Gegen die auf ARTE in diesen Monaten (zufällig mit dem Studium der Schriften von Solschenizyn durch den VdZ zeitlich zusammenstimmend) gebrachte Dokumentation über den GULAG hat der VdZ einiges einzuwenden.
Einmal wird derselbe Fehler begangen wie so oft, auch in der Betrachtung des Hitlerismus übrigens, daß eine posthoc-Interpretation, mit der man versucht, diese Zeit zu verstehen, die noch dazu die Ganzheit der Wirklichkeit weit verfehlt, über geschichtliche Ereignisse und Ereignisfolgen drübergestülpt wird.
So wird eine Linie der Idee und des Planes über Geschehnisse drübergestülpt, die die Geschehnisse selbst gar nicht getrieben hat. Sieht man davon ab, daß die "gefundenen" Ideen meistens gar nicht stimmen.
Und dann wird (oft vermutlich auch verlockt durch einfach eben vorhandenes Material) die zufällige, einzelne und vereinzelte Wahrheit der Tatsachen in den Materialien der Dokumentation zu einem falschen Wesensbild gefügt. Eine wirkliche Ideenlinie aber läßt sich durch den Kommunismus gar nicht finden! Vielmehr war die geschichtliche Abfolge - wie der Hitlerismus - von zufälligen, rein persönlichen und psychologisch Niedrigem und Niedrigstem motivierten Geschehnissen, die wie im Falle des Kommunismus oft einfach etwa von Neid, Eifersucht und Gier getrieben waren.
Von Motiven, die in jedem Fall aus einer zu geringen Wirklichkeitssättigung stammen, die den Menschen zu rationalistisch strukturiertem, falschem Weltbild führt, und durch das Bedürfnis bestimmt ist, ein Scheinbild von Welt zu erschaffen.
In diesem Fall entsteht aber außerdem noch der Eindruck, daß der (letztlich vom selben Weltbild wie der Marxismus gestützte) Liberalismus der Filmemacher einen Ausweg sucht, wie trotz der offensichtlichen Greueltaten des Kommunismus doch ein Ausweg für eine sozialistische Welt (im Kleid des Liberalismus) besteht. Ganz nach dem altbekannten, ach so zynischen Spruch, daß "die Idee ja gut, die Ausführung aber halt schlecht gewesen war."
Teil 1)
Morgen Teil 2)
*Die Fragwürdigkeit der Motive hinter dieser Dokumentation erschließt sich auch aus dem im Film immer wieder verwendeten Lied über den "Heiligen Krieg", ein auch heute in Rußland beliebtes und oft gesungener Hymnus. Darin wird die Würde und das Heilige besungen, das ein Volk erheben läßt, um für sein Leben zu kämpfen. Stalin hatte nach 1941 bewußt an das patriotische Gefühl der Russen appelliert, eine immer gerne sprudelnde Quelle dieses Volkes. Das eben wie ein Bär aufsteht und droht, aber doch letztlich ein weiches Herz hat - für beides steht der Bär. Im "Großen Vaterländischen Krieg 1941-1945", wie der Zweite Weltkrieg in Rußland heißt, hat sich dieser Bär aus Kraftquellen erhoben, die mit dem Kommunismus nichts zu tun hatten, von denen er sogar profitierte und dann schamlos ausnützte. Stalin wußte das,
und wir wissen das. ARTE wohl auch, aber die Gründe, dieses Lied hier
einzusetzen und damit Gegenwartsbezug zum heutigen Rußland zu schaffen, das
sich erdreistet, patriotische Gefühle zu hegen, liegen auf der Hand.
*160220*
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