Sie finden hier eine Übertragung eines weiteren Artikels von Ianto Watt, der sich auf den Seiten von William M. Briggs ab 14. November 2019 findet (Teil 1 und Teil 2) und mit dessen freundlicher Genehmigung hier nun auch in deutscher Sprache zur Verfügung steht. Auf vier Happen aufgeteilt, es wird täglich einen weiteren geben. Sein Inhalt scheint nur auf den ersten Blick sehr "amerikanisch". Das Schema, die historischen Bezüge und Muster, die man erkennt, die Archetypen, die Watt zeigt, finden sich aber in Europa und bei uns nicht weniger. Sie werfen ein weiteres erhellendes Schlaglicht auf das, was passiert. Und vor allem - wohin es gehen wird.
Die Lehren aus Chlodwig und seiner Armee gegen den Arianismus –
Gastbeitrag von Ianto Watt
Gastbeitrag von Ianto Watt
Erstmals veröffentlicht im Blog von
Sind Sie je mit Autodrom-Autos gefahren? Wo man alle möglichen verrückten Kehrtwenden machen kann, und ohne Rücksicht auf Regeln quer über die Bahn fetzen kann, wo man mit anderen zusammenstoßen kann, ohne Angst haben zu müssen, jemandem wirklichen Schaden zuzufügen? Wo es keine Regeln des Straßenverkehrs gibt, und es nur einen Horror gibt - zu langsam dahin zu gondeln. Wo man einen schönen Totalzusammenstoß produzieren kann, der nicht mehr Wirkung hat als Herumgekichere? Macht Spaß, probieren Sie es!
Nur - haben Sie das je mit 100 km/h probiert?
Machen Sie sich aber darauf gefaßt, denn ich gehe davon aus, daß das bald kommen wird. Wir stehen sogar kurz davor, einen solchen maximalen Frontalzusammenstoß zu erleben. Sie meinen, ich spreche über unsere widersprüchliche politische Strategie? Das ist zwar nicht ganz falsch, aber das ist es nicht ausschließlich. Klar, es stimmt schon, die Politik in dieser Zeit ist so schlimm, daß es schlimmer kaum können könnte. Keine Anschuldigung, kein Vorwurf, der den Medien zu würdelos und niedrig ist. Als hätte man nur mit ihrer Fähigkeit zur Selbsthypnose kalkuliert. Nutten und Huren, wo man hinsieht. Und an mehr Orten, als man je gedacht hätte.
Aber die politische Situation ist in und aus sich nicht in der Lage, die Dinge so auf die Spitze zu treiben. Normalerweise können Menschen ja durchaus zwar von einer Idee besessen sein, aber trotzdem die Fähigkeit bewahren, dem Nachbarn noch genügend Raum zu lassen. Allerdings nur so lange als sie sich nicht entschieden haben zu glauben, daß es nur noch ihre Politik auf der Welt gibt. Und daß diese ihre Seite das Recht auf Wahrheit in der Monopolausführung gepachtet hat. Daß das Heil nur von ihrer Partei kommen kann.
Womit wir schon bei meinem ersten Punkt sind. Denn als Amerikaner stehen wir jetzt vor der Entscheidung, ob wir wirklich eine Nation werden wollen, oder das Gegenteil, ein Imperium. Beides zugleich geht nicht. Man kann nicht zugleich Romulus und Remus sein. Einer von ihnen muß sterben.
Wovon ich da rede? Daß wir kurz vor einem Hochgeschwindigkeits-Crash stehen? Absolut. Nach wie vor wird Das große Spiel am Broadway aufgeführt. Und genauso, wie das Römische Imperium nie ganz fiel, fiel auch nie das Britische Imperium. Zumindest sind ihre Financiers nie gefallen. Sie haben es alle bis heute irgendwie geschafft, zu überleben. Und jeder mit einem Auge und einem halben Gehirn ist in der Lage, die Trommeln für einen Krieg mit Rußland schlagen zu hören, die auch jene, die das Imperium führen, durch ihren Rhythmus steuern.
Dasselbe Imperium, dieselben Wünsche, dieselben Resultate.
Ist es wirklich so simpel? Gibt es in diesem gigantischen Wettlauf der Hühner wirklich nur zwei Fahrzeuge? Oder gibt es da noch mehr Autos auf mehr Straßen, die alle zur selben Straßenkreuzung führen? Und haben diese dann dieselben Absichten wie die zwei politischen Fahrzeuge? Halten wir einmal inne, und denken wir einmal eine Minute darüber nach. Was könnte Männer dazu bewegen sich zu wünschen, in den Krieg zu ziehen, ja sogar: in den totalen Krieg? Gut, da gibt es einmal Patriotismus, der kann das sicher. Aber sonst noch was? Ja, auch das. Und zwar jenen Spieler, den man nicht nennen kann. Zumindest jetzt noch nicht.
Schauen wir uns einmal an, wem diese Autos gehören. Da haben wir einmal das Imperium, welches sich - SOP (Standard Operation Procedure, also Standardvorgangsweise) - mit jedermann im Krieg befindet. Sehen Sie den Humvee, der mit Höchstgeschwindigkeit dahinrast? Erkennen Sie den Fahrer, den mit dem orangefarbenen Haar? Ich bin sicher, Sie erkennen ihn. Aber der Fahrer ist nicht wirklich das Imperium. Denn der Imperator ist nicht das Fahrzeug. Das ist er nie. Zu gefährlich, Sie verstehen. Der schaut allem nur mit sicherer Distanz zu. Und wenn er einmal etwas möchte, wird es ihm frei Haus geliefert.
So nebenbei, einen wirklich einzigen Herrscher gibt es nicht. Klar, Präsidenten wirken so, als wären sie wirkliche Herrscher. Aber die Geschichte hat uns gelehrt, daß diese Behauptung gar nicht stimmt. Die wirkliche imperiale Macht haust immer im selben Haus wie die Geldgeber. Die haben auf alles, was nur irgendwie von Wert ist, ein Pfandrecht. Wer dabei gerade der Vorsitzende des Aufsichtsrats ist, egal zu welchem Zeitpunkt, ist nicht wirklich von Bedeutung. Von Bedeutung ist vielmehr, daß diese Geldgeber keinem Land wo immer auf der Erde verpflichtet sind. Keinem. Denn sie besitzen zwar in jeder Nation der Welt Häuser, aber wirklich wohnen, wirklich leben tun sie nirgendwo. Das sollten Sie nicht aus dem Gedächtnis verlieren, wenn sie das Spielfeld erkunden.
Diese Inhaber der Pfandrechte scheinen nun zu glauben, daß Donald die Präsidentenlimousine im Jahr 2016 gestohlen hat, und daß er nun versucht, damit über die Staatsgrenze (=Wiederwahl) zu entkommen. Um so in eine halbwegs sichere Situation zu gelangen, wo er zumindest nach seinen Vorstellungen dieses Auto seinen ursprünglichen Besitzern wieder zurückgeben kann. Mit anderen Worten: Es scheint da eine Auseinandersetzung darüber zu geben, wem dieses Auto überhaupt gehört.
Keine Frage ist, wer das Pfandrecht daran über die letzten hundert und drei Jahre besessen hat. Bis eben diese Pfandrechtseigentümer an dem Punkt gekommen sind, an dem sie glauben, daß Donald sie 2016 unrechtmäßig an sich gerissen hat. Und zumindest für eine kleine Weile sah es dabei so aus, als könnte er damit auf und davon rennen. Aber mit einem Mal, und mitten in einem Scheingefühl der Sicherheit, ist Donald's CIA "Leibwächter" im Passagiersitz neben ihm plötzlich seitlich nach links geglitten, hat seinen Fuß mitten auf den von Donald gestellt, und das Gaspedal bis zum Anschlag durchgedrückt. Das Bremspedal ist mittlerweile nur noch ein Haufen Brösel. Trump will raus aus Syrien? Vergiß es, Donald. Raus aus Afghanistan? Und sogar aus der NATO? Na das kannst Du erst recht vergessen. Raus aus der Ukraine? Daß ich nicht lache. Guter Versuch, Junge. Raus von egal wo? Na, hast Du noch alle? Die RePo-Leute des Imperiums geben nichts kampflos auf. Und kämpfen um alles bis zum Tod. Und zwar um Deinen Tod, Donald, darum geht es.
Und damit haben wir schon das wichtigste Problem für alle Insassen des Fahrzeuges. Da wird erbittert um jedes Rad gekämpft, und das Auto wird gefährlich zwischen den Leitplanken hin und her geworfen, ja es überschlägt sich sogar beim Vorwärtskommen. Es wäre schon ein Wunder, wenn es nur bis zur Halbzeit kommen würde, und das große Ziel kann es sowieso vergessen. Aber ich glaube eben an Wunder. Und es ist in meinen Augen schon ein Wunder gewesen, daß Donald unter diesem Druck der Anschuldigungen und Angriffe überhaupt so weit gekommen ist.
Das ist es also, das erste Auto, auf dessen Rücksitzen die patriotischen Imperiumssoldaten (wir) gefangen sind, während auf den Vordersitzen der tödliche Kampf anhält. Draußen ist es dunkel wie in der Hölle, und schon lange Zeit hat man kein Verkehrszeichen mehr gesehen. Wo sind wir überhaupt? Und kommen wir den Rücklichtern vor uns näher?
Offenbar nicht. Sie scheinen genauso schnell unterwegs zu sein wie wir. Unvermindert rast dieses Falkatus-Monster auf Rädern dahin. Es rast die Hauptstraße hinunter, und macht keinerlei Anstalten, einmal zu wenden. Der Fahrer hat nämlich eine Pistole an der Schläfe. Denn das ist die Art, wie in dem Geschäft gearbeitet wird. Keinen Moment denkt er daran, seine möglichen letzten Sekunden für eine bestimmte Mikro-Sekunde an Klugheit zu verkaufen, einfach indem er etwas Verrücktes macht, indem er zum Beispiel einmal heftig auf die Bremsen springt. Er kennt seine Geschichte. Genauso wie Leute, die wissen, daß das imperiale Rom endgültig vorbei ist, weiß er auch, daß die Sowjetunion Geschichte ist. Nur seine Führer sind es nicht. Besser den Wettbewerb der Halbstarken jetzt mitzuspielen, als später möglicherweise den Kürzeren zu ziehen. Es ist besser, den 'ehemaligen' KGB-Typen im Rückspiegel keinen Moment aus den Augen zu lassen, als nach vorne einen Blick durch die Windschutzscheibe zu werfen.
Was soll das, sagen Sie nun. Das ist doch nur eine weitere Episode dieses typischen Machtkampfes des Imperiums mit dem Möchtegern-Imperium von Rußland. Das haben wir doch fünfundsiebzig Jahre lang gespielt, und niemand hat jemals das Imperium besiegt. Ein paar Rückschläge, höchstens. Korea. Kuba. Berlin. Saigon. Kabul. Damaskus.
Alle diese vergangenen Duelle und Wettkämpfe wurden von amerikanischen Nationalisten gestemmt. Immer dabei im Namen der amerikanischen Imperialisten. Die meisten dieser vergangenen Geschehnisse sind zudem passiert, wenn die
Kämpfer auf amerikanischer Seite überwiegend Christen
waren. Mit dem kleinen Schönheitsfehler, daß sich zwar die meisten selbst als Christen einschätzen, aber dabei übersehen, daß es eine Million unterschiedlicher Richtungen und Schattierungen in dieser Bekenntnisreligion gibt. Und täglich kommt eine neue Geschmacksrichtung dazu.
Amerika ist immer eine protestantische Nation gewesen, und zwar ganz von Anfang an. Was sicherstellt, daß es niemals so etwas wie eine einzige richtige Lehre gibt. Eigentlich ist sogar das Gegenteil richtig. Und das ist genau die Art, wie uns die Meister des Imperiums auch kontrollieren. Wenn wir keine einheitlichen Überzeugungen haben, können wir auch nicht sagen, was uns zu einer geeinten Nation machen könnte. Umso freimütiger beten wir wie ein imperiales Mantra den Satz herunter, daß Amerika die Christenheit IST. Und umgekehrt.
Also ist es auch egal, wenn wir sagen, daß Cesar dem Christentum nahe steht (oder eher sogar noch besser ist als dieses). Dazu muß man nur Max Boot* fragen. Oder Bill Kristol*. Oder Hillary**. Oder alle die übrigen in diesem tiefen (und breiten) Staat.
Oder fragen Sie gleich auch Bill Buckley***, wenn Sie ihn mal sehen. Ach nein, den nicht, denn der war nie ein katholischer Amerikaner.
Der war ein amerikanischer Katholik. Das ist dasselbe wie ein Protestant. Und alle diese Varianten und Spielformen sind auf die eine oder andere Weise nur eine Variante des Arianismus. Vielleicht etwas verwässert, wie man so sagt, aber die wesentlichen Elemente dieses Exzeptionalismus, dieses "Besondersseins"****, ist in ihnen allen enthalten.
Und genau das findet sich im "American Exceptionalismus", diesem amerikanischen Glauben, außergewöhnlich zu sein, auf dem dieses ganze Imperium aufgebaut ist. Und dessen sich alle die oben Erwähnten auch fleißig rühmen. Alle die, die uns brav dem Cäsar unterworfen halten.
Die Wurzeln der Varianten protestantischer Religiosität unter allen diesen "Einfachen Amerikanern" (einschließlich der amerikanischen Katholiken der Spielart, wie es die Jünger von Buckley sind) sind ein Ergebnis des mangelnden historischen Wissens über sie. Solcherart, unseren eigenen Fähigkeiten überlassen, sind alle diese einfachen Amerikaner unfähig, ihre Aktionen zu koordinieren. Sie haben keine allseits anerkannte Leitfigur, um die sie sich scharen könnten. Wir sind deshalb für alle, die einen gut durchdachten Plan haben, leichte Beute. Zu viele Religionen meint zu viele Häuptlinge, aber nie genug Indianer.
Dennoch unterscheiden wir uns vollständig von den Truppen, die voller Überzeugung dem heidnischen König Chlodwig gefolgt sind. Sollten Sie nicht wissen, wer diese historisch so herausragende Persönlichkeit war, und was er erreicht hat, wäre es Zeit, sich darüber schlau zu machen. Hören Sie auf, ein Faulpelz zu sein. Es gibt nämlich keinen anderen Weg auch herauszufinden, wer Donald wirklich ist. Oder sein könnte. Gegen WEN er wirklich kämpft. Und WOFÜR er wirklich kämpft.
Morgen Teil 2)
*Man könnte diese Namen vielleicht mit Leuten unserer Berichterstattung vergleichen, die als "Weise Leute" in den Medien hochgespielt werden, in Wirklichkeit aber eine Ideologie verkünden, Interessen führender Kreise vertreten, anstatt objektiv zu informieren. Die so aber das Publikum glauben machen, es liefe alles rund in unserem Staat, und die Menschen sollten ruhig bestimmten Leuten glauben.
**Da muß man nichts dazu sagen.
***William "Bill" F. Buckley ist ein als "besonders Konservativer" auftretender US-Nationaler. Alles zusammen also sind die angeführten Namen Personen, die sich als führende Stimmen der Konservativen gebärden und jede Menge Jünger haben.
****Wie der Protestantismus, hat auch der Arianismus, der in den ersten Jahrhunderten nach Christus auftrat, mit der Losung eines "einfachen Verständnisses" gespielt. Luthers "den Leuten aufs Maul geschaut" war dabei aber genau kein "einfacheres Verständnis", sondern weil das Große, das Hohe nicht verstanden wurde (und eben nicht so einfach und ohne Mühe zu verstehen ist), wurde es nicht "einfacher ausgedrückt", sondern zu etwas Anderem simplifiziert. Nicht ohne zu betonen, daß alles doch dasselbe wäre. Das nun aber auch der bequemere, faulere Geist rasch "versteht".
Sieh da, plötzlich war es auch populär! Jesus = Gott? Ach, das muß ja nicht sein, und seine Lehre ist ja auch so noch toll, muß man nix ändern, und Jesus war doch echt ein geiler Typ, nicht wahr? Und sieh da: Arianismus war schon zur Römerzeit die "Religion" der "Eliten". Denn wer selbst der Maßstab für "Bedeutung" ist, ist eben auch ... so besonders wie das oder der, was oder wen er "erklärt". Und das ist der springende Punkt.