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Mittwoch, 21. August 2019

Bückware Monarchie

Es wird immer sichtbarer - wenn man denn noch zu sehen vermag - daß der heutige Mensch (vor allem des Westens) in einer Gespaltenheit lebt, die als Konflikt zwischen dem ontologischen Anruf und der faktischen Welt und ihren Machtgefügen zu begreifen sind. Dazu muß man den Menschen (und die gesamte Welt, das Seiende sohin) als nur in dem Maß seiend wissen, als er am Sein teil hat. Somit ist jede Abweichung von der vorgegebenen Ordnung aller Dinge (im Wissen Gottes, als Analogie dazu), ohne die nichts überhaupt wäre, ein Schritt der Nichtung. Das fühlt der Mensch zutiefst. Die göttliche Ordnung muß also per se nicht "befohlen" werden, sie ist nicht positivistisch, sondern sie ist auf eine Weise jedem zugängig weil allem grundgelegt, und man muß sie nur ergreifen und erfüllen. 

Eine Kultur, die überhaupt erst eine solche ist, ist nunmehr eine Realisierung dieser ontologischen Ordnung in die Welt hinein. Die kulturelle Ordnung, sofern sie Bestand haben will, ist eine institutionalisierte Umformung eines zutiefst aus dem Realwerdungswillen der Ordnung des Seins drängenden, auffordernden Willens. (Sein, Erkenntnis hat also immer auffordernden Charakter.) 

Bewegt sich diese Kultur in ihrer faktischen, historischen Form von dieser natürlichen Ordnung, die sie einmal mehr oder weniger ausdrückte und real werden half oder real werden ließ (Kultur ist auch Geburtshelfer), weg, so wird sie zu einem immer größer werden Widerspruch zu dem, was jeder Mensch in seinem Innersten aber als notwendig empfindet. Was den meisten und zum allergrößten Teil gar nie bewußt wird (sondern in der Tradition lebt).

Hat aber die faktische, historische Kulturlandschaft Macht (und das hat sie immer, sonst wäre sie nicht vorherrschend), beginnt mehr oder weniger jeder Einzelne, sich mit diesem Widerspruch zu dem, was er eigentlich will (aber zu dem er nicht den Mut findet, weil er sonst in Widerspruch zu seiner Umgebung gerät, und das ist an sich ebenfalls gegen seine menschliche Natur gerichtet), zu arrangieren. Es baut sich eine Welt der Bückware auf, wie wir es hier bereits öfter als Metapher dargestellt haben. In der versucht wird, einerseits den autoritativen Ansprüchen formal zu genügen, diese zu erfüllen, doch anderseits die wahren Antriebe immer dieselben bleiben: Seine ontologisch vorgegebene innere Grammatik und Struktur.

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Das führt dazu, daß wir in der Gegenwart unter dem formalen Anspruch einer Demokratie beziehungsweise einer Wertelandschaft leben, die aber dem ontologischen Anspruch widerspricht, jedoch einzig jene Kraft darstellt, die uns zum Handeln weil Dasein treibt.

Diese innere, ontologisch vorgegebene Struktur ist die der Dreifaltigkeit, also des Zueinander der drei Weltsäulen, und in dieser Weise monarchisch, hierarchisch. Somit werden wir in den historischen Formen unserer Zivilisation immer nur innere Strukturen finden, die in sich monarchisch sind, aber als Material ihrer Realwerdung eine faktische Struktur des anti-hierarchischen haben (die auf diese Weise reine Behauptung bleibt).

Was immer wir also im Tagesgeschehen erblicken, ist nur dort substantiell und von Bedeutung, wo die monarchischen Strukturen - machen wir es so einfach wie möglich - real sind. Auch wenn sie in der Sehlandschaft des a- oder anti-monarchischen nur zum Teil sichtbar und real werden konnten.*

Illustrieren wir es so gut es geht: Man nehme die Klimabewegung. Sie ist inhaltlich völlig gleichgültig und irrelevant. Aber darum geht es auch gar nicht. In ihr drückt sich ein monarchisches, hierarchisches Streben aus, darum geht es, das Wege sucht, die Gesamtordnung (einer Monarchie) zu etablieren. Die auf diesem Weg etabliert natürlich nur als Zerrform der Diktatur beziehungsweise des Totalitarismus erscheinen kann. 

Denn je weniger die faktischen Lebensformen der ontologischen Anforderung und Ordnung entsprechen, umso vehementer (weil überlebensfordernder) wird die Forderung der Etablierung einer nur monarchisch möglichen Volkseinheit.

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Um es noch weiter zu überspitzen: Es GIBT überhaupt keine Demokratie, die so wäre, wie wir sie glauben, uns denken oder wie sie uns vorgemacht wird. Wir leben vielmehr in einer Spukwelt, die von Text-Kulissen gebildet werden - die wir nie verlassen dürfen, noch das auch wagen - die mit dem, was sich wirklich abspielt, was sich gewissermaßen leiblich, fleischlich abspielt, so gut wie nichts zu tun haben. Denn diese Vorgänge, also die wahren Vorgänge, in denen wir stehen und leben, und nach denen wir sogar (unbewußt) handeln, sind Versuche, der einzig menschengemäßen Form einer Gesellschaft (als Gemeinschaft) zu genügen. Und darin ist alles hierarchisch und monarchisch.

So daß das größte Problem ist, daß wir aufgrund nicht zutreffender Begrifflichkeiten, die unsere Sprach- und damit Denkwelt ausmachen, nicht in der Lage sind, unser reales Leben zu denken. Und damit schöpferisch zu gestalten. Das ist deshalb gefährlich, weil es dem Räubertum Tür und Tor öffnet. Jenem Räubertum, das jene entwickeln, die sich graduell weniger als die Allgemeinheit um die Texturen des öffentlichen Raumes und Disputes scheren, oder die gar wissen, daß er Scheintheater ist.

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Dies ist auch der Grund, warum so manche öffentlich heftig geführte Diskussion völlig ziel-, halt- und substanzlos ist. Und dazu gehört auch die Diskussion über die "Meinungsfreiheit", wie sie derzeit geführt wird. Die vielfach sogar nur ein Kampf Einzelner ist, die Macht und Autorität haben wollen. Aber im Ganzen ist es ein wildes Herumfuchteln von Blinden in dunklen Räumen.




*Deshalb werden auch in einer Demokratie immer jene Figuren den größten Zuspruch genießen, die der monarchischen Grammatik - auch wenn diese Begriffe an dieser Stelle extrem simplifiziert sind - am besten entsprechen. Schon gar, wenn sie Ähnlichkeiten mit der Tradition und Vergangenheit des betreffenden Volkes haben. Vergesse der Leser "Inhalte"! Es geht um Gestalten!