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Mittwoch, 2. November 2016

Die Moränen sind immer zu spät

Das Argument ist einfach zu köstlich, zu schlagkräftig, um es einfach nicht hier anzuführen: Während sich jeden Moment zwischen Kopf und Beinen Temperaturuntschiede der Luft um Grade fststellen lassen, während die Luft hier und nur zwei Meter daneben um Grade unterschiedliche Temperaturen aufweist, während nicht einmal eine einheitliche Kalibrierung zwischen Thermometern in sagen wir Montane/USA und Koblenz/Deutschland möglich ist und jede Messung so spezifische Bedingungen hat, daß ihr Unsicherheitsgrad oft Grade beträgt, während selbst am Blumenstock am Gang der Wohnung des VdZ die Temperaturen zwischen sonnenzugewandeter Blattseite und deren Untergrund mit der Hand erfaßbare Unterschiede aufweisen, behaupten scharfsinnige Geister, daß eine "jährliche Welt-Durchschnittstemperatur" - als rein statistisches, abstraktes Produkt rein zufälliger Messungen, über deren reale Bedeuttung niemand, wirklich niemand auch nur irgendeine Ausage treffen kann - die von 2014 auf 2015 von 14,84 auf 14,85 Grad Celsius "gestiegen" ist, die Welt und das menschliche Dasein gefährde. Ja manche behaupten, "die Klimaerwärmung bereits zu spüren".

Was natürlich insofern interessant ist, weil Sinnesdaten nur über bewußte Akte "bestimmt" werden, also ihre "Gefühltheit", ihre Erlebensqualität immer auch eine sutjektive, jede Befindlichkeitsaussage also eine schöpferische Seite hat. Wo der eine frierst, schwitzt der andere. Und das ist bei weitem mehr als mechanische Physik.

Lese man selbst aber ruhig den gesamten Artikel von Wolfgang Thüne, der in der ganzen unseligen Debatte seit langem durch seinen kühlen Kopf auffällt. Womit er beweist, wie subjektiv (wenn auch nicht relativistisch) und irreführend eine interpretatorische Aussage über Zustände sein kann. Auch in diesem Artikel bestechen logisch gut nachvollziehbare Fakten, die so manchen Kopf zum Schütteln bringen werden. Denn nicht nur Thüne ist der begründeten Auffassung, daß die Klimakatastrophik auf schwerwiegenden grundlegenden Denkfehlern beruht.


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Der VdZ hat schon lange seine Zweifel ob der Überlegungen, die eine "beschleunigte Erwärmung" anhand realer Geschehnisse - Eisabschmelzungen etwa - "bewiesen" weil belegt wissen wollen. Der Gedanke kam ihm wieder neu zu Bewußtsein, als er auf Die Kalte Sonne las, daß sich der Rückgang der Schweizer Gletscher im Sommer 2016 verlangsamt habe oder gar ausgeblieben sei. Das habe mit liegengebliebenem Schnee aus dem Winter zu tun. Was den VdZ als Erklärung nicht ganz befriedigt, weil vieleicht gar nicht die Ursache, sondern zumindest auch bereits Wirkung eines umfassenderen Geschehens ist.

Versuchen wir aber alles einmal anders zu ordnen: Wenn man ein Stück Eis aus dem Kühlfach in die Küche mit normal temperierter Raumluft legt, ist der Abschmelzprozeß nicht als linearer Prozeß zu beobachten, sondern er verläuft progressiv. Erst tut sich gar nichts, und erst nach und nach beginnt das Eis in Wasser überzugehen, um schließlich immer rascher zu zerfließen. Aber selbst noch im letzten Rest Eis ist die "Bedingung Eis" zur Gänze vorhanden. Er läßt sich ins Kühlfach zurücklegen, und bleibt dort im nächsten Augenblick konstant, nur die äußersten Schichten müssen sich wieder auf "Eisbedingung" abkühlen.

Und das OBWOHL sich der eigentliche Angleichungsvorgang (der Erwärmung in dem Fall) verlangsamt hat, denn das eigentliche und mächtigere Geschehen der Umkehr ist am Anfang passiert und dort umso heftiger und dann rascher, je größer die Differenz ist, die es zu überwinden gilt.

Das bedeutet, daß auch das Abschmelzen eines Gletschers dort progressiv verläuft, wo der Grundkorpus immer kleiner, dünner geworden ist. Mit einem Ansteigen der Außentemperaturen hat das nicht das Geringste zu tun. Der Abschmelzprozeß verläuft in einem bestimmten Verhältnis zum Eigensein "als" Eismasse, als Gletscher. Ist dieses groß, verläuft er langsamer, ist er klein, schneller, und damit progressiv schneller: Schnelleres Schmelzen, schnellerer Verlust des Körpers, schnelleres Abschmelzen etc.

Solche, ja alle Systeme verhalten sich in ihren Angleichungsprozessen (nicht mehr ist das Schmelzen von Eis) also nicht linear, sondern progressiv. Oder degressiv, je nach Blickpunkt. Beschreiben wir das bildlich übersetzt so: Sie brauchen zu Anfang eine gewisse "Orientierungszeit", in der die Systeme ihr Übergewicht abschätzen, um sich dann dem je stärkeren zu unterwerfen.

Das hat Konsequenzen. Denn in dem Moment, in dem wir das Abschmelzen eines Eisblockes feststellen, sind die entscheidenden, initialen Abschmelzprozesse bereits vor einiger Zeit in Gang gekommen. Was wir beobachten ist also bereits eine Folge, hat bereits einige Zeit gedauert. Bleiben die Bedingungen gleich, oder verändern sie sich nicht wesentlich, erfolgt der progressive Ausgang eines in seinem Ziel bereits mehr oder weniger lange zuvor in Gang gebrachten Prozesses. Das wesentliche dabei ist: Sie verhalten sich TRÄGE, und das heißt: Sie beharren in ihrem Ursprüngszustand (zum Zeitpunkt der Begegnung), es braucht seine Zeit, bis sie diesen abzulegen beginnen, indem gewisse Kipppunkte für ihre Zustandtsveränderung (Gefrierpunkt für Wasser) eine definitive Änderung des Aggregatszustands bedeuten.

Beobachten wir das Abschmelzen - und das dann immer raschere Abschmelzen - eines Gletschers, so beobachten wir also Vorgänge, die bereits vor einiger Zeit ihren entscheidenden Punkt hatten. Die Außenbedingungen begannen bereits vor einiger Zeit, den Eigenzustand des Eises zu beeinflussen, bis sie sich als Schmelzvorgang äußerten. 

Das betrifft aber auch ihre Revision. Und diese Revision setzt nicht erst ein, wenn der Gletscher wieder in alter Größe besteht, sondern in dem Moment, wo sich das Schmelztempo verlangsamt. Umso mehr, als es sich ja eigentlich beschleunigen müßte. 

Abgesehen von allen möglichen zusätzlichen Faktoren, die hier wirksam werden könnten - Ursache und Wirkungen sind also nicht so einfach damit auszusagen - könnten wir in den Schweizer Gletschern Zeugen eines Prozesses zu werden, der bereits vor einiger Zeit eingesetzt hat und der jene Abkühlung bereits jetzt konkret anzeigt, die manche ohnehin seit längerem bereits für durchaus möglic halten: Daß wir nämlich einer Kaltzeit zusteuern, und nicht einer Erwärmung, im Rahmen von "Klimaveränderungen", auf die wir nicht den geringsten Einfluß haben können. Es sei denn durch Reaktion in unseren kleinsten Umgebungsfeldern ausgleichend reagieren können. 

Man denke nur an den Hiatus der sogenannten "Weltdurchschnittstemperatur", der zwar nichts Konkretes, aber doch "irgendetwas Ungefähres" aussagt, und seit bald 20 Jahren festzustellen ist. So lange schon steigen die Temperaturen im Schnitt nicht mehr, bestenfalls marginal, s. o. Und daß das Eis der Arktis seit drei Jahren definitiv an Volumen zunimmt (Eisfläche ist ja nur ein bedingter Parameter, weil die bildung von Eisbedeckung stark von der Ruhe der Meeresoberfläche abhängt, sodaß sogar kühlende Stürme die Eisfläche weniger wachsen lassen können) ist auch bekannt. Die Antarktiseiskappe wächst ohnehin schon seit vielen Jahren, und die Sonnenflecken (die umgekehrt proportionalen Einfluß auf die Wolkenbildung und damit Niederschlagsmengen haben) nehmen kontinuerlich ab, es wird also mehr kühlende Wolken und Niederschläge geben.

Aber das ist nur eine Möglichkeit der Interpretation. In ein paar Jahren sind wir vermutlich gescheiter, was uns der Kosmos so an Bedingungen bereitet. Wenn sich vielleicht ein länger schon begonnener Prozeß der Abkühlung durch Beschleunigung offenbart, die wir erst als Veränderung überhaupt wahrnehmen. Denn umgekehrt ist seit langem schon klar, daß sich an vielen Parametern eine "Verlangsamung" eines zuvor herrschenden Trends ablesen läßt. Und das würde an sich ja bereits heißen: Er ist schon lange das Gegenteil in gange. Hoffentlich haben wir dann nicht nur Sommerhemden auf Lager.





*100916*