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Dienstag, 15. November 2016

Weiterer Beweis für völliges Medienversagen

In dieser TV-Sendung die in den USA lief wurde reiner Tisch gemacht: SÄMTLICHE MEDIEN hatten sich nicht einfach nur geirrt, indem sie einen überwältigenden Sieg von Hillary Clinton vorhergesagt haben. Sie haben bewiesen, daß sie alle nur Teil derselben Blase waren. Denn keines dieser "besten Medien der Welt" hatte wahrgenommen, wie die Stimmung in der Bevölkerung WIRKLICH war. 

Lustigerweise hat diese Selbstdeprivation - von Journalisten zu Cheerleadern - sehr wahrscheinlich Trump zum Sieg verholfen. Denn mit jedem dieser Jubelartikel über Clinton, mit jeder Beschimpfung seiner möglichen Wähler wuchs die Empörung und Wut der Menschen auf das Establishment und damit die Sehnsucht nach Änderung. Mit jedem dieser siegesgewissen Vorräusche, die die Medien feierten, sank zugleich die Dringlichkeit für Clinton-Wähler, politisch Andersdenkende überzeugen zu wollen oder zur Wahl zu gehen. Tatsache ist, daß Clintons Niederlage entscheidend davon getragen wurde, daß ein guter Teil der demokratischen Stammwähler nicht zur Wahl ging. Oder - Trump wählte. Clinton fehlte die Unterstützung aus den eigenen Reihen. (Was freilich von Anfang an ein Problem war, schon in den Vorwahlen gegen Sanders waren ihr Malversifikationen vorgeworfen worden, um diesen aus dem Rennen zu werfen; Anm.)

Michael Moore hat deshalb in einer ersten Reaktion eine "To-do-Liste" veröffentlicht, und als ersten Punkt genannt, daß die neue Regierung auf der Stelle sämtliche Berater und Fachleute für Öffentlichkeit entlassen sollte. Denn statt hinauszufahren, um zu erkennen, wie die Stimmung unter den Menschen wirklich war, haben sie sich in Vorwahlparties dem Wahn eines sicheren Triumphs hingegeben, an den sie selbst geglaubt und welche Gewißheit sie überheblich vor sich her getragen haben. Noch wenige Tage vor der Wahl hat die New York Times einen Artikel veröffentlicht, in dem sie von einer 98,99%igen Gewißheit sprach, daß Trump verlieren, Clinton gewinnen würde. Aber was hat diesen Glauben bewirkt? Realitätsverweigerung!

Warum? Weil sie sich als Teil des Sieges sehen wollten, in dem sie über jene triumphierten, die tatsächlich unter der bisherigen Politik leiden. Und das ist nicht zuletzt der gesamte amerikanische Mittelwesten, der so stark vom Mittelstand geprägt ist. Was hier vorging ist den Medien nicht einmal aufgefallen.

Die Wahl von Donald Trump zum nächsten amerikanischen Präsidenten hat deshalb als erstes gleich einmal demonstriert, daß dessen Kritik an den Medien völlig richtig war: Daß jene sich als Teil des Establishments verstünden, der demokratische Politik zu machen und durch Propaganda zu unterstützen habe. Sie sind aber keine unabhängige Berichterstattung. Jetzt von "Heilen der Wunden", "Überwinden der Spaltung" als Aufgabe von Trump zu schreiben ist blanker Zynismus, denn sie selbst haben diese Spaltung vorangetrieben, sie selbst haben diese Wunden geschlagen.

Die Absicht, Trump-Wähler zu entmutigen, ist nämlich ins Gegenteil umgeschlagen. Man hat die Ernsthaftigkeit der Probleme, um die es so vielen Amerikanern ging und unter denen sie leiden, nicht erkannt. Und man hat deshalb die wahlentscheidende Mehrheit der Bevölkerung zu Außenseitern gemacht, indem man sie nicht ernstgenommen hat, als hätten sie ohnehin nichts zu sagen. DAS bewirkt Spaltung, das macht die Kluft zwischen Menschen und Establishment so groß.

So nebenbei: Daß die europäischen Medien dabei so einmütig ins selbe Konzert einstimmten hat einmal mehr auf erschreckende Weise klargemacht, wie sehr sie bereits ihre Unabhängigkeit an die Amerikaner abgeliefert haben. Noch mehr als die amerikanischen haben also die europäischen Medien versagt, die offensichtlich nur noch Beiwägen zu amerikanischen sind, und sich gar nicht erst die Mühe machen, eigene Sichtweisen aufzubauen. Warum? Wegen der paar Amerikaner, die in Europa wohnen? Nein. Sondern um den inneramerikanischen Druck auf die Bürger zu erhöhen, indem man eine angebliche unabhängige "Sicht von außen" vorgaukeln, die aber nur Teil ein und derselben Blase ist. Nach dem Motto "Eine Hand wäscht die andere" hat diese eigentümliche internationale, universalistische Allianz, zu der das Establishment verkommen ist, sich davon zugleich pädagogische Effekte für Europa erwartet.

Doch hat sich in den Medien etwas geändert? Wenigstens diesmal? Wenigstens jetzt? Das ist mehr als zu bezweifeln, auch wenn manche nun zurückrudern. Wieder einmal zurückrudern, so müßte man es sagen. Denn längst laufen die nächsten Kampagnen, die Trump-Wähler desavouieren und verleumden, zu reinen "Objekten" machen, die nicht hinlänglich funktioniert haben. Und wer die Ohren gespitzt hält wird feststellen, daß sich die nächste Kampagne längst vorbereitet. Indem alle Opposition als "Faktenverweigerung" denunziert wird. Welche Groteske! Denn die Fakten verweigern gerade NICHT die Menschen, sondern das Establishment. Die Trump-Wahl hat es ganz handfest bewiesen, wo das Medienversagen keine Verschwörungstheorie war, sondern als Faktum feststeht.

Was sich derzeit und offenbar schon weltweit und in allen Bereichen (von der Politik über Wirtschaft, Wissenschaft bis zur Kirche) abspielt ist aber nicht der Kampf der Populisten gegen die braven guten überlegenen und hochrationalen Eliten, wie es schon wieder denunziatorisch und noch intensiver denn zuvor medial kolportiert wird. 

Es ist der Kampf der menschlichen Vernunft*, der Realität gegen eine Scheinwirklichkeit, die die Macht hat und eben dieser Realität Lasten auferlegt, die sie zur Wunschrealität zurechtbiegen sollen. Die natürlich nur noch das Establishment definieren kann, weil diese neuen Kriterien der Realität (der "Fakten") dem Menschen selbst gar nicht mehr zur Verfügung stehen weil (angeblich) unzureichend sind und damit entwertet werden. Damit wird die Wahrheit auf eine Ebene verschoben, wo sie dem Einzelnen gar nicht mehr zugängig ist, WENN ER NICHT ZUVOR diesen neuen Kriterien (die personaler, moralischer Natur sind, nicht Vernunft!) beitritt. Das einzige, was damit steigt, ist die Abhängigkeit von diesen "Führern".

Nur die Vernunft aber kann einen, und nur die Rückkehr zur Vernunft heilen und Gräben überbrücken.









*Vernunft ist viel mehr ein Streben als ein Haben. Aus diesem Grund sind auch Vorwürfe ungerecht, wenn dieses Streben nach Vernunft hier und dort ein - noch - falsches Ergebnis oder Teilergebnis zeitigt, der Strebende irrt. Vernunft ist zuerst und vor allem die Offenheit für die Wahrheit, in einer Verschmelzung von Ratio und persönlicher Lauterkeit. Nicht der punktuelle Fehlschluß zeigt deshalb die Unvernunft, sondern die Unfähigkeit, nach einem solchen (erwiesen durch eine anderslautende Realität) über die Wirklichkeit und Wahrheit zu lernen, sondern ihn zum Dauerprogramm zu machen. Vornehmlich, um die Autoritätsstellung, den "Namen" nicht zu gefährden. 

Die anderslautende Realität immer wieder diesem Irrtum gemäß posthoc geradezubiegen, sodaß sich der Irrtum als Unwille zur Vernunft beweist, und als Wille zur Täuschung, wo der Zweck die Mittel heiligt, das ist Unvernunft. Man kann dies auf allen Ebenen derzeit beobachten: Das Ziel als angeblicher Vernunftschluß angeblicher Realitätsrezeption gilt als Dogma, das nun zum "Faktum" erklärt wird. An ihm ist nicht zu rütteln, auch wenn die Realität dieses Ziel als Unvernunft bloßstellt. Es zeigt sich daran, daß man trotz anderslautender Realitäten "weitermacht wie bisher", und die Anzweifelung des Dogmas, des angeblich vordringlichen Zieles als "Faktenverweigerung" verleumdet.




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