vieles heute nennt sich zwar noch Wissenschaft, ja wird an Universitäten gelehrt und vor allem von Meiden kolportiert, IST aber keine Wissenschaft mehr. Weil die Grundbedingungen von Wissenschaftlichkeit zugunsten eines Nutzendenkens, eines Anwendungswissens, zugunsten eines Ingenieurwesens* als unbrauchbar beseitigt wurden.

Der Widerstand gegen das social engineering nimmt Gestalt an

Jemand (der VdZ weiß nicht mehr, wer) hat vor kurzem geschrieben, daß sich in den letzten Jahrzehnten unbemerkt von den Wissenschaften ein massiver innerer Widerstand gegen dieses social engineering aufgebaut hat. Die Menschen haben nämlich anders, als diese Wissenschaften meinen, einen feststehenden anthropologische bestimmten Wertekanon. Von dem sie zwar kurzfristig abweichen können, und zwar in ihrem bewußten Verhalten, der sich aber auf Dauer immer wieder sein Recht holt. Und alle Imperative, die ihm widersprechen, abschüttelt.

Daß dies so lange unbemerkt bleiben kann hat damit zu tun, daß diese (von der Linken) gesollten Werte in der Öffentlichkeit sehr geschickt als neue Norm implementiert wurden. Selbst die Gesetzgeber unterliegen diesem Einfluß, der eigentlich eine Täuschung ist. Damit entsteht ein immer tiefere Kluft zwischen dem, was die Menschen - und zwar: alle Menschen! - innerlich fühlen, das aber in Widerspruch zur moralischen öffentlichen Norm gerät. Das verhindert lange Zeit, daß die Menschen sich dieses Widerspruchs bewußt werden wollen. Denn niemand will als Einzelkämpfer dastehen, der "alle" - und so wird es empfunden - gegen sich hat. Aber zum einen entsteht daraus ein immer stärkerer innerer Druck, den eigenen Wertelandschaften zu folgen, und zum anderen braucht es nur geringen Anstoß, daß sich diese Werte nach außen darstellen, daß sich die Menschen also dazu bekennen. 

Der Unterschied in den gesellschaftlichen Gruppierungen besteht damit nicht in Gruppen, die diese, und anderen, die jene Werte haben. Gerade die Linke kennt ja "ihren Feind" sehr genau, und richtet und adjustiert ihre Politik laufend nach ihm. Der Unterschied besteht in der Fähigkeit oder dem Willen, sich den gesollten Werten trotz dieses Widerspruchs zu fügen, nicht den gefühlten. Das ist in der Regel nur durch starke soziale Bindung und Einfügung möglich. 

Die Linke tendiert also weit mehr als ihre Opponenten (die keineswegs automatisch rechts sind! dazu werden sie regelrecht "gemacht", und zwar von der Linken) dazu, sich als soziologisch homogene Gruppe zu formieren. Weil den Opponenten aber diese öffentliche Legitimation fehlt, sie ihrem Gefühlten sogar im Konflikt gegenüberstehen, daß es "unmoralisch" sei, bleiben sie lange für sich, vereinzelt und haben kaum Gruppenbewußtsein. Ein solches bildet sich nur langsam, weil die Öffentlichwerdung, die zeigen könnte, daß es in Wirklichkeit eine große Gruppe, ja zunehmend die Mehrheit ist, die genauso sieht und fühlt, ja unterdrückt wird.

Morgen Teil 2) Der große unbekannte Gegenspieler, in dessen Händen aber alles liegt






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