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Montag, 20. April 2020

Und manches ist nun doch genug (2)

Teil 2) 


Die Antwort darauf kann nur eine Tugend geben - die Tugend der Klugheit, sagt E. Michael Jones. Als die Fähigkeit die Wahrheit zu erkennen, und danach zu handeln. Sie ist jedem Menschen zugängig, der frei ist. 

Spätestens hier aber muß der VdZ Jones widersprechen, sogar scharf widersprechen. Denn Jones sieht in dem universal, also jedem Menschen gleichermaßen zugängigen logos (als der inneren Grammatik, der Zielrichtung, dem Sinn und damit der Wirklichkeit und Realitätskraft der Schöpfung) die "Grundlage der repräsentativen Regierungsform". Jones tut also hier nichts anderes, als die Legitimität einer Regierung von ihrer Fähigkeit abhängig zu machen, "klug", also der Wahrheit gemäß "zu handeln". 

Damit, so Jones, disqualifizieren sich auch Regierungsbeauftragte oder -repräsentanten, die wie der (weibliche) Gouverneur von Michigan (als Lesbierin) homosexuell sind. Zwar stimmt es, daß Menschen mit gleichgeschlechtlichem Lebensstil (Frauen und Männer auf je eigene Weise) für Führungspositionen ungeeignet sind. Denn sie sind nicht in der Lage, subjektive Gestimmtheiten zu überwinden, ja ihre gesamte Lebenshaltung ist mehr oder weniger ausschließlich mit Rechtfertigungsgesten gegenüber der objektiven Wirklichkeit und Wahrheit beschäftigt. 

Aber die Legitimität von Regierungen beziehungsweise deren Vertreter bemißt sich nicht aus dem Tugendgrad! Das hieße, jede Form von Amt als Moment objektiver Ordnung (als "Ort") zu leugnen, und alles in der faktischen Person zu verankern! Weil, so Jones, ihre Lasterhaftigkeit jeden Zugang zum logos, also der inneren Grammatik der Welt und Wirklichkeit (und damit zur Natur der Dinge, sohin letztendlich zum Willen Gottes) blockiert. 

Die Lösung kann aber nicht darin liegen, daß deshalb - wie soll das auch praktisch geschehen? in einer öffentlichen Moralprüfung anstelle einer Wahl? - nur jemand mit hohem Tugendgrad zu hohen Staatsämtern (etc.) zugelassen wird.
Vielmehr muß also die Qualität einer Regierung in der objektiven amtlichen Struktur festgelegt sein, will man nicht auf eine Lösung ausweichen, die da heißt ... Diktatur. Nur in der Diktatur ist die persönliche Qualität des Herrschenden von Bedeutung, ja ausschlaggebend. 
Ein Regierender kann und darf in jeder anderen Regierungs- und Staatsform gar nicht so viel Handlungsermächtigung und Spielraum haben, daß das wesenhafte Schicksal eines Landes von ihm persönlich abhängt.
Vielmehr muß er sich selbst und muß er von anderen als Platzhalter der letzten, alles umfassenden Macht sehen bzw. gesehen werden. Dieses Korrektiv kann diesen Statthalter auch wieder abberufen, absetzen quasi, wenn er den Kriterien der absoluten Ordnung nicht entspricht. Wenn die Kirche diese Aufgabe nicht übernimmt - in einer christlichen Kultur! - entsteht eine nicht mehr zu regelnde Diskussion über die absoluten Dinge, die in immer (!) unvereinbaren subjektiven Überzeugungen und damit Bürgerkrieg endet.*
Oder wie soll sonst die Legitimität einer gewählten Person entstehen, wenn icht aus dem Absoluten heraus, aus dem auch jeder Einzelne lebt? DOCH durch die Wahl des Volkes? Nach welchen Kriterien ist dann "richtig" oder "falsch" zu beurteilen? Nach dem subjektiven moralischen Leben des Gewählten? Legitimiert das, beziehungsweise der Grad der "Heiligkeit", auch schon vor dem Absoluten, also vor Gott?

Thomas von Aquin war jedenfalls nicht dieser Meinung. Abgesehen von der Schwierigkeit, wie sich Heiligkeit ohne zuvor bestehenden Ort definiert, also: Heiligung DURCH das Amt, fast gleichgültig, wie tauglich jemand ist. Ja, gerade in dieser Untauglichkeit dennoch erwählt zu werden ist jenes Tor, durch das sich Heiligkeit als Einbruch vom Absoluten her - dem der Mensch "Platz macht" - konstituieren kann. Der selige Karl von Österreich ist dafür ein Beispiel.

Wie soll sich Legitimität (und das ist das Kriterium der Gottgefälligkeit; nicht irgendwelche moralisch-moralistischen Leistungen), die nur als Legitimierung im und durch das Absolute (Kirche) denkbar ist, wo das Amt sich also verdankt, in einer Demokratie ergeben? Hat nicht Engelbert Dollfuß - der heute nicht gerade geschätzt wird - als einziger einen gangbaren Weg gesucht, der nämlich darum weiß, daß diese Demokratie immer nur Übergangsform, einer funktionalen Konkursverwaltung vergleichbar, von einer Monarchie zur anderen ist.

Wir haben es hier mit der Schwäche der Demokratie in der amerikanischen (und natürlich auch der europäischen) Form zu tun, das ist das Geheimnis der Aporie. Wo mangels objektiver Ordnung - die nicht auf das Gemeinwohl abzielt, sondern jedes Mal neu definiert werden muß, zumindest fordert Jones das von einer Regierung - der Weg eines Volkes, eines Landes IN TOTO von den jeweils regierenden Personen abhängt. Und zwar TOTAL, ich wiederhole mich. Und Total ist nicht zufälliger Anklang an Totalitarismus.


Morgen Teil 3)



*Formal/-ell greift dieses Konzept "Nation" auf das aufklärerische Konzept des "Contract sociale - Gesellschaftsvertrag" (lies nach bei Rousseau) zurück. Wo sich Bürger per Willenserklärung zusammenschließen. Was uns meist nicht bewußt ist, daß Amerikas Unabhängigkeit von England direktes Vorbild für die französische Revolution war! Thomas Jefferson unternahm in den Jahren vor 1789 - auf Einladung - mehrere Vortragsreisen in Frankreich. Das amerikanische Vorbild war die Blaupause für Frankreich.

Dieses Konzept, das ja keinesfalls neu ist, sondern im Grunde auf das Gründungskonzept der Marken (Österreich, Brandenburg, etc.) im 10. Jahrhundert zurückgreift, sieht Gesetz (Vertrag) auf Land bezogen. Wer immer dieses Land betritt tritt diesem Vertrag, diesem Gesetzeswerk bei. Der Mensch ist in diesem Konzept austauschbar. Der Vertrag löscht das Gemeinwohl als Staats- und Volksprinzip auf. So nebenbei: Das ist die Grundlage des Kapitalismus. Sie ist identisch mit der moralischen Grundlage für Sklaverei.

Das ist zudem eine Weiterführung des Königskonzepts als politischen Faktor. (Denn eigentlich heißt Königtum: Allem übergeordnete Macht, aber keine Politik!) Wo der König alle Machtbereiche hat und politisch damit agiert, die NICHT jemandes Eigentum sind. Dazu gehören "neutrale" Plätze, wie Märkte, überregionale Straßen, Straßenkreuzungen, und bald auch Städtegründungen als Gegenmacht zum paternalen, familialen Organisationsprinzip von Volk und Staat. 

Dazu gehört aber natürlich auch Feindesland, Eroberungen, oder (wie in den USA mit seiner Landnahme) Land, auf das niemand direkt Eigentumsanspruch erhebt. In jedem Fall folgt daraus Zentralismus.




*170420*