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Montag, 5. August 2019

Crash - Das Ganz-Unten des Schildkrötenturms (1)

Eigentlich sollte dieser Beitrag sich nur mit Japan befassen. Das seit rund dreißig Jahren das betreibt, was sich auch für unsere Länder mehr und mehr abzeichnet: Der japanische Staat bewirtschaftet in enger Zusammenwirkung mit dem zu einem Oligopol verbundenen japanischen Bankenwesen die Nationalwährung zentral. Und er tut es, indem er - wie wir es bei ebenfalls schon haben - einerseits eine Nullzinspolitik betreibt, und andererseits die Umlaufmenge des Yen erhöht und erhöht. Damit werden Probleme aufgefangen, die eigentlich nur verdeckt werden. Auf Tichys Einblick findet sich ein Bericht, was in Japan passiert, und dessen Autor einige Jahre selbst in Japan gelebt und studiert hat. Das einzige, was man mit dieser Politik erreicht ist, daß seine Unmöglichkeit von Jahr zu Jahr weiter in die Zukunft verschoben wird. Irgendwann aber muß die Rechnung bezahlt werden.

Wobei die realen Lebensbedingungen in Japan bereits jetzt viel schlimmer sind, als es nach außen aussieht. Die extrem gestiegenen Immobilienpreise (die aber gar nicht fallen dürfen, weil sie sonst die Kredite ihrer Sicherheiten berauben) machen es jungen Ehepaaren fast schon unmöglich, sich eine adäquate Wohnung zu leisten. Jährlich sterben in Japan um 400.000 Menschen mehr als geboren werden (1 Million). Die Bevölkerung schrumpft, und im Jahre 2060 rechnet man nur noch mit 100 Millionen Japanern, heute sind es noch 128 Millionen. Die Fertilitätsrate ist auf gerade noch 1,2 pro Frau, das ist fast die Hälfte dessen, was zur Bestandserhaltung notwendig wäre. 

Nun sagen viele, naja, ein Schrumpfen der Bevölkerung könnte ja ein Gesundschrumpfen sein!? Das hört man oft, ist aber nicht weniger falsch, ja dumm. Denn es geht nicht um absolute Bevölkerungszahlen. Es geht um das Verhältnis der Generationenzahlen. Bereits heute zeigt die japanische Bevölkerung-Alters-Pyramide das Bild eines auf den Kopf gestellten Dreiecks. Das heißt, daß absehbar ist, daß irgendwann die Jungen die Alten nicht mehr versorgen können. Es geht sich einfach nicht mehr aus, es sind zu viele Alte, und zu wenige Junge, die arbeiten und damit Wert schaffen. Und Geld hat noch nie Wert geschaffen, hat sich noch nie vermehrt. Das ist einer der fatalsten Irrtümer. Es ist immer nur realer Wert, und der kommt nur aus der Arbeit, dem Geld als mehr oder weniger dynamischer Wertausdruck gegenübersteht.

Aber was liberale Wirtschaftsbetrachtung zu wenig berücksichtigt ist, daß sie ein Phänomen als bösen Faktor an diesem Spiel beschuldigt (und der VdZ war noch vor einigen Jahren ähnlicher Auffassung), das "Nullzinspolitik" heißt. Das heißt, und wir sehen es auch in Europa, daß diese MMT-Wirtschaftspolitik (Moderne Geldtheorie) eine extrem niedrige Verzinsung braucht. Nun wäre das aber an sich nicht das Schlechteste - Null Zinsen? Zinsen sind per se unmoralisch, das wäre doch ein Fortschritt in die richtige Richtung?

Ist es leider nicht. Denn Richtiges verwandelt sich in den Händen falscher Systematik sehr oft in das Gegenteil. Nicht Null-Zinsen sind das Problem. Sondern das, was in Japan geschätzt schon ein Drittel zu Zombieunternehmen macht, das heißt Unternehmen, die sich nur durch immer mehr Kredite am Leben halten können. Und das auch von staatlicher Seite her soll und muß, um "Arbeitsplätze" zu bewahren. Das aber, was einzig Wert schaffen kann, Arbeit, ist nicht einfach nur als irgendeine Tätigkeit gemeint, die bezahlt wird, die man dann Arbeit nennt, sondern "produktive Arbeit". 

In diesen Betrieben fehlt der lebendige Austausch mit der Wirklichkeit, den Menschen, dem Markt, und damit fehlt das, was der Kern des Geldes überhaupt ist: Die lebendige Wertfindung über eine gesunde, freie Preisbildung. Sie sind wie leere Maschinen, die so tun, als arbeiteten sie noch. Die Produktivität ist aber dramatisch gefallen. Es gibt keine lebendigen Innovationen mehr, selbst das hat der Staat bereits in der Hand. Auch darin gleichen wir uns immer mehr an. Auch hier gibt es künstliche Probleme (Energiewende ist ein gutes Beispiel), wie zwar "Arbeitsplätze" bestehen, die aber nichts zu einer wirklichen Steigerung der Wertschöpfung mehr beitragen. Das tun sie nur rechnerisch, auf dem Papier, in den Bilanzen und Staatshaushalten.

Wir haben also zwar "Wirtschaftswachstum", aber das ist ein "Fake". Denn das einzige, was eine Volkswirtschaft wirklich wachsen ließe, ist ein Zuwachs an Produktivität. Und den gibt es schon lange nicht mehr, auch der ist nur herbeiphantasiert, indem man sich mathematisch frohrechnet, wie ein früherer Geschäftspartner des VdZ so etwas immer nannte.


 Morgen Teil 2) Warum Politik nur noch so lange funktionieren wird,
so lange man neue Schildkröten findet