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Sonntag, 25. August 2019

Man denkt anhand eines Du (4)

Teil 4)



Das Problem ist nicht primär aber Thomas von Aquin. Der immerhin das Abendland wieder auf gesunde metaphysische Beine stellte, so daß klar war, daß man tatsächlich Gewißheiten über die Welt gewinnen kann, und zwar denkerisch. Das Problem ist, sagt Jones (mit dem VdZ unisono), die von ihm immer noch verwendete Metaphysik von Aristoteles, die nämlich statisch ist. Und damit der dynamischen, trinitarischen Struktur der Welt nicht gerecht wird.

Man kann viel von Thomas lernen, gewiß. Wenn man aber den Sinn der Geschichte erkennen will, sollte man sich an Augustinus wenden. Thomas hat sich nie, meint Jones, ausreichend damit befaßt, vielleicht hat er dazu nur zu kurz gelebt. Für Thomisten spielt deshalb die Geschichte auch kaum eine Rolle.

Anders als für Augustinus, der die Gegenwart Gottes in der Geschichte erkannt hat. So daß die Geschichte die Geschichte göttlicher Vorsehung wird, der die Geschichte mit Christi Geburt betreten, und nie mehr verlassen hat. Nur durch Kenntnis der Geschichte kann man also die Göttliche Vorsehung verstehen. Zeit ist nicht, wie Aristoteles (oder später Newton) glaubten, die Summe der Bewegungen. Ja, Zeit ohne Bewegung gibt es nicht, das ist richtig. Aber Zeit ist nicht die Summe aus für sich stehenden Bewegungsabläufen.

Wer aber nun meint, daß dieses Konzept Hegelianischen Ursprungs sei, muß sich von Jones eines Besseren belehren lassen. Denn dieser meint, daß es nicht vorstellbar ist, daß Hegel nicht ... Giambattista Vico kannte. Der mit seiner "Nuova Scientia" enormen Einfluß auf jene geistigen Kreise gewann, die auch Hegel bestimmten: Mit einem Goethe, einem Herder, einem Hamann. Die gesamte Aufklärung in Deutschland leitet sich somit von Vico her.

Warum hat Hegel das nicht zugegeben, nirgendwo erwähnt? Interessant, was Jones hier als Erklärung anführt: Hegel hat 1806 in Jena seine "Phänomenologie des Geistes", sein Hauptwerk also, verfaßt, diese "Trinität aus der Sicht der Aufklärung". Zur selben Zeit, wo Goethe seinen Faust I schrieb. Und wer erschien 1806 in Jena? Napoleon. Von dem Hegel meinte, er sei der Geist der Geschichte. Zur selben Zeit war das Stubenmädchen im Haushalt von Hegel schwanger. Von eben diesem.

Hegel war freilich brilliant genug um zu begreifen, daß er, wenn er den Sinn, den logos der Geschichte durch die Zeit bewegen wollte, er dies nur über die Dynamik der Dreifaltigkeit konnte. Aber wie begriff man die? Durch Sittlichkeit, durch Askese, durch Kontemplation. Denn die Dreifaltigkeit läßt sich mit Aufklärung nicht erklären - sie beruht auf göttlicher Selbstoffenbarung. Sie zu erkennen ist deshalb Gnade. Und Gnade braucht Sittlichkeit.

Aber diese sittliche Kraft fehlte ihm. Es mußte also einen anderen Motivator geben. Und hier griff Hegel nun auf seine lutherische Herkunft zurück. Auch Luther, dieser "Lustmolch", hatte seine Theologie ja zu einer einzigen Rechtfertigung seiner fehlenden Sittlichkeit und Schwäche gemacht, wenn er behauptete, daß der Mensch ohnehin nichts zu seinem Heil "leisten" könne (also könne man auch lasterhaft wie Luther leben). Also mußte es auch für Hegel einen Weg des Sinns durch die Geschichte geben, der vom Menschen und seiner Sittlichkeit unabhängig war.

Also wurde die Geschichte zu einem automatisierten Ablauf, und der menschliche Wille für unfrei erklärt. Hegel wie Luther haben also dasselbe Profil: Sie fanden nicht die Größe, mit ihrer Schuld umzugehen! Stattdessen haben sie sie wegerklärt. Luther mit der Unfreiheit, Hegel mit der Automatik der Geschichte, der von ihm so genannten Dialektik. Die jede Dreifaltigkeit ersetzte. Fortan war Fortschritt - der natürlich in der Erlösung endete, so daß diese Dialektik mit mechanischer Gewißheit in einer Weiterentwicklung besteht, die genauso sicher kommt, wie bei Luther die Erlösung - völlig unabhängig von der menschlichen Sünde, Geschichte hatte mit menschlicher Sünde nichts mehr zu tun, ja war ein Weg "der Vernunft", des logos somit, sie aus sich heraus zu überwinden.

Das Universum ist für Hegel Sünde, aber deren Mechanismus ist die Dialektik, die aus Schlechtem immer Gutes macht. Und damit landen wir in der Geschichte des logos direkt im Marxismus und Kommunismus, der den Sieg des Proletariats als bereits feststehend verkündet, weil die Sünde der Welt sich als Klassenkampf institutionalisiert. Damit hat Hegel buchstäblich Europa ruiniert! Warum? Weil er keinen Zugang zur Beichte fand, und sich der Sünde nicht stellte.

Damit endet dieses Video-Gespräch. Und wir meinen, nicht mehr viel dazu sagen zu müssen. Was wir am Beginn dieser Reihe als problematische Momente im Denken von E. Michael Jones festgestellt hatten - sie scheinen nunmehr von ihm selbst korrigiert. In einem großartigen Bogen liefert Jones einen brillianten Abriß der europäischen Geistesgeschichte und Wirklichkeit, der jede Minute lohnt, und berechtigte Vorbehalte aus früheren Vorträgen, in denen er eine falsche Ineinssetzung von Dialektik und Göttlicher Vorsehung vornahm, korrigiert und damit ausräumt. Deo gratias.

Aktueller Hinweis: Nachdem immer wieder sämtliche Videos von E. Michael Jones auf Yotube gesperrt wurden, bringen wir den Link zu seiner Webseite CultureWars.com, wo sämtliche Videos abrufbar sind.