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Freitag, 23. August 2019

Man denkt anhand eines Du (2)

Teil 2)




Der logos-Begriff hat sich aber nicht einmal in China entwickelt, wo im "Dao" (dem "Weg") ein dem logos ("Im Anfang war das Dao ..." - und der griechische Begriff des logos muß gleichermaßen dynamisch als "auf - zu", also als Sinnorientierung und -fülle gesehen werden) sehr ähnliches Konzept existiert. 

Bei den Griechen entwickelte sich diese dynamische Auffassung zur Entwicklung einer Physik, als ein Prinzip der Welt der Körper. Was zur Identifizierung der Erstprinzipien mit Wasser (Anaximander) oder Feuer (Heraklits Feuer als logos in Aktion also) beziehungsweise zur Energie als Basis für alles führte. Was alles in gewisser Weise ja nicht ganz falsch ist. Aber an diesem Punkt kam diese denkerische Bewegung zum Erliegen. Denn die Griechen hatten einfach nicht die Instrumente, um über diese Physik hinauszugehen - es fehlte ihnen schlicht die Offenbarung!

Und darin erst liegt die wahre Möglichkeit, das Wesen der Welt in ihrer logos-Begründung zu erkennen. Denn Gott ist in sich DREIFALTIG. Das heißt in Vater-Sohn-Heiliger Geist sind alle drei Prinzipien der Welt und Schöpfung analog erkennbar: Als Idee (Vater), als Physis (Sohn), die zueinander in der Hauchung des Geistes bestehen. Drei Personen, jede für sich eigenständig, und doch in einem Ganzen gesehen Gott.

So blieb das griechische Denken einerseits stehen, und entwickelte sich zum Sophismus. Anderseits war es aber später sogar die Basis für den Materialismus, der dann mit Galilei beziehungsweise mit der Renaissance (die die Antike re-installierte) durch die Entwicklung rein rechnerischer, physischer Weltbetrachtung (Teleskop, später das Mikroskop) die Ursache-Wirkungs-Beziehung der Welt in immer kleinere Teile auflöste. (Aber immer vor einer Letztbegründung haltmachen mußte; hier haben wir es tatsächlich mit dem Schildkröten-Modell zu tun.) Aber niemand, auch nicht Plato oder Aristoteles, konnte Schöpfung als "Seinsmitteilung" begreifen. Letzterer muß sogar deshalb als direkter Vater des Materialismus gesehen werden, der mangels Alternative der Welt ein mechanisches Ursache-Wirkung-Eigensein zusprach. 

Ein Denken, das sich dann über den Hellenismus, wie ihn konkret Alexander des Großen Eroberung großer Teile der Welt verbreitete. Über den Gedanken des "unbewegten Bewegers" konnte Aristoteles, der Lehrer des mazedonischen Feldherren, aber nicht hinauskommen. Es fehlte die Offenbarung über die Natur des Seins - Gottes! - als Dreifaltigkeit und tri-personale Dynamik als analoge Grammatik allen Seienden (als Teilhabe am Sein). Daß es einen Gott als Erstursache von allem aber geben muß, das erkannte er sehr wohl. Aber er überschätzte die Rolle des Menschen, damit der Geschichte, wo der Starke (Alexander) Instrument Gottes zur Verbreitung des logos wurde, selbst wenn das faktisch mangelhaft war. Aber eine andere Bewegung konnte es nicht geben als die, daß sich Gott der Dinge als Zweitursache bediente: Wenn Alexander den Willen zur Macht hatte, und indirekt den Hellenismus verbreitete, handelte er somit im Willen Gottes.

Zu einer Versöhnung mit dem Konzept Platos von Gott als Summe der Ideen, der als Demiurg (eine Art "Handwerkergott") in die Welt zu deren Bestem (denn eine schlechte Idee kann es in Gott, dem Sein, nicht geben) eingriff, kam es aber nicht. (Aus dem Miß- beziehungsweise Unverständnis des Seins als dem Guten heraus, wo es mit dem bloß Faktischen ineinanderfloß, entwickelte sich später die Gnosis, in der Gott auch das Schlechte schafft.) Erst in Thomas von Aquin kam es zur Zusammenschau (und damit Überschreitung der Griechen), der allen Mangel als "fehlende Vollkommenheit des Seienden" identifizierte, und damit mit dem inkarnierten Gott beziehungsweise der Geschichte als "aktives, über Gottes Liebe wirkendes Ideenbild eines Seins hinter allem Seienden in der Welt" zusammenbrachte: "Aut Deus - aut nihil." Entweder also Gott, oder Nichts. Das Schlechte war und ist immer eine Weise des Nichts, und das Nichts hat kein Sein, es ist nur ein Aspekt des Modus des Seienden.

Zuvor aber findet sich diese Wirklichkeitserfassung bereits im Apostel Johannes (dem Evangelisten). Der einer geistigen Welt der Juden gegenüberstand. (Das Johannes-Evangelium arbeitet den Unterschied zu den Juden und ihrer Gebundenheit ans Faktische ALS Historisches sehr distinkt heraus.) Das griff der Apostel Paulus auf, der aber scheiterte. Nach Jones Meinung sah daraus aber Johannes, daß die Erlösungsbotschaft bei den Griechen aufgrund deren logos-Begriffs-Vorarbeit in der Philosophie viel rascher geistige Fruchtbarkeit entwickeln konnte. Hier war Logik und Widerspruchsfreiheit effizientes Werkzeug, sie waren daran gewöhnt. An sie wandte sich dann auch Johannes mit seinem Evangelium und dessen philosophischer Auflösung.

Der Apostel Johannes (wie der Heilige Paulus in Ephesos) nun griff diesen logos auf. Wenn man nun den Beginn seines Evangeliums "Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott" liest, so offenbart sich darin aber nicht einfach ein Anklang an das griechische und sehr umfassende Verstehen vom logos, sondern - in diesen Sätzen verweist Johannes, der damit eine Genesis der Welt schreibt (Altes wie Neues Testament beginnen somit mit der Schaffung der Welt), in der sich DIE DREIFALTIGKEIT AM WERK zeigt. 

Denn Johannes widerholt sich nur scheinbar. Seine Verwendung vom logos ist vielmehr die unterschiedliche Weise des logos in den unterschiedlichen göttlichen Personen! Jesus, der logos, der seine Ideen vom Vater hat, ging als Gezeugter vom Vater aus, und somit war der inkarnierte logos Gott, Gott war logos.

Und erst in diesem Konzept, das der Mensch nur durch Selbstoffenbarung Gottes erkennen kann (er muß um diese Dreifaltigkeit im Glauben WISSEN, um sie dann auch SEHEN zu können), ergibt das Reden vom logos Sinn. An denen Plato wie Aristoteles noch gescheitert waren, weil sie keinen Weg fanden, Gott "in die Welt hinein" zu bringen beziehungsweise diese dann an Gott angebunden zu erkennen. Denn nun waren Transzendenz und Immanenz Gottes auf einen Schlag gelöst: Ein Gott in drei Personen heißt, daß Gott sowohl in der Welt sein kann - als auch im Ewigen Licht, eben transzendent, im Band des beide umfangenden, einenden Geistes, des Heiligen Geistes, der Vater und Sohn gewissermaßen (und sehr simplifiziert ausgedrückt) "in der Qualität eint".

Damit konnte den Griechen beziehungsweise der Welt erstmals ein "Konzept" der Welt und Wirklichkeit gegeben werden, das als innere Grammatik der gesamten Welt und Schöpfung erkennbar wird. Diese Lösung des seit je ungelösten denkerischen Problems war so beeindruckend und mächtig, so fruchtbar, so erhellend, daß es die Philosophie für Jahrhunderte regelrecht paralysierte. Denken wurde für viele Jahrhunderte zur reinen Theologie, meint Jones.  

Es beeindruckte auch Figuren wie den Heiligen Augustinus. Der zuvor spirituelle (platonische) Wege gesucht hatte, zu Gott im Geiste aufzusteigen - bis er nun erkannte, daß das gar nicht notwendig ist, weil Gott zu uns Menschen HERABgestiegen ist. Und SO, über die Menschwerdung, die Menschen Guten Willens, die das also annehmen wollen, in die Göttliche Wirklichkeit hineinnimmt. Und damit bekommt Geschichte (und Zeit) erstmals einen Sinn! Das war zuvor nicht der Fall, weder bei Plato, noch bei Aristoteles. Dort war die Rede vom logos immer eine Form von Geometrie, als fixes, unbewegliches System ewiger Beziehungen. 

Das ist es zwar auch, auf eine Weise, aber es ist ein fixes System dynamischer Beziehung. Damit bekommt auch das menschliche Dasein (als Existenz) eine innere Dynamik, und ist von der antiken Vorstellung fixer, ewig gleicher Wiederholungen frei. Für die Antike mußte das Seiende, also die Welt, der Kosmos, ewig und anfanglos sein, weil es keine Vorstellung davon haben KONNTE, wie das Seiende ins Sein kommt. Wie eine Welt, die sich bewegt, mit einem unbewegten Beweger zusammengeht.

In der Dreifaltigkeit aber hat es die persönliche Dynamik der freien, unnotwendigen, ungeschuldeten Seinsmitteilung aus reiner Liebe. Im logos war mit einem Mal die dynamische "Kraft" - als Person Jesu Christi - erkennbar, die die Welt ins Sein treibt einerseits, im Sein hält anderseits.

Morgen Teil 3)