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Dienstag, 21. April 2020

Und manches ist nun doch genug (3)

Teil 3)


Kann es somit sein, daß Jones selbst einem der amerikanischen Mythen auf den Leim geht, die von einer Machbarkeit ausgehen, die vom Logos der Welt überhaupt nicht gedeckt ist?! Die von einer realen, historischen Erfahrung ausgeht - ein Kontinent wurde durch lauter neue, wurzellose Zuwanderer besiedelt, ohne daß sich je daraus ein Volk gebildet hat, so daß der Staat das ist, als was er von Anfang an gedacht war: Eine Wirtschaftsunternehmung auf Zeit - die sich mit dem wahren Begriff von logos als der gottgewollten, inneren, ontologisch fundierten Grammatik von Staat und Volk gar nicht deckt? 

Diese Bezogenheit auf logos, als subjektive Moralleistung, sei es dann, so Jones, die die einzige Gegenkraft gegen die Kabale von Wirtschaftsbossen und Kapitalunternehmern bildet. Nur diese Klugheit wäre auch in der Lage, die Macht aus den Händen der Oligarchen zurückzuholen, und zwar in die Hand der Menschen. 

Was über den im Englischen völlig unzureichenden Begriff "people" - das Englische ist für die Philosophie ungeeignet weil unzureichend! - nicht zwischen "Leute" und "Volk" zu unterscheiden weiß, und in diesem Fall dramatisch fehl geht. Bei Jones bleibt sozusagen nur mehr so etwas wie ein Schüttelsäckchen übrig, mit ein paar Menschen darin.

Der VdZ muß - leider, denn er schätzt E. Michael Jones vielfach - hier seine Kritik an manchen seiner Positionen sogar verschärfen.** Denn so, wie Jones es hier darstellt, denkt niemand, der sich als Teil eines Volkes und eines Staates begriffen hat. So denkt jemand, der vielmehr von einem Staatsbegriff ausgeht, der mit Staat gar nichts zu tun hat, sondern dies lediglich als zufällige, vielleicht praktische Form der Selbstorganisation einer Ansammlung von Menschen (von Volk soll da gar nicht geredet werden) versteht. Die aber durchaus auch anders aussehen könnte. So denkt vielleicht aber ein typischer Amerikaner. Der so denkt (weil mit diesem Denken dorthin auswanderte), wie die Gründerväter der USA es von Anfang an verstanden haben - die den neu gegründeten "Staat" als Wirtschaftsunternehmung auffaßten. 

Und daraus dann den Begriff des Gemeinwohls als Sinn des Staates zur Gänze neu und im Grunde aufklärerisch definierten. Oder anders ... eben genau das gar nicht tun konnten, weil dieser Begriff an einen im logos, dem Wissen und Denken Gottes konstituierten Begriff von Volk, gebunden ist. Aber die Amerikaner SIND KEIN VOLK. Sie sind bestenfalls eine Ansammlung von vielen Völkern. Wer das nicht begreift, wird die USA niemals verstehen können. Selbst wenn er dort geboren ist.

Das Maß der Gerechtigkeit und "richtiger" Regierung bemißt sich nur in zweiter oder sogar dritter Linie aus dem subjektiven, moralischen Genügen der Repräsentanten, und nicht einmal aus ihrer "Tüchtigkeit". Die Frage der historischen Existenz eines Staates muß sich aus der objektiven Ordnung und Struktur beziehen, und diese wiederum braucht ihre Legitimierung in der Ordnung Gottes. Alles andere ist bestenfalls die "Struktur" einer Pirateninsel. Die auch nicht legitimer wird, weil der Oberhäuptling "tugendhaft-moralisch" lebt. Jones fordert somit die Quadratur des Kreises, nicht mehr und nicht weniger! 

Das Fragen um die USA muß wahrscheinlich um die Fragen gehen, die sich mit "Reich" befassen - nicht mit einem bloßen Perennieren des gegenwärtigen strukturellen, grundsätzlichen Zustands, der gelinde gesagt, einem Sauhaufen mehr gleicht als einem "Staat". Und weil der Föderalismus noch eine Menge von Reich "hat", daran erinnert, darauf zurückgeht, wird diese Frage in den USA nicht immer so virulent an der Oberfläche getragen. Aber sie muß gelöst werden, will die USA auf Dauer bestehen. 

Das einzige, was bei Jones somit als "Rezept" gegen die Lüge der Zeit und gegen den Kulturverfall übrig bleibt (und die Frage nach dem richtigen Leben ohne die Frage nach Volk und Kultur zu stellen ist sinnlos), ist eine Form von Puritanismus, von protestantischem Moralismus. Und das ist es ganz sicher nicht. Nicht für die USA, und nicht für das Drama um einen sogenannten Corona-Virus. Das alles bleibt sonst Stückwerk.




*Theologie ohne Glaube ist eine Aporie, ist unmöglich.


**Da muß sogar ein schwerwiegendes Mißverständnis von logos überhaupt vorliegen (weshalb der VdZ auf die Lektüre des soeben erschienen neuesten Buches von Jones schon gespannt ist.)



*170420*