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Sonntag, 11. August 2019

Blick ins Irrenhaus

Dieses Video von SWR ist deshalb interessant, weil es einige Zahlen und Verhältnisse recht gut darstellt. Und damit so manche Vorstellung relativiert, die wir ab und zu gerne verfolgen. Das Bild der Hysterie, das die angeblich so wichtige Welt der Geldspekulation bietet, ist zwar als Zeitdokument von gewissem Interesse, aber es zeigt gleichzeitig, daß es kein Fundament hat. Schon gar keines, vor dem wir uns wirklich zu fürchten hätten. 

Wer "bei sich" bleibt, muß sich vor diesen Dingen nicht fürchten. Der hat sein Leben auf anderen Säulen stehen. Er kann in vielerlei Hinsicht dem Treiben der Welt, das ein Schattenspiel ist, in Ruhe zusehen. Die Welt ist nämlich ein Wunder, das in des Allmächtigen Gottes Hand liegt. Zu glauben, sie wäre ein Mechanismus, dessen man sich bedienen könnte, vorausgesetzt man wäre clever genug, ist ein tragischer Irrtum.

Wo liegt die Fragwürdigkeit der auch in diesem Video aufgeworfenen angeblichen Problematik, wie der Enteignung der "Sparer"? Daß viel zu viele Menschen - durch die Absurdität des Systems, das uns vor allem seit den 1970er Jahren beherrschen möchte - über Geld verfügen, das sich in keinem Verhältnis zu ihrem sittlichen Stand befindet.  Die also Geld hatten und zu haben meinen oder haben möchten, das unproduktiv ist. Das darauf spekuliert, daß sich unproduktives Geld auch noch vermehren sollte, "Junge kriegen" sollte.

Diese Leute nun als "Opfer" darzustellen braucht schon gehörige Chuzpe. Wie dumm muß man sein, um zu glauben, daß sich Geld aus sich heraus vermehren könne? Das ist aber exakt jene Chuzpe, die auch ein Karl Marx hatte, der das Märchen von der großen Ungerechtigkeit in die Welt setzte und instrumentalisierte, um sich und seine Sittenlosigkeit zu rechtfertigen. Die in die Welt setzte, daß sich Geld "vermehren" könne. Als Geld ohne Wert. Denn Wert liefert nur Arbeit, liefert nur (sittliche, schöpferische) Weltwirklichung.

Darauf, werter Leser, mögen wir alle setzen. Auf schöpferische Arbeit. Und auf mitmenschliche Solidarität, auf Liebe somit, in der wir uns gegenseitig stützen, wenn das Leben uns auf eine Weise kennzeichnet, in der wir (mit dem Alter sozusagen) immer eingeschränkter an manchen Prozessen teilnehmen sollen. Wo wir aber in einer sozialen Spannung, einem Ort leben, an dem das, was wir genau jetzt zu geben haben, auch geschätzt wird, weil man begriffen hat, daß man genau das nun braucht.

Wenn jemand - wie in diesem Filmbeitrag des SWR - im Alter beklagt, daß er nicht wisse, was er mit seinem Geld sonst machen solle, als es zu Zinsen anlegen, die es aber heute nicht mehr gebe, der deshalb nach Möglichkeiten sucht, "mehr Ertrag" zu generieren (und damit die arbeitenden Menschen umso mehr belastet, das ist die Wahrheit hinter dieser simplen Floskel), also zu spekulieren, dann ist das das sicherste Anzeichen dafür, daß sein erworbenes, sein besessenes Geld seine Lebenspotenz ganz einfach überschreitet. Es ist somit - der Leser möge den VdZ steinigen, aber so ist es - zu Unrecht besessen. Und das wird man entdecken, wenn man seine Spur aufmerksam genug verfolgt.

Zu Unrecht besessen, wie es der Sozialstaat, wie es universalistische, absurde "Wirtschaftstheorie" in den 1970er Jahren endgültig in die Köpfe der Menschen gedrückt hat, indem die Politik die Menschen korrumpierte, und deren Laster und Todsünden - allen voran den Neid und die Gier - zur Tugend umdeutete, indem es sie ... zum Opfer stilisierte. Und ein Opfer darf doch auch Unrecht Gut annehmen?

Gibt es keine Menschen in der Nähe, die Not leiden, denen man also helfen müßte? Gibt es keine Unternehmer im Umfeld, die toll arbeiten, aber Geld bräuchten, um eine neue Maschine, eine neue Halle zu bauen, an denen man sich nunmehr beteiligen könnte? (Die Beispiele, die einerseits interessanterweise, andererseits krankerweise der Bericht bringt, sind in sich schon Krankheitszeichen. In solche ideologisch-verblödeten Firmenideen würde auch der VdZ keinen Euro investieren. Wir brauchen Privatkapital, jawohl, aber es muß der Vernunft der Anleger überlassen werden, ob sie diesen Ideen auch genug vertrauen, wo kämen wir denn da hin?) Gibt es keine Künstler, denen man Aufträge gibt, so daß sie Werke schaffen können ohne Schimmelbrote fressen zu müssen, die unendlich mehr wert sind als das Geld, das man ihnen dafür gibt?

Genauso ist doch auch das entstanden, was man sich am Donnerstag-Konzert-Abend in gepflegter, bürgerlicher Atmosphäre im Musiksaal der Stadt als "Mozart-Abend" reinzieht. Wovon hat aber etwa Mozart gelebt? Eben. Genau von diesen Menschen, genau von diesen Geldern. Die früher, und über Jahrtausende und überall auf der Welt, der Akkumulation des Reichtums einer Kultur dienten und damit über viele Generationen Frucht brachten. Heute? Heute stehen die Fettpropfen da und jammern über den Staat, weil sie zu wenig Zinsen bekommen, weil ihr steriles Geld keine Jungen kriegt. Pervers! A- und sogar anti-kulturell. Da ist jeder Niederbruch nur zu gerechtfertigt.

So nebenbei: Es ist erbärmlich, wenn auch so ein aufklären sollendes Video die Entstehung von Geld nicht in ihrem Zusammenhang mit Wert - und damit Arbeit, Mensch - begreift, sondern dem Schwachsinn folgt, der heute die meisten Köpfe beherrscht: Geld würde durch Kredit entstehen. Da gehen manche, ja viele wohl von ihrer eigenen Lebenspraxis aus. Nicht arbeiten, nichts schaffen, sondern Kredit aufnehmen.

Ja, Banken schöpfen Geld, das ist richtig. Aber sie schöpfen es immer in einem Verhältnis zur Arbeit, zum realen Wert, WENN sie auch ... pleite gehen können. Und nicht vom Staat mißbraucht werden (oder sich - meist dann sogar gerne - mißbrauchen lassen), um fiktive Haushaltszahlen aufrecht zu halten. Die, die solchen Unsinn verzapfen, sind im Video sogar "Professoren" und "Experten". Na servus ... dann wundert einen eben nichts mehr.

Solche Desinformation bringt die Menschen aber immer mehr sogar dazu zu meinen, ja zu fordern, daß die Geldschöpfung überhaupt zu einem Staatsmonopol werden solle. Genau das, was sie stranguliert, der unerschöpfliche staatliche Appetit, wie er der Parteien-Demokratie unausweichlich innewohnt, soll also Prinzip werden? Da geht offenbar eine PR-Strategie auf.