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Freitag, 2. August 2019

Der Wille zur Apokalypse

Es gibt messianische Sekten, deren Programm nicht nur darin besteht, sich als Auserwähltes Volk Gottes zu betrachten, sondern diese Auserwähltheit die Pflicht einschließt, das Ende der Welt herbeizuführen. Sie deuten nicht nur die Torah, sondern sie sehen sie als Handlungsanleitung, die Apokalypse herbeizuführen. Und dazu gehört auch die Rolle Israels.

Wie das zusammenhängt beschreibt Wolfgang Eggert in einem interessanten Gespräch mit Michael Friedrich Vogt. Das Gespräch ist schon älter, die Inhalte aber nach wie vor aktuell. Sehr richtig weist der Historiker Eggert aber auch darauf hin, daß diese Problematik keineswegs nur ein jüdisches Thema ist. Im Christentum gibt es im Bereich der Evangelikalen Sekten und Gruppen ganz ähnliche Tendenzen.

Sie spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle innerhalb der amerikanischen Politik, und manche haben häufig und direkten Eingang in Beratungen des Weißen Hauses. Sogar Reagan oder Bush haben ihre Politik in einem nicht zu bestreitenden Glauben an das Armageddon, an die letzte Schlacht der Erde, ehe der Messias kommt, gesehen. Bush jun. sah sich sogar explizit als Handwerkszeug Gottes, sah sein Vorgehen gegen Afghanistan und den Irak als göttlichen Auftrag.

Die Neo-Konservativen spielen dabei ihre besondere Rolle, meint Eggert. Weil sie aus Gründen der Notwendigkeit, der Politik der USA eine Vorwärtsdynamik - auch hin zur Apokalypse - zu verschaffen, eine Politik eines "ständigen Krieges" treiben. Vieles in der amerikanischen (und israelischen) Politik ist erst verstehbar, wenn man es als Erfüllung einer Prophetie begreift. Deshalb sind Entwicklungen im Nahen Osten, die auf eine Entschärfung der dortigen Konflikte hinausläuft, kontraproduktiv und müssen (sogar aus religiöser Sendung heraus) verhindert werden. Also braucht man auch immer einen personifizierten Feind. Und sei es, daß man ihn wie bei Ahmadinejad in Persien ... selbst installiert. Und Persien ist ja bis heute in dieser Rolle - von den USA selbst dorthin geschoben.

Ohne einen vernichtenden Krieg, sagen prominente Rabbiner, kann der Messias nicht kommen. Und durch den Messias wird die Vorzugsstellung des jüdischen Volkes definitiv.

Aber wie kann man einen solchen Krieg dem eigenen Volk verkaufen? Aus den Erfahrungen des Vietnamkrieges heraus weiß man, wie eine Sache ausgeht, wenn man die Medien nicht in der Hand hat. Also wurden unter "Operation Mockingbird" seither massive Anstrengungen unternommen, die Medien weltweit in die Hände zu bekommen. Sei es durch Bestechung, sei es durch Kompromittierung Widerspenstiger. Wobei viele Politiker das ohnehin als Bestandteil normaler Politik sehen.

Den deutlich zu erkennenden Umschwung zugunsten amerikanischer Interessen in der deutschen Links-Presse 1991/92 sieht Eggert in Zusammenhang mit dem Mauerfall, wo große Stasi-Aktenbestände über Verwicklungen westlicher Journalisten in DDR-Geheimdienstaktivitäten von den USA und Israel einkassiert und als Druckmittel mißbraucht wurden.