Eigentlich sollte dieser Beitrag sich nur mit Japan befassen.
Das seit rund dreißig Jahren das betreibt, was sich auch für unsere Länder
mehr und mehr abzeichnet: Der japanische Staat bewirtschaftet in enger
Zusammenwirkung mit dem zu einem Oligopol verbundenen japanischen
Bankenwesen die Nationalwährung zentral. Und er tut es, indem er - wie
wir es bei ebenfalls schon haben - einerseits eine Nullzinspolitik
betreibt, und andererseits die Umlaufmenge des Yen erhöht und erhöht.
Damit werden Probleme aufgefangen, die eigentlich nur verdeckt werden.
Auf Tichys Einblick findet sich ein Bericht, was in Japan passiert,
und dessen Autor einige Jahre selbst in Japan gelebt und studiert hat.
Das einzige, was man mit dieser Politik erreicht ist, daß seine
Unmöglichkeit von Jahr zu Jahr weiter in die Zukunft verschoben wird.
Irgendwann aber muß die Rechnung bezahlt werden.
Wobei
die realen Lebensbedingungen in Japan bereits jetzt viel schlimmer
sind, als es nach außen aussieht. Die extrem gestiegenen
Immobilienpreise (die aber gar nicht fallen dürfen, weil sie sonst die
Kredite ihrer Sicherheiten berauben) machen es jungen Ehepaaren fast
schon unmöglich, sich eine adäquate Wohnung zu leisten. Jährlich sterben
in Japan um 400.000 Menschen mehr als geboren werden (1 Million). Die
Bevölkerung schrumpft, und im Jahre 2060 rechnet man nur noch mit 100
Millionen Japanern, heute sind es noch 128 Millionen. Die
Fertilitätsrate ist auf gerade noch 1,2 pro Frau, das ist fast die
Hälfte dessen, was zur Bestandserhaltung notwendig wäre.
Nun
sagen viele, naja, ein Schrumpfen der Bevölkerung könnte ja ein
Gesundschrumpfen sein!? Das hört man oft, ist aber nicht weniger falsch,
ja dumm. Denn es geht nicht um absolute Bevölkerungszahlen. Es geht um
das Verhältnis der Generationenzahlen. Bereits heute zeigt die
japanische Bevölkerung-Alters-Pyramide das Bild eines auf den Kopf
gestellten Dreiecks. Das heißt, daß absehbar ist, daß irgendwann die
Jungen die Alten nicht mehr versorgen können. Es geht sich einfach nicht
mehr aus, es sind zu viele Alte, und zu wenige Junge, die arbeiten und
damit Wert schaffen. Und Geld hat noch nie Wert geschaffen, hat sich
noch nie vermehrt. Das ist einer der fatalsten Irrtümer. Es ist immer
nur realer Wert, und der kommt nur aus der Arbeit, dem Geld als mehr
oder weniger dynamischer Wertausdruck gegenübersteht.
Aber
was liberale Wirtschaftsbetrachtung zu wenig berücksichtigt ist, daß
sie ein Phänomen als bösen Faktor an diesem Spiel beschuldigt (und der
VdZ war noch vor einigen Jahren ähnlicher Auffassung), das
"Nullzinspolitik" heißt. Das heißt, und wir sehen es auch in Europa, daß
diese MMT-Wirtschaftspolitik (Moderne Geldtheorie) eine extrem
niedrige Verzinsung braucht. Nun wäre das aber an sich nicht das
Schlechteste - Null Zinsen? Zinsen sind per se unmoralisch, das wäre
doch ein Fortschritt in die richtige Richtung?
Ist
es leider nicht. Denn Richtiges verwandelt sich in den Händen falscher
Systematik sehr oft in das Gegenteil. Nicht Null-Zinsen sind das
Problem. Sondern das, was in Japan geschätzt schon ein Drittel zu
Zombieunternehmen macht, das heißt Unternehmen, die sich nur durch immer
mehr Kredite am Leben halten können. Und das auch von staatlicher Seite
her soll und muß, um "Arbeitsplätze" zu bewahren. Das aber, was
einzig Wert schaffen kann, Arbeit, ist nicht einfach nur als irgendeine
Tätigkeit gemeint, die bezahlt wird, die man dann Arbeit nennt, sondern
"produktive Arbeit".
In
diesen Betrieben fehlt der lebendige Austausch mit der Wirklichkeit,
den Menschen, dem Markt, und damit fehlt das, was der Kern des Geldes
überhaupt ist: Die lebendige Wertfindung über eine gesunde, freie
Preisbildung. Sie sind wie leere Maschinen, die so tun, als arbeiteten
sie noch. Die Produktivität ist aber dramatisch gefallen. Es gibt keine
lebendigen Innovationen mehr, selbst das hat der Staat bereits in der
Hand. Auch darin gleichen wir uns immer mehr an. Auch hier gibt es
künstliche Probleme (Energiewende ist ein gutes Beispiel), wie zwar
"Arbeitsplätze" bestehen, die aber nichts zu einer wirklichen Steigerung
der Wertschöpfung mehr beitragen. Das tun sie nur rechnerisch, auf dem
Papier, in den Bilanzen und Staatshaushalten.
Wir
haben also zwar "Wirtschaftswachstum", aber das ist ein "Fake". Denn
das einzige, was eine Volkswirtschaft wirklich wachsen ließe, ist ein
Zuwachs an Produktivität. Und den gibt es schon lange nicht mehr, auch
der ist nur herbeiphantasiert, indem man sich mathematisch frohrechnet, wie ein früherer Geschäftspartner des VdZ so etwas immer nannte.
Morgen Teil 2) Warum Politik nur noch so lange funktionieren wird,
so lange man neue Schildkröten findet
*040619*
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