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Montag, 20. April 2020

Bibliothek

ie individuelle Entfaltung muß immer in einem Einklang mit dem Schwingen der Umgebung gesehen werden, in der jemand lebt und steht. Der er sich aber vor allem zugehörig und teilhaftig sieht. Das führt in praktisch jedem Einzelfall zu der Situation, daß zumindest in Teilen jemand ein Außen von sich (sic!) erlebt, das nicht der höchsten Möglichkeit (die immer eine einsame Möglichkeit ist) entspricht, die erreichbar wäre und erreicht werden muß. Denn letztendlich muß jeder Mensch sein Lebensziel in einer nur ihm erreichbaren Spitze begreifen.
So kommt es - bei diesem mehr, bei jenem weniger - daß es Orte braucht, in denen eine Rollenfestlegung so gering ist, die so "neutral" sind, daß diese noch unerfüllte Möglichkeit jene Luft zum Atmen bekommt, die sie für einem neuen Anlauf brauchen, um dargestellt zu werden. Und zwar als Gestalt in der vollen Umwelt eines Menschen. Das ist eine Lebensaufgabe.
Eine Lebensaufgabe, die aber nur IN DER WELT - als Welt - möglich ist. Der Mensch drängt immer zur Welt. Ja, Leben ist ein Drängen zur Schöpfung von Welt durch Selbstrepräsentanz.  Dazu braucht es Regenerationsstellen, Depots der Ausrüstung, jeweils der Charakteristik der historischen Welt zugepaßt.
Solche Orte sind Bibliotheken, die immer in Hochständen von Kultur entstehen, und diese regelmäßig überdauern. Weil in ihnen der Kontakt mit Menschen möglich ist, die quer zur historischen Zeit stehen, die mehr oder weniger ewig und doch in der Welt - also Welt - sind.

Weil ihr Geist aus aller Zeit herausgehoben noch eine real wahrnehmbare Stimme hat. Wer sich in solche Räume begibt, die zwischen allen Zeiten schweben, geschichtslos sind und sein müssen, sieht sich in einem Chor der Menschheit. Und mit jedem Griff zu einem Buch wendet sich der Autor einem zu, und der Dialog beginnt ... als reale, menschliche Beziehung, wo die Wahrheit als Dritter im Bunde mit in der Runde steht.

eshalb ist auch die Gestaltung von Bibliotheken als Dom, als Kirche, als Gebäude der Universalität, so richtig. Auf geistiger Ebene ist hier die Gesamtheit der Welt präsent, und wirkt zum einen unter Menschen fort, leitet an, erinnert, liebt fort, und erhebt zum anderen die Stimme hinein in den Lobpreis der Engel vor Gott. Zu dem jedes Buch ein Fenster (wenn nicht ein Tor) öffnet.





*040420*