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Mittwoch, 8. April 2020

Illustration des Grauens (3)

Teil 3)


Marx hatte in einem Punkt recht: Wenn er auf die inneren Widersprüche des Kapitalismus hinwies, diese auch darlegte, dann konnte er das deshalb, weil er damit die ideologische Verfaßtheit des Kapitalismus durchschaute. Der wie jede Ideologie letztlich in einer Rechtfertigungsstrategie gründet, die persönliches Versagen, Schuld und Schwäche durch ein angeblich ideales Ziel schön redet.

Diese inneren Widersprüche aber hatte auch und schon gar der Marxismus, der auf eine Weise die Irrtümer der Menschheit zusammenfaßte. Und auf der Grundlage des auf seine Weise genialen Weltsystems Hegels, der den Geist in die materialistische Weltanschauung integrierte, ja materialisierte, dieses angeblich ein für allemal selbstrechtfertigende System des Marxismus schuf. Auf den der Kommunismus zurückgriff, der diese Weltanschauung in die Realität umsetzen zu wollen vorgab. Und dabei elegant überging, daß die Bedingungen in Rußland, die ihm die Gelegenheit zum Putsch im Oktober 1917 in den Schoß fallen ließ, so gar nicht den Marxschen historischen Bedingungen und Voraussetzungen entsprach.

Diese Widersprüche waren und sind es auch, die jedes ideologische Weltsystem über kurz oder lang auf einen einzigen Punkt führt: Den der bloßen, nackten Angst, dem des nackten Terrors. Denn Ideologie zeigt über kurz oder lang ihr wahres Gesicht, und das ist das der fehlenden Vernunft.  Wo aber Vernunft fehlt bleibt nur innerweltliches, irdisches Tun. Und in diesem muß der Mensch scheitern. Dieses Scheitern kann man auf eine Weise tragisch nennen, denn es erfüllt deren Natur. Würde damit nicht etwas Erhabenes verbunden sein, das dem Marxismus in seiner Realitätsform nicht zusteht. Denn in dieser seiner Form ist er böse, ja "das Böse".

In einem solchen System der klandestinen Widersprüche kommt deshalb der böse Charakter nach oben. Auch im Kommunismus setzten sich von Anfang an die expliziten Verbrecher als Leitfiguren durch, fielen aber freilich nicht selten irgendwann ihrem eigenen System zum Opfer. Denn das Böse, das vom Schlechten nur einen Hauch entfernt ist, holt immer noch Böseres (und Schlechtes) nach oben.
Auch den Kommunisten blieb nur eines, was eben bleibt, wenn die Vernunft fehlt, wenn der Leitfaden fehlt, der durch die Welt und die Zeit führt. Ihm blieb nur die Angst als Mittel, das ein Volk und eine Gesellschaft zusammenhält.
Der Kommunismus hatte deshalb keinen schlimmeren Feind als die Vernunft. Die er zur bloßen, innerweltlichen, jede Transzendenz (die doch so evident, so empirisch ist!) abstritt und fernhielt, also zur bloßen Rationalität erniedrigte und verleumdete. Aber wo unterscheidet sich hier unsere Gegenwart, die Gegenwart des Westens davon?