Wie wehrlos die liberale Gesellschaft
gegen das linke Gedankengut wirklich ist, zeigt dieser Vortrag, direkt
wie indirekt. Marc Jongen von der AfD bezieht sich auf den scheinbar
verblüffenden Umstand, daß sich linkes, extremes Gedankengut in die
liberalsten Einrichtungen eingeschlichen hat. Und zwar unter Rückgriff
auf Werte, die wir der Aufklärung "verdanken" und doch eigentlich die
liberale Gesellschaft grundlegen sollten. Heute dienen diese selben Werte
den Linken! Ein solcher Vortrag würde sich also viel leichter tun, wenn
er sich dessen bewußt wäre, daß sowohl die Aufklärung wie auch der
Liberalismus keineswegs in der Tradition von Freiheit standen und
stehen. Vielmehr sind sie nur verstehbar, wenn man sie in ihren
ökonomischen (sic!) Wurzeln begreift. Wo sich eine Form von
Kapitalismus, in der sich Macht und Kapital in der Hand von immer
Wenigeren konzentriert.
Der
von allem Anfang an nicht auf einem "freien Markt", sondern auf der
brutalen Durchsetzung einiger auf Kosten vieler, nein, auf Kosten des
Gemeinwohls aufgebaut war. Der das Reden von Freiheit nur zum
moralischen Deckmäntelchen benutzte, mit dem erst einmal die Garantin
der Freiheit weil Wahrheit - die katholische Kirche - ausgehebelt und
schließlich verdrängt ("Trennung Kirche und Staat - Religion als
Privatsache") wurde, um dann die Tünche der "nun jedem möglichen
Freiheit" überzupinseln. Dazu hat sich der Kapitalismus schamlos des
Staates bedient, dem er hinwiederum mit Geld und Kredit zur Verfügung
stand, so daß eine Hand die andere wusch, immer aber auf Kosten des
Gemeinwohls und der Allgemeinheit der kleinen Bürger.
Jongen
zeigt damit auch die fundamentale Schwäche von Bewegungen wie der AfD.
Deren Argumentation eben auch nur so weit reicht, als es ihre Interessen
betrifft. Eine substantielle, wirklich durchgedachte
Gesellschaftstheorie existiert nicht. Nur auf der Grundlage einer
solchen aber wäre eine wirkliche politische Erneuerung - nicht als
Revolution, sondern als "Re-Form-action" im besten Sinn - möglich. So lange
das nicht besteht, so lange das Gedankengut auch der Oppositionskräfte
in unseren Ländern aber auf liberaler Weltanschauung beruht, wird sie
zumindest mittel- und langfristig ihre Begründung verlieren. Sie ist
dann nicht viel mehr als eine Form, wie halt manche doch gerne dies oder
das sich wünschten, also gewaschen werden wollen, ohne naß zu werden.
Und
immerhin sieht Jongen das sehr richtig. Daß nämlich die liberalen
Gesellschaften aus sich selbst heraus jene Dämonen zu gebären scheinen,
die sie am Ende selbst gefährden oder gar liquidieren. Baut aber dann
genau jenes Politikbild auf, das der Liberalismus der Aufklärung
verfolgt. Der da meint, Diskurs sei eine Sache der bloßen individuellen
Ratio, eine Art Rechen- oder Summenspiel. Zu dem es vor allem eines
brauche: Freiheit der Sprache, Freiheit der Rede. Dann, so das
aufklärerische Ideal, wäre jeder in der Lage, egal welche Position zu
erlangen, es hänge nur von ihm ab.
Morgen Teil 2) Will die AfD wirklich nur den besseren Liberalismus?
*250619*
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