Teil 3)
Damit
war auch das Tor zur Wissenschaft als Erkenntnis über die Welt
geöffnet, weil die Logik der Welt mit der göttlichen Logik gewissermaßen
zusammenstimmte. Das Denken war nun nicht mehr eine in sich sinnlose,
bestenfalls praktisch nützliche Bewegung des Menschen, sondern Teilhabe
am göttlichen logos, an der Gedankenwelt Gottes. Und es war noch dazu in
der "Gutheit" verankert. (Ganz im Gegensatz zur heutigen Auffassung,
dieses über den Positivismus des 20. Jahrhunderts speziell ausgearbeitete
Konzept einer in sich leeren Wissenschaft, die nie Wahrheit, sondern
immer nur Falsifizierung - siehe Karl Popper - möglich macht.)
An
der Abwesenheit dieses Wissens um die innere Grammatik Gottes ist dann
später auch der aus dem Arianismus (Nestorianismus) heraus entstehende
Islam ("Es gibt nur einen Gott, und der inkarnierte Messias ist NUR ein
Prophet", nicht Gott, der logos) gescheitert. Der es nie geschafft
hat, die Philosophie mit Gott und Gottes Willen und Denken in
Übereistimmung zu bringen. Wo Gott ein Gott der Willkür bleibt, dessen
Wege nie "einsehbar" werden - "Inschallah", der alles bringen kann, auch
Sinnloses.
In der Dreifaltigkeit hat alles Sinn, und
Sinn wird zur Gretchenfrage aller Geschichte. Und richtiges Handeln -
"Moral" - wird auf diese Weise zur Übereinstimmung mit dem an der Welt
als deren innere Wirklichkeit und Grammatik Erkennbaren. Die gesamte
katholische (abendländische) Kultur basiert dann auch darauf, daß das
richtige Handeln in der Erfüllung der wahren Natur der Schöpfung liegt. Erst
in einem inkarnierten Gott gibt es (sinnhafte) sekundäre Kausalität,
kann es also auch innerhalb der Welt sinnhafte
Ursache-Wirkungs-Beziehungen geben. Auf eine Weise sind hier Natur und
Gott nicht mehr strikt getrennt. Ontologisch zwar sehr wohl, also die
Welt IST nicht Gott, aber sie ist Analogie, Ähnlichkeit, denn sie wird
von göttlicher Grammatik gewissermaßen geformt, WENN sie dem logos folgt.
Und
das baut jene Vernunft als Möglichkeit ja Pflicht auf, in der Vernunft
Gott treu zu bleiben, die diese mächtige, diese geschichtsmächtige
Kulturentwicklung möglich machte. Vernünftigkeit und logos (Gott) sind
nicht mehr zwei zusammenhanglose Konzepte. Wer die Welt erkennen will,
muß also "einfach" beziehungsweise zuvor Gott erkennen. Weil es aber einem
Geschöpf niemals möglich ist, die Gedanken eines Schöpfers zu erkennen,
es sei denn, dieser offenbart sich, braucht es diese Offenbarung, und
damit den realen Offenbarungsträger - die Kirche. Aus sich heraus ist
kein Mensch in der Lage, Gott zu erkennen, will heißen: Zu schauen. Das
ist immer ein ungeschuldeter Akt Gottes selbst.
Deshalb
kommt der spanische (jüdische) Arzt und Philosoph Maimonides im 12.
Jahrhundert zur Aussage, daß Gott für den Muslim so etwas wie ein absolut
herrschender Kalif ist, der nach Willkür seinen Willen formt und
durchsetzt. Gott wird für den Islam zum puren Willen, in dem nicht
einmal Gott selbst weiß, ob er im nächsten Moment links oder rechts
gehen wird. So ist verstehbar, daß sich in der islamischen Welt nach dem
Auslaufen der alten, letztlich logos-basierten hellenistischen
Philosophie keine neue, eigene Philosophie mehr entwickelte. Speziell in
Persien, meint Jones, und erzählt dies bestätigende Begebenheiten, die
er dort erlebt hat, steht diese alte Kultur in einem nie gelösten
Konflikt mit dieser islamischen Anforderung, ja identifiziert dies als
den eigentlichen Grund im Konflikt zwischen der (persischen) Schia und
dem Sunnitentum Arabiens. Gegen das zu widersprechen sich der persische
Geist immer aufgefordert sah, ohne freilich, gebunden an islamische
Prinzipien ("sola scriptura"), zu einer Lösung zu gelangen.
Ein
Kampf, der sich vor rund tausend Jahren im Islam abspielte und sogar zu
einem Bürgerkrieg führte. Aus dem jene Strömung als Sieger hervorging,
die den Islam bis zum heutigen Tag bestimmt und dessen Bestehen in der
Welt oft zu einer verzweifelten Frucht des Fanatismus wird. Weil sich
die menschliche Vernunft damit nicht versöhnen läßt, wir haben hier
darüber schon ausführlich gehandelt.
Man kann es
auf den einfachen Satz eindampfen: Wer die Welt intellektuell verstehen
will, muß ZUERST die Dreifaltigkeit verstehen! Jede Wissenschaft ist
deshalb auch sinnlos und zum Irrtum verdammt, wenn sie meint, ohne
vorausgehende Offenbarung auskommen zu können.
Die
Entwicklung im Abendland, mit dem Aufkommen der Philosophie der
Scholastik als Fundamentbestimmung des abendländischen Denkens im 13. Jahrhundert sieht Jones als Auseinandersetzung mit den Averroismus, also der
Lehre von den geteilten Wahrheiten: Der Wahrheit der Theologie, der
Philosophie, und der Naturwissenschaft. Die unvereinbar sind,
miteinander nichts zu tun haben, und jeweils für sich stehen. Deshalb
können sie einander auch widersprechen.
Das stürzt das
Abendland in eine tiefe Krise. Die Geschichte der Wissenschaft des
Abendlandes begann erst, als 1277 per Lehrentscheidung der Kirche die
Einheit der Wahrheit bekräftigt wurde. Wer den Glauben ohne Vernunft
will, endet im Fideismus, im Fanatismus. Der aber den Verstand ohne
Glauben will, endet im Skeptizismus. Und genau das ist dann auch
passiert: Mit diesem Nominalismus zerfällt auch das Abendland bereits ab dem 14. Jahrhundert. Der dann zum Fideismus des Protestantismus eines Martin Luther führt.
Es
entstand aber auch durch den in derselben Bewegung überzogenen
Scholastizismus, der sich ob der immer intellektualistischeren
Glaubensdispute ("Wieviele Engel haben auf einer Nadelspitze Platz?")
jeder Anfrage an die Schöpfung enthob, ein ungeheurer Bedarf nach
Empirie. Zweihundert, dreihundert Jahre lang wurde nun die Wissenschaft dominiert von
der Faszination der Zweitursachen, als einer Welt, die immer mehr wie
eine Mechanik, wie eine materialistische, dingliche, von Gott
unabhängige Maschine verstanden wurde. Bis im 20. Jahrhundert die Erkenntnis
Gestalt annahm, daß es diese materielle Welt, die angeblich für sich
stehende Zweitursache ist, gar nicht gibt. Daß Materie ein Modus von
Energie ist, wie Heisenberg feststellen mußte.
Morgen Teil 4)
*280619*
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