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Samstag, 25. April 2020

Christen, verteidigt Euren Boden (1)

Eine nächste Übertragung eines Artikels von Ianto Watt aus dem Amerikanischen. Erstveröffentlichung am Blog von William M. Briggs am 24. April 2020

Christen, verteidigt Euren Boden! 

Ein nächster Gastbeitrag von Ianto Watt

Wenn damals heute wäre

Normalerweise assoziieren wir die Wörter "Feuer einstellen!" mit Situationen, die unsicher erscheinen. Wenn wir sicherstellen wollen, daß niemand unnötig verletzt wird. Vielleicht, weil der Kampf tatsächlich vorbei ist, aber niemand auf der Gewinnerseite es bemerkt hat. Oder vielleicht, weil wir glauben, daß sich der Gegner ergeben wird. In diesem Befehl können zwei gegensätzliche Standpunkte enthalten sein. Der Trick besteht darin, zu wissen, mit welcher Situation man gerade konfrontiert ist.

Ich war von der aktuellen Situation begeistert. Nicht von den Umständen, obwohl sie sicherlich für unsere Zeit ziemlich einzigartig sind. Nein, es ist die Schnelligkeit, mit der Ereignisse abrollen (und das sofortige Verschwinden aller früheren Angelegenheiten von den Titelseiten von unser Tägliches Lügenmenü), die hat mich so perplex macht.

So etwas ist schon mal passiert. Einmal in meinem Leben. Ein weiteres Mal in der Zeit meines Großvaters. Beides waren Wendepunkte in der Welt der Revolution, in der wir jetzt leben, falls Sie es nicht bemerkt haben. Ich denke, wir müssen diese beiden Ereignisse der Vergangenheit neu vor die Augen holen, um zu erkennen, mit welcher Situation wir im Augenblick konfrontiert sind. Und wie wir erkennen, was das Endergebnis sein wird.

Hier ist die wichtigste Frage: Wird unser Militär (einschließlich unserer militarisierten Polizeikräfte) tatsächlich auf die Bevölkerung schießen?

Wenn wir nicht bereit sind, uns vollständig zu ergeben, werden wir eine Antwort auf diese Frage bekommen, und ich würde davon ausgehen, daß das ziemlich bald geschieht. Nein, ich übertreibe nicht. Wir erleben einen Moment von großer historischer Bedeutung. Der Ausbruch einer Auseinandersetzung liegt bei uns. Und es wird die eine oder die andere Seite gewinnen. Welche Seite aber auch gewinnt, der Sieg beider Seiten wird uns über Generationen hin begleiten. Fragen Sie ältere Russen, wenn Sie dies nicht glauben.

Warum alte Russen fragen? Weil das erste dieser beiden Ereignisse 1917 in Russland passiert ist. Nicht im November 1917. Da fiel das Fallbeil dann tatsächlich. Und seit 70 Jahren und mehr rollten die Köpfe. Nein, die eigentliche Aktion fällt auf den März '17. Also derselbe Monat wie in der Gegenwart. Da geschah etwas höchst Merkwürdiges. Ein Weg, der sich meines Erachtens durch das zweite Ereignis, das 1970 in den USA stattfand, wiederholte. In Kent State für diejenigen, die sich noch daran erinnern.

Dem, was im März 1917 in Petersburg geschah, ging 1905 die zunächst noch unterdrückte Revolution voraus, bei der das Militär auf das Volk schoß. Das kaufte der Romanov-Dynastie zwölf weitere Jahre. Es wären sogar mehr gewesen, wenn nicht der Mord an Stolypin geschehen wäre. Der springende Punkt ist, daß dieser Kriegsakt der Regierung gegen ihre eigenen unbewaffneten Zivilisten die notwendigen Antikörper produzierte, um sicherzustellen, daß so etwas nicht wieder vorkommen würde. Als sich Anfang 1917 ein scheinbar ähnliches Ereignis abspielte, war es der Aufstand zwölf Jahre zuvor, der den Zaren in Wirklichkeit bereits neutralisiert hatte. Und 1917 seine Dynastie beseitigte.

Russland war zwei Jahre bereits tief in den Ersten Weltkrieg verwickelt, und der Großteil seiner Streitkräfte wurde gegen Deutschland im Westen eingesetzt. Der Zar war Oberbefehlshaber, und befand sich als solcher an der Front, weit weg von der Hauptstadt Petersburg, weit weg von der größten Stadt Moskau.

Das Volk, insbesondere natürlich die Armee, hatten sich zusammengeschlossen, um die Nation vor den Hunnen zu schützen. Dasselbe also, was in den USA etwas später geschehen ist, nur dort ohne logische Begründung, weil die USA keine Grenze zu Deutschland (oder irgendjemand anderem im Krieg) hatten. Aber egal, unsere glorreichen Führer haben einen Weg gefunden, es den Russen gleichzutun. Das gilt für Russland ja genauso. Aber externe Feinde haben eben eine gewisse Anziehungskraft für die Loyalitätsgefühle der Menschen gegenüber dem Vaterland, unabhängig davon, welche Tyrannenregeln gelten.

Das Problem für Nikolaus II. war freilich, daß er ein schwacher Tyrann war. Nur Stolypin hatte ihn 1905 vor dem Gemetzel des Volkes an seiner eigenen Familie gerettet. Und der war nun weg. Der Rest der Revolutionäre war aber noch da und das waren definitiv keine Weicheier. Feiglinge, ja, aber keine Weicheier. Da gibt es eine feine Linie. Fragen Sie Ihren nächsten Jihadi danach.

Wie auch immer, die meisten Menschen, die auf die Notwendigkeit fixiert waren, das Vaterland zu verteidigen, neigten so mitten im Krieg nicht zur Revolution. Aber das spielte keine Rolle, denn andere waren es. Sie alle waren links. Und sie waren viele. Das entscheidende Ergebnis des fehlgeschlagenen Staatsstreichs von 1905 war, dass der Zar fortan ein Parlament zuließ. Die Staatsduma. Sie war zwar streng beratender Natur, und kein echter Gesetzgeber. Und ohne die Unterschrift des Obersten Führers konnte nichts rechtswirksam beschlossen werden. Aber diese Existenzgewährung war der Anfang vom Ende für die Romanows und Russland, wie sie es seit 300 Jahren kannten.

Die Duma wurde von einer Vielzahl von Parteien bevölkert, von den Oktobristen (Monarchisten des harten Einschlags) ganz rechts, über die Kadetten (Verfassungsdemokraten) in der Mitte, bis zu den Sozialdemokraten und Sozialrevolutionären links und ganz links. Alle Marken, die jeder kennt, die Menschewiki und die Bolschewiki. Und vergessen Sie nicht den jüdischen Bund, die Trudoviks (Laboriten), die Interdistriktgruppe, den Sowjet (=Rat) der Arbeiter und Soldaten, und viele mehr.

Kurz gesagt, die Duma (was soviel bedeutet wie Geist, oder Denkfabrik) war ein einziges Chaos. Aber hier ist der wesentliche Punkt: Alle dort hatten jetzt im Gesamtkonzert Rußlands legitime Stimmen. Sie mussten sich nicht länger zusammen mit ihren Cro-Magnon-Vorfahren, den Anarchisten und den Nihilisten in ihren politischen Katakomben verstecken. Alle bis auf diese beiden letzten konnten sich nun im Licht des Tages versammeln, und ihren Forderungen Ausdruck verleihen. Um ihre Vision von Russland zu beschreiben. 

Und die meisten von ihnen hatten ihre Anfänge mit der Dekabristenbewegung im Dezember 1825, als der Tod von Alexander I. zu Protesten führte, die auftraten, als sein Sohn Konstantin den Thron zugunsten seines jüngeren Bruders Nikolaus (dem Ersten) ablehnte.

Sie sehen, Konstantin wurde als günstig für das Anliegen einer Befreiung der Leibeigenen angesehen, Nikolaus I. nicht. Für diejenigen, die sich also ernsthaft interessieren, begann das ganze Jahr 1917 im Jahr 1825, und die revolutionären Erwartungen (einiger) der Menschen begannen sich zu entfesseln. Und als Nikolaus II. 1894 seinem hartgesottenen Vater Alexander III. auf den Thron folgte, hatten die Anarchisten und Nihilisten bereits eine 70-jährigen Feldzug geführt, der dem Ziel der Auflösung der Monarchie diente. Um diese durch ... was zu ersetzen? Nun, das war die Frage, die die Duma entscheiden sollte, nicht wahr? Aber zu viele Köche verderben halt die Brühe, so wirklich klar wurde dort auch nichts, so daß der Topf schließlich im November 1917 überkochte.

Russland hatte 1905 ganze achtzig Jahre, also seit den "gestohlenen Wahlen" von 1825, gefeiert. Als die Hoffnungen der Leibeigenen durch die Regentschaft von Nikolaus I. wieder zunichte gemacht wurden. Russland erlebte diese acht Jahrzehnte als Zeit voller Attentate gegen die Zaren und ihre Minister. Dann kam der dumme Krieg mit den Japanern im Jahr 1904. Ein Krieg, der angeblich nur sechs Wochen dauern würde, in dem aber schließlich sogar die Flotte nach Osten verlegt werden mußte, um die Nips zu schlagen. Ein Krieg von dem man aber noch gehofft hatte, daß er das Volk nach außen gegen, den ausländischen Feind richten und dadurch einen würde. Es war also ein Krieg der Bequemlichkeit, der den inneren Druck der Arbeiterschaft, samt aller ethnischen Unruhen, die durch revolutionäre Angriffe auf Thron und Staat verursacht werden, senken sollte.

Als diese Unruhen schließlich zur dann ersten Revolution führten, wurde sie mit heißem Blei niedergeschlagen. Weil die kaiserlichen Truppen am Blutsonntag im Januar 1905 auf unbewaffnete Zivilisten feuerten. Die Nation wich entsetzt zurück. Und die Antikörper gegen diese schreckliche Tat wurden produziert. Unglücklicherweise für den Zaren hatte das keinen medizinischen Hintergrund. Der hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Aber die Revolutionäre sehr wohl. Sie erkannten weitaus besser als der Zar, was den wahren russischen Patriotismus motivierte. Und wie man diesen steuert und entführt.

Die Zeit für diese Entführung kam schließlich im März 1917, als Lenin noch in der Schweiz faulenzte. Als das Wettbewerbschaos unter den Parteien der Duma zunahm, nahmen die Forderungen der Parteien an den Thron zu. In den meisten Forderungen unterschieden sich erst noch die Parteien. Aber alle forderten eine immer größere Rolle bei der Führung des Landes, und so bogen alle Parteien immer stärker nach links ab, um Ihre aufgeweckte Führung zu beweisen. Klingt das nicht irgendwie bekannt?

Der Zar hat das nicht bemerkt. Er war mit der nächsten Version eines angeblich "einheitsschaffenden" Krieges beschäftigt. Und damit, seiner deutschen Frau zuzuhören. Woran die Revolutionäre die russischen Menschen auch immer wieder erinnerten.

Hier ist der Punkt, Kamerad. Wenn die Katze weg ist, tanzen die Ratten einen Ringelreih. Die Katze war im Hauptquartier, näher an der Kriegsfront. Die Ratten blieben wie immer hinten. Und die Melodie, die die Ratten für das Volk spielten, lautete: "Fordert eure Rechte, Kameraden!" Die Arbeiterunruhen begannen von neuem.

Aber jetzt wurde dem alten Rezept eine neue Zutat hinzugefügt. Eigentlich zwei Zutaten. Die erste Zutat war die Erinnerung des Volkes an den weit verbreiteten Schrecken der groß angelegten Brutalität der Armee gegen die Zivilbevölkerung durch das Militär im Jahr 1905. An dieses mutwillige Töten von Männern, Frauen und Kindern, friedlich angeführt von einem Priester. Mit tausend oder mehr Toten. Tote im Namen des christlichen Zaren. Etwas, das der Erinnerung eines jeden Russen bis dorthin völlig fremd gewesen war.

Die zweite Zutat war ebenfalls neu in der Szene. Es war die Magie der Moderne. Elektronische Kommunikation. Wir werden gleich darauf zurückkommen.

Lassen Sie uns die erste neue Zutat in den Teig rühren. Wir haben bereits das Originalrezept vorbereitet, indem wir die Fabriken infiltriert und das Gewürz der Arbeiterunzufriedenheit gesät haben. In einer Industrielandschaft der Leibeigenschaft ist das nicht allzu schwer. Jetzt fügen wir die erste neue Zutat hinzu. Schicken wir die revolutionären Kameraden in die Kaserne und rühren wir sie dort gut ein. Lassen wir sie darüber wieder und wieder sprechen, daß alle Menschen Solidarität brauchen. Sobornost! Daß alle Menschen eins werden müssen. Nicht nur die Arbeiter in den Fabriken, die Munition und Vorräte für die Kriegsanstrengungen herstellen. Alle! Lassen wir sie vor allem auch über die Notwendigkeit der Solidarität zwischen den Arbeitern und den Soldaten reden!

Immerhin waren die Soldaten auch Russen, nicht wahr? Und sie wurden in einem sinnlosen Krieg an der Westfront in den Tod geschickt, der nur dazu diente, die Dynastie zu bewahren, nicht wahr? Mit anderen Worten, die Treue eines Soldaten sollte seinen Mitrussen gelten. Nicht dem Tyrannen am Thron. Warum? Weil die Soldaten auch Teil des Volkes waren! So entstand der Sowjet der Arbeiter und Soldaten. Mache so also deinen Feind zu deinem Bruder. Es sei denn, Sie, geneigter Leser, wollen ein nächstes Massaker.

Der Nettoeffekt dieser Strategie bestand darin, den Willen der hinteren Elemente der Armee zu brechen, bevor ihnen befohlen werden konnte, die streikenden Arbeiter mit einer neuen Demonstration tödlicher Gewalt zu unterdrücken. Stelle man dazu eine Verbindung zwischen jenen revolutionären Kräften her, die behaupten, die arbeitenden Männer in den Fabriken zu vertreten, und den Soldaten her, die für den Ruhm der Dynastie sterben müssen. Schmiede man eine Bindung, die die Bindung zwischen Soldaten und ihren Offizieren ab- und auflösen wird. Wenn dann nämlich von den Offizieren der Befehl erteilt wird, das Feuer zu eröffnen, wird niemand mehr gehorchen.

Diese Idee mag in der russischen Welt vor 1917 recht einfach erscheinen, und das war es auch. Aber die Welt hatte sich zwischen 1905 und 1917 verändert. Zwölf Jahre sind unter modernen Bedingungen viel Zeit. Das ist der Schlüssel. Russland hatte sich zusammen mit dem Rest der Welt seit 1900 weiterentwickelt. Es dauerte nicht länger Tage, Wochen oder Monate, bis sich etwas verbreitete. Dafür sorgte der Telegraph. Russland war in dieser Hinsicht völlig auf der Höhe des Standards der westlichen Welt.

Hier ist nun aber der eigentliche Schlüssel zum zweiten Bestandteil der modernen Kommunikation. Der Telegraph war nämlich für den Betrieb der Eisenbahnen von entscheidender Bedeutung. Und die Eisenbahnen waren für jede moderne Kriegsanstrengung unverzichtbar. Wie jede neue Industrienation war Russland in dieser Hinsicht zumindest in seinen nicht-sibirischen Teilen vollständig auf der Höhe.

Wen kümmerte es in den alten Tagen, wenn man lokal Arbeitsunruhen in einem Gebiet hatte, oder sogar eine meuternde lokale Garnison. Na und? Sende man einfach einen Truppenzug aus Petersburg oder Moskau, und schon hat man die lokalen Rebellen mit Truppen aus weit entfernten Gebieten niedergeschlagen, die dem Thron treu sind. Aber was ist, wenn die meisten der Truppen (besonders die effizienten) im Moment ein wenig beschäftigt sind, um Kaiser Willies Jungen an der Westfront zu beschäftigen? Und was ist, wenn die meisten ihrer Züge damit ausgelastet sind, Männer und Material zu diesen zu transportieren? Wen schickt ein Zar dann, um die Rebellen zu vernichten, ohne Front und Versorgungslinien zu stören?

Der Zar machte tatsächlich den kriegsentscheidenden Fehler, die Rebellionen selbst zu zerschlagen. Und er machte noch einen Fehler: Er schickte die Truppenzüge vor sich her, anstatt sie anzuführen. Züge voller kampferprobter Männer, die ihm treu ergeben waren, weil sie von den Revolutionären zu Hause nicht infiltriert und proselytisiert worden waren. Aber diese Truppenzüge würden niemals dort ankommen. Und der Zar auch nicht. Warum? Wegen des Krapferls, wie ihn Alexander Solschenizyn in seiner Trilogie "Das rote Rad" nennt.

Damit sind wir bei Aleksander Aleksandrovich Bublikov angelangt. Ein Mitglied der Duma. Er war der neue Koch, der das neue Rezept verstand. Ja, Bublikov, 'der Krapfen', wie sein Name andeutet, war der Mann, der in den entscheidenden Tagen vom 12. bis 15. März 1917 das Eisenbahn- / Telegrafennetz befehligte, nachdem der vorherige Minister von den Revolutionären ermordet worden war.

Ich will Ihnen ihre Meinung nicht nehmen, werden Sie gefragt, wer Ihrer Meinung nach die "Hauptakteure" in der russischen Revolution waren. Lenin (der Nachzügler), Trotzki, Kerenski, Guchkov, Rodzhyanko, Milyukov, Shulgin. Aber keiner von ihnen wäre ohne die brillanten Bewegungen von Bublikov in den Strafraum gekommen.

Er war außerdem der Herr über die einzige nationale und blitzschnelle Nachrichtenquelle im Imperium. Und er verstand diese Macht voll und ganz. Er war der Mann, der Nachrichten über den örtlichen Arbeitsaufstand in Petersburg im gesamten russischen Reich sandte. Er war derjenige, der den Zaren (und alle seine Truppenzüge auf dem Weg) auf abgelegene Gleisanschlüsse manövrierte und blockierte, so daß sie Petersburg nicht rechtzeitig erreichen konnten, um den Aufstand der örtlichen Garnison niederzuschlagen. Es war Bublikov, der ganz Russland in Brand steckte. In einem Augenblick. Sei gegrüßt, Modernität! Heil, Elektronen! Ja, ja und wieder ja!

Der Zar war nicht nur isoliert und von sicherer und privater Kommunikation abgeschnitten, sondern er wurde mit fortwährend telegraphierten Berichten (mit freundlicher Widmung von Bublikov) über Aufstände drangsaliert. Die meisten davon waren falsch, oder irreführend. Nikolaus II. wurde anscheinend von seinen eigenen Armeeführern verlassen (die ebenfalls mit freundlicher Widmung von Bublikov das gleiche Schicksal der Informationskontrolle erlitten hatten). Kein Wunder, dass der feige Zar zusammenbrach und sich noch im Zug bereit erklärte, abzudanken. Ohne einen einzigen Schuß seiner Armee. Das ist der Schatten von 1905.

Hier ist der neue Kuchen, wie er mit dem neuen Rezept gebacken wurde. Als die Duma damit beschäftigt war, ein Babel chaotischer Vorschläge für die "Reform" der Dynastie zu produzieren, stifteten die Revolutionäre sowohl die Fabriken als auch die Kasernen an, diese überhaupt gleich zu zerstören. Natürlich gab es "spontane" Demonstrationen. Fabriken streikten und verweigerten der Westfront kostbare Kriegsgüter. Was ist dann zu tun? fragten sich die örtlichen Petersburger Kommandanten. Ah, senden wir doch sofort die örtlichen Reserve-Truppen aus!

Aber Moment mal. Was ist, wenn diese Truppen nicht losmarschieren? Und wenn sie das doch tun, was ist, wenn sie nicht auf die Arbeiter schießen? Hm, warum sollten sie sich weigern, dies zu tun? Weil Bublikov ihnen auf seinem magischen Draht und im Namen der Duma gesagt hat, sie sollen es nicht tun. Schon bald begannen Soldaten, die Kaserne zu verlassen und sich mit Zivilisten und Studenten zu verbrüdern. Bald schon entwaffnete eine nächste Truppenabteilung ihre eigenen Offiziere. Und verhaftete sie. (Bublikov berichtet dies auch ganz Russland. Zusammen mit jedem anderen realen oder imaginären nachfolgenden Akt der Rebellion). Offiziere verhaften? Absoluter Verrat! Mit dem Tod bestraft.

Die Alternative für diese widerstrebenden Reserve-Soldaten war freilich ebenfalls der Tod. Tod für ihre Kameraden in der Fabrik. Oder Ihre zivilen Verwandten bei den Demonstrationen. Jetzt kommt das Dilemma des kleinen Mannes. Was soll ich tun, Kamerad? Ich bin nur ein einfacher Leibeigener, der von meinem Gutsherrn geschickt wurde, um den Truppenbedarf für die Kriegslüste des Zaren zu decken. Soll ich für den Thron töten? Mir wird nicht befohlen, Deutsche zu töten, wie meine Brüder an der Front. Stattdessen wird mir befohlen, meine Mitrussen zu töten. Was soll ich tun, Kamerad? Was mache ich?

Im ganzen Imperium wurde diese Frage schlagartig aktuell. Und sofort wieder von Bublikov beantwortet. 'Im Namen der Duma; nicht schießen!'

Morgen Teil 2) Das war damals, so ist es heute