Teil 3)
Der
 Religion mit naturwissenschaftlicher Psychologie (und symbolistischer 
Psychoanalyse) kommen zu wollen, ist somit schon deshalb nicht einmal 
wissenschaftlich, weil man in der Methodenwahl dem untersuchten Stoff 
entsprechen muß. Und Geist ist kein Beobachtungsgegenstand der Physik, 
er hat nur AUCH dort Wirkungen. Peterson hat sich gegen die 
Genderisierung aufgelehnt, gut. Er hat aufgeschrien, weil man ihm auf 
die Zehen gelatscht ist. Aber von Geschlecht und Identität hat er 
deshalb noch lange keine Ahnung. Und sein Platz ist dort, wo auch die 
zahllosen Lebensratgeber, esoterisch und sonst wie, die die 
Kaufhausregale füllen und allesamt versuchen, kleine Modellhäuschen zu 
bieten, in denen man sich einhausen kann, weil die große Landschaft der 
Kultur zerfallen ist und nur noch Ödland hinterlassen hat.
Immerhin,
 gut, das kann man als Rampe zum Wahren sehen, anerkennt Peterson schon 
aus phänomenologischen Gründen, daß man die inneren Werte und Anrufe, die
 wir alle feststellen, ernst nehmen müssen. Schon nur aus Gründen der 
Psychohygiene. Und sie stellen sich auch bei psychoanalytischer 
Betrachtung als korrekte Archetypen von menschlich-psychologischem 
Geschehen dar, wie immer man das seiner Ansicht nach bewerten möge. Wir 
sind nicht "masters in our own houses", viel, ja das Entscheidende 
vielleicht aus unseren Werten und Ansprüchen kommt aus Bereichen, die 
wir nicht kennen. Immerhin, ja, das ist auf eine Weise richtig. 
Ja
 mehr noch, Peterson stellt schon die Frage, was es damit auf sich hat, 
daß wir an eine innere Wertelandschaft und an ein Anspruchsgefüge gebunden 
sind, denen wir "nicht entkommen" können, die uns also bestimmen, ob wir
 wollen oder nicht. Man solle doch versuchen, meint er, man solle doch 
versuchen, sich die eigenen Werte "vorzugeben". Das wird nicht 
funktionieren, diese Transzendenz auszuschalten. Wir sind nicht Herren 
und Hervorbringer unserer eigenen Werte! Die "kommen von wo"! 
Es bleibt also eine Art Blütenlese. Denn im Einzelnen ist manches richtig und scharfsichtig. 
Zur
 Frage, daß die "Psyche" des Menschen sich deshalb nur dann überhaupt 
(!) verstehen lasse, wenn man begreift, daß das Ich (in seinem Selbst als
 faktische Ausgestaltung, man könnte hier auch "Herz" einsetzen) nur 
begreifbar wird, wenn es einem personalen Du, einem absoluten Gott 
(Jesus Christus) persönlich gegenübersteht, daß also alles was in eines 
"Psyche" abläuft ein Dialog, eine Reaktion ist, kommt er damit nicht. 
Sie erst würde wirklich erhellen. Durch den Rückgriff auf eine andere 
Dimension, die geistige, wird der Mensch verstehbar. Das ist aber nicht 
Gegenstand der evolutionistisch-naturwissenschaftlichen Psychologie.
Man
 muß sich deshalb schon fragen, was dann der Bezug auf Dostojewski und 
sein "Schuld und Sühne" an dieser Stelle seines Vortrags soll. Er 
bezieht sich ja oft darauf. Peterson nennt es "perfektes Beispiel der 
Zelebration einer Idee", dieser Idee des absoluten Gewissens. Aber ohne 
es in Gott zu gründen, ohne diese personale Gegenüberstellung mit Jesus 
Christus, ist Dostojewski doch gar nicht zu begreifen! Denn diese Idee 
ist eben nicht einfach eine "Idee", ist ein personales Gegenüber! Das 
handelt, das agiert, das reagiert, das also "dynamisch" ist! Raskolnikow
 kommt sogar davon mit seinem Mord. Doch sein Gewissen gibt keine Ruhe. 
Es kann also nicht einfach im sozialen Gefüge verankert sein. Er ist 
nach seinem Mord ein anderer. 
Die Problematik der 
Erbschuld, die der Russe stellt, und die Peterson in Zusammenhang mit 
einer 
Diskussion des Marxismus streift - und sein Vortrag ist wie sein Denken:
 Ein Rundumschlag, gewissermaßen - ist natürlich mehr als ein 
psychologisches Phänomen. Sie drückt sich in der Psyche nur aus, als ein 
Wissen 
um die Ungenügendheit der eigenen Existenz. Was einen Menschen anders, 
als Marx es 
postuliert - man möge jedem nur genügend Mittel, Geld, Wohlstand geben, 
dann wäre er auch "gut" - fast "zwingt", in einer perfekten Welt (in der
 alles stimmt, die alles hat, Brot, Spiele, alles was Lust macht 
anstrengungslos bietet) sofort
 etwas zu "zerstören". Denn eine perfekte Welt (sagen wir) entspricht 
nicht dem 
inneren Wissen um deren Wahrheit, um deren Wirklichkeit, und diese 
Wirklichkeit ist es, die jeder braucht, die der Mensch immer sucht. 
"Nichts
 schwerer zu ertragen," sagt Goethe deshalb, "als eine Reihe von guten 
Tagen." Der Mensch kann niemals mit materiellen Gütern "befriedigt" (zum
 Frieden gebracht) werden! Das ist ein sicherer Verweis auf die 
Bedeutung des Transzendenten, und zwar ganz real. Es gibt nicht einmal 
Evidenz, daß der Mensch überhaupt auf Materielles ausgerichtet ist. Es 
ist deshalb keineswegs sonderbar, daß ein Mensch in dem Maß, in dem er 
"alles hat", versucht, sich andere Probleme zu schaffen. Es ist ein 
Irrtum zu meinen, daß es dem Menschen nur um ein weiches Bett und genug 
Fressen geht. So sehr das unter Bedrängnis und Not seine Bedeutung haben
 mag.
Es scheint dem Menschen also mehr darum zu gehen,
 überhaupt und immer "etwas zu suchen". Was im übrigen falsch ist, es 
gibt diesen Ruhepunkt, aber nicht "psychologisch", nicht in dieser Welt.
 Sondern nur in Gott. Darin irrt also der Sozialstaat, der sich 
vorgenommen hat dafür zu sorgen, daß es niemandem an etwas (materiell) 
fehlt. Damit ist kein Problem gelöst! 
Das zeigt sich 
auch darin, daß Menschen, die alles haben, die also reich genug sind, 
so daß mehr Geld nichts wesentlich ändern würde, nicht weniger Probleme 
haben wie Arme. Im Gegenteil, werden Fragen wie "Wozu lebe ich?" viel 
drängender, die Frage steht nämlich "nackter" vor ihnen. (Weshalb viele 
Reiche tatsächlich dazu übergehen, sich mit ihrem Reichtum um "soziale" 
oder "gesellschaftliche" Probleme zu kümmern, leider meist mit 
lächerlichem, total falschem und kontraproduktivem Ergebnis). 
Die
 Idee also, daß alle Probleme mit sozialer Ungleichheit zu tun hätten, 
ist falsch. Sie ist genauso falsch wie deren Transformierung in 
"Identitätsfragen" (LGBT etc.), also dem Genderproblem. Dem liegt 
dieselbe Dummheit zugrunde wie dem Marxismus. Wo behauptet wird, daß alle
 Probleme mit der hierarchischen Struktur der Gesellschaft zu tun haben,
 und es nur darum geht, Macht über den anderen zu erlangen. 
Das
 ist blanker Marxismus. Hierin ist dieser dem Christentum (von "christlichem Marxismus" zu sprechen ist also Schwachsinn) diametral 
entgegengestellt. Denn dort geht es nicht um Schuld "kraft Geburt", 
sondern aufgrund individuellen Verhaltens. (Freilich, ganz vom Stand 
läßt sich diese Frage NICHT lösen, hier kommt Petersons liberales 
Fundament wieder durch. Es gibt "Kollektividentität", es gibt "Stand" 
als Identitätsrahmen, es gibt "Kollektivschuld" als Standesproblem, das 
damit ein Problem der Ordnung ist.)
Morgen Teil 4)
*040719*
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